FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Editorial MEINUNG W ie sich die Zeiten ändern: Vor drei Jahren einigten sich die deutschen Branchenverbän- de darauf, dass Fonds nur noch als nachhaltig emp- fohlen werden dürfen, wenn sie gewisse Ausschluss- kriterien erfüllen. Eines davon zielt auf Unterneh- men, deren Umsatz mit Rüstungsgütern zehn Pro- zent übersteigt. Und heute? Antworten 94 Prozent der Vermögensverwalter bei einer Umfrage von Han-ETF, für sie seien Investitionen in Rüstungs- aktien mit ESG-Prinzipien vereinbar. Panzer und Granaten im Nachhaltigkeitsfonds? Kein Problem! Russlands Krieg gegen die Ukraine führte eben schmerzhaft vor Augen, dass eine Demokratie nur dann wehrhaft ist, wenn sie sich auch wehren kann – notfalls mit Waffen. Kein Wunder also, dass Euro- pa seine Rüstungsindustrie stärken möchte. Dafür braucht es privates Kapital. Die EU-Kommission betont, ihre ESG-Regulierung schließe Investitionen in diesen Sektor nicht explizit aus. Sie möchte nicht schuld daran sein, dass die Branche, die Europas Sicherheit garantieren soll, unter hohen Refinanzie- rungskosten ächzt. Mittlerweile arbeiten auch die deutschen Branchenverbände daran, die Waffenher- steller von ihrer Ausschlussliste zu streichen. Das heißt aber noch lange nicht, dass Rüstungs- konzerne plötzlich ESG-konform sind. Ein wichti- ges Prinzip der Nachhaltigkeitsdebatte lautet „Do No Significant Harm“: Eine Aktivität, die anderen ESG-Zielen zuwiderläuft, kann selbst nicht nachhal- tig sein. Damit schießen sich Panzer und Granaten verlässlich aus jedem Öko- und Ethikdepot. FP Kollateralschaden Nachhaltigkeit Ihr Bernd Mikosch, Chefredakteur 29./30. JANUAR 2025 fondsprofessionell.de fondsprofessionell.de 3/2024 9 FOTO: © AXEL GAUBE FÜR FONDS PROFESSIONELL
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=