FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Harald Schmitz, Vorstandschef der Bank für Sozialwirtschaft, über die Ursprünge des Finanzinstituts, den Fachkräftemangel in der Branche, ehrenamtliches Engagement und die Frage, warum seine Bank kaum Kreditausfälle verdauen muss. D ie „Sozialbank“, wie sich die Bank für Sozialwirtschaft seit Kurzem nennt, ist deutschlandweit an 14 Standorten präsent und betreut Unternehmen und Institutio- nen aus dem Bereich der Sozialwirtschaft. Die Bank kennt ihre Klientel und die Bran- che gut. So gut, dass die eigene Tochterge- sellschaft seit Jahrzehnten sozialwirtschaftli- che Beratungen für Betreiber, Investoren und Kreditinstitute anbietet. FONDS pro- fessionell traf Harald Schmitz in der Kölner Zentrale des Instituts zum Gespräch. Herr Professor Schmitz, Sie waren lange Jahre als Partner einer Wirtschaftsprü- fungsgesellschaft sowie als Geschäftsfüh- rer einer Wohlfahrtsorganisation tätig, be- vor Sie 2012 zur Bank für Sozialwirtschaft wechselten. Inwiefern helfen Ihnen die Er- fahrungen aus Ihren vorherigen Tätigkeiten bei Ihrer aktuellen Aufgabe? Harald Schmitz: Man suchte seinerzeit jemanden an der Spitze der Bank, der die Branche versteht und mit Kunden auf Augenhöhe sprechen kann. Ich verbrachte mein gesamtes Berufsleben fast ausschließ- lich in verschiedenen Positionen in der Sozialwirtschaft. Zum einen in der Wirt- schaftsprüfung, vor allem als Berater, der im In- und Ausland tätig war. Vor dem Start bei der Sozialbank arbeitete ich im Ma- nagement des damals größten gemeinnüt- zigen Einrichtungsträgers in Deutschland. Die Finanzierung von Krankenhäusern oder P egeeinrichtungen war schon im- mer mein Schwerpunkt, nicht aus Banken- sicht, aber von Seiten der Träger. Es ging vor allem um die Leistungs nanzierung: Die ist hochkomplex, da die Sozialwirt- schaft viele verschiedene Subbranchen be- sitzt, die alle ganz unterschiedlich re nan- ziert werden. Für mich war es dann nur noch ein kleiner Schritt, das Thema aus Bankensicht zu betrachten. Man sollte die Geschäftsmodelle und auch die verschiede- nen Träger sehr gut verstehen, wenn man das Kreditgeschäft in einer solchen Bank verantwortet. Sie feiern dieses Jahr ein Jubiläum, die So- zialbank wurde vor 100 Jahren gegründet. Welches Ziel verfolgten die Gründungs- gesellschafter damals mit diesem Schritt? Im Gründungsjahr 1923 herrschte eine sehr große Krise, es gab eine Hyperin a- tion und die Wirtschaft war quasi zusam- mengebrochen. Daher ossen auch keine Spenden mehr. Die sozialen Dienstleister verloren damit ihre Finanzierungsgrund- lage. Gleichzeitig wurde die soziale Absi- cherung in die Gesetzgebung aufgenom- men. Man führte das Subsidiaritätsprinzip ein, das heißt, der Staat und die öffentli- chen Institutionen verantworten die Absi- cherung, und die freien Träger führen sie durch. Damals entschlossen sich die sechs Wohlfahrtsverbände AWO, Caritas, Dia- konie,DRK, der Paritätische und der Wohl- verband der Juden, die im Übrigen auch heute noch unsere Gesellschafter sind, eine Institution zu gründen, die sicherstellt, dass staatliche Gelder, also öffentliche Mittel, in die Sozialwirtschaft transferiert werden. Dafür benötigte man eine Banklizenz. Der Start unserer Bank war quasi aus der Not geboren. „Ich bin durch und durch Sozialbanker “ » Der Start unserer Bank war quasi aus der Not geboren. « Harald Schmitz, Sozialbank BANK & FONDS Harald Schmitz | Sozialbank 396 fondsprofessionell.de 4/2023

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