FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Hoffnungs schimmer Nach schwachen Jahrzehnten vermelden Europas Banken deutlich höhere Gewinne. Auch deutsche Finanzinstitute profitieren vom Zinsanstieg, hinken bei der Profitabilität aber weiter hinterher. U npro tabel, unbeweglich, abgehängt – diese drei Eigenschaften mussten sich Europas und besonders Deutschlands Banken in den vergangenen Jahren nach- sagen lassen. Doch 2022 wendete sich das Blatt. Die Welt der ultralaxen Geldpolitik mit ihren ins Negative reichenden Zinsen drehte sich in ein Umfeld rasch steigender Leitsätze. Das befeuerte die Gewinne der Geldhäuser. Doch die Erfolgsmeldungen gelten nicht für die gesamte Branche. Grundsätzlich gelten Banken rund um den Globus wieder als vorzeigbar. Die Branche dürfte 2023 voraussichtlich eine Eigenkapitalrendite in Höhe von 13 Pro- zent erzielen, schätzen die Analysten der Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie. 2022 waren es bereits zwölf Prozent. Damit liegt die Kennzi er deutlich höher als im langfristigen Durchschnitt, der seit 2010 gemessen bei neun Prozent liegt. Die nach der Lehman-Pleite auferlegte Kosten- disziplin und der Abbau von Risiken in den Bankbilanzen tragen nun Früchte. „Die positive Entwicklung bei der Pro- tabilität der Banken weltweit hält auch in diesem Jahr an, und die Institute können ihre Gewinne ausbauen“, kommentiert Max Flötotto, Leiter der Banken-Beratung bei McKinsey in Deutschland und Öster- reich, die Entwicklung. Während in der vergangenen Dekade US-amerikanische Häuser den Takt bei der Pro tabilität vor- gaben, trumpften zuletzt die europäischen Institute auf. So fuhren die 22 größten Geldhäuser des Kontinents im ersten Halb- jahr 2023 unterm Strich einen Gewinn in Höhe von 74 Milliarden Euro ein – ein Zuwachs von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies errechneten die Analysten der Deutschen Bank. Den Geldhäusern des Alten Kontinents gelang es damit, den Rekordwert von vor der Finanzkrise mit 72 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2007 zu übertre en. Die Deutsche-Bank-Analysten klammerten bei der Betrachtung Schweizer Geldhäuser aus, denn die UBS hat im Zuge der Übernah- me der Credit Suisse einen außerordentlich hohen Gewinnzuwachs verbucht, der die Ergebnisse verzerrt hätte. „Die Rentabilitäts- kennzahlen auf beiden Seiten des Atlantiks liegen etwa gleichauf“, berichtet Deutsche- Bank-Analyst Jan Schildbach. „Es ist das erste Mal seit 2015, dass die europäischen Banken nicht wesentlich hinter ihren US- Konkurrenten zurückbleiben.“ Tiefpunkt passiert Auch die deutschen Institute verzeichne- ten 2022 Zuwächse. Die Zinsüberschüsse summierten sich auf rund 92 Milliarden Euro, nachdem sie 2020 mit 81 Milliarden Euro einen Tiefpunkt markiert hatten. Das operative Ergebnis kletterte auf 46 Milliar- den Euro – das beste Ergebnis seit einem Jahrzehnt. „Auch wenn die deutschen Ban- ken die Lücke zum globalen Durchschnitt Bankenviertel in Frankfurt: Deutsch- lands Geldhäuser verzeichnen so hohe Zinsüberschüsse wie lange nicht. Gleichwohl können die Banken den Abstand zur internationalen Konkurrenz nicht verringern. 92 Mrd. Euro an Zinsüberschüssen erzielten Deutsch- lands Banken 2022. Quelle:DeutscheBundesbank BANK & FONDS Geschäftsentwicklung 420 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © ANSELM | STOCK.ADOBE.COM

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