FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Lockruf aus den Bergen Institute aus der Schweiz und Liechtenstein drängen hierzulande auf den umkämpften Private-Banking-Markt. Um Kunden von sich zu überzeugen, schlagen sie sehr unterschiedliche Wege ein. E in Konto in der Schweiz gehörte in gut betuchten Kreisen in Deutschland geradezu zum guten Ton. Das bescherte Schweizer und Liechtensteiner Banken lan- ge regen Zulauf. Die verschärfte Jagd auf Steuerhinterzieher verpasste demGeschäfts- modell der Eidgenossen jedoch einen Dämpfer.Manches Institut aus den Alpen- ländern begrub daraufhin seine Ambitio- nen für das Deutschland-Geschäft. Doch Bern und Vaduz gaben mittlerwei- le ihre lange gep egte Diskretion auf und tauschen Steuerdaten mit anderen Staaten aus. Zuletzt wagten sich einige Institute wieder auf den deutschen Markt. Dabei gilt der hiesige Private-Banking-Markt als gut besetzt. Neben Großbanken, Sparkas- sen sowie Volksbanken und Privatbanken buhlen unabhängige Vermögensverwalter um die zahlungskräftige Klientel. Welche Chancen haben die Akteure aus den Alpen? Zu den bemerkenswerten Eintritten in das deutsche Private Banking zählt die Liechtensteiner LGT. Dabei handelt es sich streng genommen um einen Wiederein- tritt. Das im Besitz der liechtensteinischen Fürstenfamilie stehende Institut hatte 2011 sein Deutschland-Geschäft an die Beth- mann Bank verkauft. Zehn Jahre später kündigte die LGT ihre Rückkehr an. Im Oktober 2022 erö nete das Geldhaus dann die erste Niederlassung in Hamburg, es folgten Standorte in Düsseldorf und Köln. Als Nächstes sind Frankfurt und München an der Reihe. Die Mitarbeiter für die Deutschland-Expansion rekrutieren die Liechtensteiner pikanterweise häu g wo? Genau, bei der Bethmann Bank. Der Auftritt scheint zu überzeugen. „Das Wachstum in Deutschland liegt deutlich über unseren Erwartungen“, gab LGT-Vor- standsmitglied Florian Dürselen unlängst zu Protokoll. „Für die LGT ist Deutschland ein zentraler Wachstumsmarkt“, sagt Oliver Mihm, Gründer und Leiter der Beratungs- gesellschaft Investors Marketing. „Sie haben in ihrer Strategie de niert, dass sie eine signi kante Präsenz und Marktanteile in Deutschland erreichen wollen.“ Die Posi- tionierung des Fürstentums Liechtenstein und des Fürsten gäbe zudem eine gute Story für den Markt her, ergänzt Mihm und resümiert: „Die LGT zählt sicherlich zu den ernst zu nehmenden Angreifern.“ Zwei Gruppen Der Experte erkennt zwei Gruppen von Alpinbanken, die hierzulande ihre Aktivitä- ten ausbauen. „Zum einen gibt es Häuser, die über eine gewisse Kraft verfügen“, erläu- tert Mihm. Dazu zählt er die LGT. „Initiati- ven von kleineren Instituten sehe ich eher unter dem Aspekt der opportunistischen Marktbearbeitung.“Solche Banken würden sich vorsichtig herantasten. „Dabei versu- chen sie, an bestehenden Kontakten anzu- knüpfen und über Einzelfälle das Geschäft auszuweiten“, erläutert Mihm. » Das Wachstum in Deutschland liegt deutlich über unseren Erwartungen. « Florian Dürselen, LGT Bei Geldhäusern aus dem Alpenraum scheint das Interesse am deutschen Markt wieder zu erwachen. Immer mehr Banken aus Liechtenstein oder der Schweiz bemühen sich um Geschäft mit vermögenden Kunden. BANK & FONDS Private Banking 414 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © BY-STUDIO | STOCK.ADOBE.COM

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