FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Minyue Wang von der Ratinggesellschaft Fitch verweist wiederum als mögliche In- strumente zur Eindämmung von Ab üs- sen auf Rücknahmegebühren, Swing Pri- cing, Rücknahmebeschränkungen oder -aussetzungen. Beim Swing Pricing können Anbieter die Fondspreise den Ein- und Ausstiegsorders der Anleger anpassen. „Es gibt noch keinen harmonisierten EU-Rah- men, sodass die Umsetzung solcher Maß- nahmen vom nationalen Recht abhängt“, betont Wang. „Die laufende Überprüfung der Richtlinien für UCITS und alternative Investmentfonds durch die EU-Kommis- sion könnte jedoch zu einer stärkeren Harmonisierung der aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen führen.“ Raus um jeden Preis Eine Massen ucht aus Fonds lasse sich durch das Swing Pricing aber nicht aufhal- ten, schränkt Morningstar-Analystin Wolf- stetter ein. „Dafür ist es nicht gedacht“, erläutert sie. „Wenn einmal eine Entschei- dung zum Abzug von Mitteln gefallen ist, dann ist ein Abschlag durch das Swing Pricing auch nicht mehr ausschlaggebend.“ Das Aussetzen von Anteilsrückgaben sieht Wolfstetter wiederum „als letztes Mittel“ für die Anbieter. „Dies ist an strenge Bedingun- gen geknüpft und wäre die Ultima Ratio, wenn kein anderer Weg mehr o ensteht.“ Zu diesem Instrument mussten alle der zuvor erwähnten Gesellschaften greifen. Als weiteres Mittel, abgesehen von der Liquidation eines Fonds, bleibt als recht neues Instrument die Abspaltung von illi- quidenWertpapieren in Seitentaschen.Dies nutzte H2O als eine der ersten Fondsgesell- schaften. Bei einem gravierenden Verlust der Reputation wie bei der Boutique Odey greift dieses Instrument aber nicht. So blieb den Briten am Ende nur die Selbstauf- lösung. SEBASTIAN ERTINGER FP Bruno Crastes, H2O Asset Management: Der Starmanager kassierte eine Millionenbuße und ein Berufsverbot für fünf Jahre. Er geht dagegen vor. Crispin Odey, vormals Odey Asset Management: Der Boutiquengründer wurde nach Missbrauchsvor- würfen abgesetzt. Er bestreitet die Anschuldigungen. Drei Dramen um eingefrorene Fonds GAM Die Schweizer Fondsgesellschaft GAM ringt seit Jahren mit den Folgen einer Fondsschließung. Im Sommer 2018 hatte das Haus den Manager der mehr als sechs Milliarden Euro schweren Abso- lute-Return-Bond-Serie suspendiert. DemMana- ger wurden Verstöße gegen interne Richtlinien vorgeworfen. Anleger seien jedoch nicht zu Schaden gekommen, betonte das Haus. Dennoch zogen Investoren im großen Stil Mittel ab, und die Gesellschaft fror die Fonds im Juli 2018 ein. Im August gab das Haus dann bekannt, die Vehikel liquidieren zu wollen. Ein Jahr später wurde die Liquidierung abgeschlossen. GAM leidet bis heute unter Mittelabzügen durch die Anleger und wurde nach einer Bieterschlacht von aktivistischen Investoren übernommen. H2O Der H2O-Frontman Bruno Crastes und sein Team haben sich mit makroökonomischenWetten einen Ruf erworben und für Anleger hohe Renditen er- zielt. Als jedoch im Sommer 2019 bekannt wurde, dass mehrere Fonds der Franzosen massiv in Unternehmenspapiere investiert hatten, die dem Umfeld des schillernden deutschen Finanziers Lars Windhorst zuzurechnen sind, zogen H2O- Kunden massiv Mittel aus den Strategien ab. Im Sommer 2020 musste das Haus dann mehrere Fonds einfrieren. Die Vehikel wurden aufgeteilt: Die illiquiden Papiere lagerte H2O in „Seitenta- schen“ aus. Diese sollten abgewickelt werden, was bis heute jedoch nicht gelang. Crastes und H2O erhielten hohe Strafen von der französischen Aufsicht, fechten diese aber an. Woodford Der Starinvestor Neil Woodford erfreute sich besonders bei britischen Anlegern großer Beliebt- heit. Sein Flaggschiff Woodford Equity Income Fund brachte zeitweilig mehr als elf Milliarden Euro auf die Waage. Doch dann brach die Perfor- mance ein, das Fondsvolumen schrumpfte. Letzt- lich musste Woodford den nur noch vier Milliar- den Euro schweren Fonds im Sommer 2019 ein- frieren. Dabei trat zutage, dass der Manager im großen Stil in nicht börsennotierte Papiere inves- tiert hatte. Um die Grenzen der Beimischung illi- quider Investments zu umgehen, hatte er Papiere an der Börse der Kanalinsel Guernsey listen las- sen, wie die Ermittlungen der britischen Finanz- aufsicht ergaben. Die Abwicklung des einstigen Vorzeigefonds dauert an. VERTRIEB & PRAXIS Fund Runs 364 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © H2O, HOLLIE ADAMS | BLOOMBERG 2021

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