FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

chen in der Zukunft geben. Denn diese hängt außer von der Höhe des Basiszinses entscheidend von der Summe der ausge- schütteten Erträge ab, die sich natürlich nicht vorhersagen lässt. Vor allem aber ist ein solcher Vergleich nur selten möglich, denn die Gewinne, die auskehrende und thesaurierende Anteilsklassen ihren Anle- gern bescheren, fallen in der Regel unter- schiedlich hoch aus. Das liegt daran, dass Erträge – etwa Dividenden – meist nicht in derselben Höhe auf die verschiedenen Tranchen verteilt werden. Anhand des Aktienfonds DWS Top Dividende zeigt sich, wie es dazu kommt. Alles auf null? Der Blick in die Ertrags- und Steuer- daten der ausschüttenden Anteilsklasse des Fonds, die im Namen das Kürzel „LD“ trägt, und in die der wiederanlegenden Tranche mit der Kennung „LC“ hält eine Überraschung bereit. In der LD-Klasse wird für das Jahr 2021 eine Ausschüttung von vier Euro ausgewiesen, für 2022 sind es 4,30 Euro. In der LC-Klasse aber sind die 2021 thesaurierten Erträge mit 0 Euro be- zi ert. Eine Angabe für 2022 fehlt noch. „Aber das wird auch eine Null sein“, sagt DWS-Steuerexperte Patrick Jendrusch. Hat die LC-Klasse also zwei Jahre lang keine Gewinne thesauriert? Doch, natür- lich. „In den Ertrags- und Steuerdaten auf der Homepage werden lediglich die zu versteuernden Erträge aufgeführt“, erklärt Jendrusch. Da für 2021 und 2022 keine Vorabpauschale an el, belief sich der Betrag auf null. Die Höhe der tatsächlich thesaurierten Erträge lässt sich nur in den Jahresberichten des DWS Top Dividende erkennen, und zwar in der Verwendungs- rechnung der Anteilsklasse LC. An dieser Stelle des Jahresberichts 2022 ndet sich die Summe 11,33 Euro.Die aus- schüttende LD-Klasse hatte ihren Anlegern mit 4,30 Euro also o enbar nicht einmal zu halb so hohen Erträgen verholfen. „So ist das nicht“, sagt Jendrusch. Denn: Die LD-Klasse des DWS Top Dividende hat 2022 laufende Erträge von 9,84 Euro pro Anteil erzielt. „Wir schütten aber nicht im- mer alles aus“, erklärt Jendrusch. Dennoch bleibt eine Di erenz von 1,49 Euro. Wie kann es sein, dass zwei Tranchen eines Fonds ihren Anlegern nicht exakt densel- ben Gewinn bringen? Dafür gibt es zwei Gründe. „Zunächst einmal haben wir die Verteilung des Ergeb- nisses“, sagt Jendrusch.Wie das funktioniert, erläutert er an einem vereinfachten Rechen- beispiel. „Die LD-Klasse des DWS Top Dividende ist älter und damit auch um einiges größer als die thesaurierende Tranche“, sagt der Steuerexperte. In seinem Beispiel nimmt er daher für die LD-Klasse 800 umlaufende Fondsanteile an, für den Thesaurierer 200 Anteile. „Die Ausschüt- tungen in der LD-Anteilsklasse mindern natürlich den Preis“, so Jendrusch. Daher geht er in seiner Musterrechnung von einem Anteilspreis von 130 Euro für die ausschüttende Tranche aus, für die LC- Klasse von 170 Euro. „Nehmen wir an, dass zum 30. Januar eines Jahres eine Dividendenzahlung von 1.000 Euro hereinkommt“, sagt Jendrusch. Diese wird auf der Masterebene des Fonds gebucht und auf die beiden Anteilsklassen verteilt. „Dafür werden die Anteile in jeder Tranche mit dem Preis multipliziert: die Ergebnisse werden dann in Relation zu- einander gesetzt“, erklärt er. Damit ießen 753,62 Euro an die LD- und 246,38 Euro an die LC-Anteilsklasse. Die Höhe bleibt unverändert „Nun kommt noch der Ertragsausgleich hinzu“, sagt Jendrusch. Dieser stellt sicher, dass die Höhe der Dividende pro Fonds- anteil unverändert bleibt, wenn Anleger der beiden Klassen Anteile verkaufen oder kaufen. Werden in der LD-Klasse etwa 50 Fondsanteile abgestoßen, so vermerkt die Patrick Jendrusch, DWS: „In den Ertrags- und Steuerdaten auf der Homepage werden lediglich die zu versteuernden Erträge aufgeführt.“ Bastian Hammer, BVI: „In den vergangenen Jahren konnte es zu einem höheren Zinseszinseffekt bei thesaurierenden Fonds kommen.“ » Der Inhaber eines thesaurierenden Fonds zahlt am Ende nicht mehr und nicht weniger Steuern. « Oliver Schultze, S&V fondsprofessionell.de 4/2023 447 FOTO: © DWS, BVI

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=