FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Inwiefern haben sich die Schwerpunkte und Geschäftsfelder der Bank in den letz- ten 100 Jahren verändert? Der Satzungsauftrag von 1923 ist mehr oder weniger wortgleich mit dem, der auch heute noch in der AG, die 1997 ge- gründet wurde, gilt – also die Gewährung von Krediten ausschließlich für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft, die Verwaltung von Guthaben sowie – und das gilt bereits seit 100 Jahren – die Beratung der Akteure in diesen Branchen. Wenn man sich die Geschichte der Bank anschaut, sieht man ein Spiegelbild der Entwicklungen in der Sozialwirtschaft und der Handelnden. Bis in die 1980er-Jahre hatten wir nur gemein- nützige Kunden.Dann kamen auch private Anbieter wie private Klinik- und P ege- anbieter dazu. Es gab einen Wandel vom Selbstkostendeckungsprinzip hin zur leis- tungsorientierten Vergütung, wodurch auch Gewinne möglich waren. Der Auf- bau der derzeitigen großen P egekapazitä- ten beispielsweise wurde erst durch den enormen Einsatz von privatem Kapital möglich, das seit der Einführung der P e- geversicherung in den 1990er-Jahren mobi- lisiert wurde. Öffentliche Kunden machen rund 30 Prozent unserer Kunden aus, darunter Unikliniken oder kommunale Krankenhäuser. Dann gibt es einen großen Anteil an freien gemeinnützigen Trägern, beispielsweise aus der Behindertenhilfe oder Bildung, und den immer stärker wachsenden Teil der privaten Anbieter. Kaufen Sie sich mit den Kunden aus der Privatwirtschaft auch größere Risiken ein? Ein privater Krankenhausbetreiber kann ja bekanntlich pleitegehen. Unser Kreditportfolio ist sehr stabil, das zeigt sich seit Jahrzehnten. Das liegt daran, dass die Branche grundsätzlich stabil ist, un- abhängig von der Trägerschaft. Wir konn- ten aber auch in Zeiten, in denen es einzel- nen Subsektoren nicht so gut ging, auf unsere Branchenkompetenz bauen. Bei uns erhält nicht jeder einen Kredit, nur weil er gemeinnützig oder in der Branche tätig ist. Was wir derzeit amMarkt erleben, ist, dass auch ehemals stabile gemeinnützige Träger in die Insolvenz gehen. Das bedeutet für uns aber nicht zwingend einen Kreditaus- fall. In den letzten Jahrzehnten hatten wir nur sehr geringe tatsächliche Kreditausfälle. Bankexperten wundern sich oft über unse- re im Vergleich sehr geringen Ausfallquo- ten.Wir führen dieses gute Ergebnis darauf zurück, dass wir sehr viel in unsere Bran- chenexpertise investieren. Darüber ist nicht jeder Kunde immer erfreut. Ein Banker, der tief in der Materie ist, kann anstrengend, aber letztlich nur von Vorteil sein. Bei sehr großvolumigen Projekten kooperieren wir mit anderen Banken, vor allem mit ande- ren Spezialbanken, Landesbanken oder regionalen Volksbanken und Sparkassen. Die Institute arbeiten gern mit uns ge- meinsam, weil sie sich damit gewisser- maßen das Branchen-Know-how sichern. Was sind derzeit die größten Herausforde- rungen für Ihre Kunden? Das größte Risiko auf Seiten der Sozialwirt- schaft sehen wir im Fachkräftemangel. Einige Krankenhäuser können aufgrund des Mangels an quali ziertem Personal ein- zelne Bereiche wie Intensivstationen nicht » Wir haben bereits in den 1980er-Jahren einen Fonds aufgelegt, der sich an ethischen und sozialen Kriterien orientiert. « Harald Schmitz, Sozialbank FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT fondsprofessionell.de 4/2023 397

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