FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Nahen Osten – und vielleicht rutschen wir in die nächste Energiekrise. Die Welt ist volatiler geworden. Was bedeutet das für die Fondsbranche? In dieser Phase sind eine gute Beratung und Produkte gefragt, die mit Verwerfun- gen gut umgehen können. Asset Manager sind langfristig orientierte Investoren, die keinen Trends hinterherhecheln. Sie schaf- fen ein stabiles Umfeld für ganze Volkswirt- schaften. Die Fondsbranche wird oft unter- schätzt. Und sie wird extrem oft falsch verstanden. Sie ist ein anderes Geschäft als das Banking oder das Investmentbanking. Schauen Sie etwa, wie die höheren Bau- zinsen auf die Immobilienmärkte durch- schlagen. Es bleibt abzuwarten, ob das zu einem Problem wird. Die Banken haben wahrscheinlich an Menschen Darlehen ver- geben, bei deren Bonität Sie und ich kein Geld mehr verleihen würden. Auch Ihr Haus geriet in einen Sturm. Drei Portfoliomanager in den USA haben Zahlen frisiert. Die Allianz entschädigte die Kunden der Structured-Alpha-Strategien mit Mil- liardenzahlungen. Die US-Behörden ver- hängten Strafen und Sie mussten das US- Geschäft an Voya abgeben. Wie gehen Sie damit um? Für mich ist das Thema abgeschlossen. Dank der großen Unterstützung durch unsere Mutter rma konnten wir unsere Kunden in einem sehr fairen Kompromiss kompensieren. Kein anderer Regulator auf diesem Planeten hat uns das Vertrauen ent- zogen, und die Kunden haben uns die Treue gehalten. Das wirklich Traurige ist, dass drei Menschen massiv gegen Regeln und Vorschriften verstoßen, unsere Organi- sation mit ihren mehr als 2.500 Menschen betrogen und hintergangen sowie das Ver- trauen unserer Kunden missbraucht haben. Das Vertrauen unserer Kunden ist das Wertvollste, was wir haben. Liefen die Kunden nach der Entdeckung des Falls Sturm? Die Kunden fragten natürlich nach, ob es sich um ein systemisches Problem bei uns handelt. Aber die Behörden selbst haben festgehalten, dass es sich um einen isolier- ten Fall gehandelt hat. Letztendlich kam es kaum zu Mittelab üssen. Ich bekam hin- terher viele Ratschläge, was wir alles hätten besser machen können. Die fand ich aber wenig hilfreich. Ich wünsche so etwas kei- nem meiner Mitbewerber. Hätten Sie etwas besser machen können? Wir hatten bereits ein sehr robustes Com- pliance-Rahmenwerk – mit Verlaub, wir sind ja keine Pommesbude. Ja, es gab auch vereinzelte Schwächen. Wir haben uns unsere Prozesse angeschaut und sie nachge- schärft. Aber ganz ehrlich: Wenn jemand sich ein fremdes Mobiltelefon besorgt, um gefälschte Daten zu verschicken, dann ndet das kein Compliance-System der Welt. Wenn ich oder irgendjemand den Verdacht gehabt hätte, dass einer unserer Mitarbeiter betrügt und Daten fälscht, hätten wir gewiss nicht weggeschaut. Wie reagierte der Mutterkonzern Allianz? Als börsennotierter Asset Manager ohne unsere Mutter imRücken wären wir pleite- » Wir hatten bereits ein sehr robustes Com- pliance-Rahmenwerk – mit Verlaub, wir sind ja keine Pommesbude. « Tobias Pross, Allianz Global Investors FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN fondsprofessionell.de 4/2023 345

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