FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

die Dividenden ausschütten und ihre Divi- denden steigern, auch im Healthcare-Be- reich und im Energiesektor. Wie ordnen Sie die Marktturbulenzen An- fang August ein? Nach so starken Gewinnen sind Gewinn- mitnahmen ganz normal. Es würde mich nicht wundern, wenn der Markt eine Zeit lang unter Schwankungen eher seitwärts läuft. Wir glauben aber an die Fortsetzung des Bullenmarktes. Vertreter der US-Noten- bank Fed haben angedeutet, dass sie die Leitzinsen senken würden, wenn sich die Wirtschaft abschwächt. Der berühmte Fed-Put … Es mag immer wieder zu kurzen Rück- setzern oder auch Korrekturen von zehn bis 20 Prozent kommen, gerade wenn Re- zessionsängste dazukommen – aber das sind kurzfristige Effekte. Echte Bärenmärk- te treten dagegen auf, wenn eine Rezession wirklich eintritt, aber das ist nicht in Sicht. Wir beobachten eher Rücksetzer, vielleicht auch Korrekturen, aber keinen Bärenmarkt. Ich würde solche Kursbewegungen eher zum Einstieg nutzen. Das Aufkommen der Mega Caps fällt zu- sammen mit der Dominanz passiver Anla- gestrategien. Purer Zufall? Es gab einen Strukturwandel am Aktien- markt, der auch erklärt, warum die Magni- ficent Seven für fast 30 Prozent der Markt- kapitalisierung des S&P 500 stehen. Der S&P 500 ist im Kern ein gemanagtes Port- folio. Ein Komitee bei Standard & Poor’s entscheidet darüber, welche Aktien enthal- ten sind. Aber das Portfolio wird nur selten gehandelt – sprich umgeschichtet –, und es ist nicht so einfach für viele Fondsmanager, in ihrem Portfolio sieben Aktien mit ins- gesamt 30 Prozent zu gewichten. Der S&P 500 kann das, und passive Anlagen wie ETFs folgen dem einfach.Wenn nun Anle- ger aus aktiven Fonds in passive ETFs um- schichten, treibt das die Nachfrage nach den Aktien noch weiter. Der Erfolg zieht weiteren Erfolg nach sich, und das Anlage- geld wandert in ein Portfolio, das bereits in einer Handvoll Aktien übergewichtet ist. Als Resultat fließt noch mehr Geld in genau diese Aktien. Wo ist das Risiko? Das ist ein gewisses Risiko für die Investo- ren in S&P-500-ETFs.Wenn das Sentiment dreht und sie irgendwann ihre Position reduzieren, kann das Ganze auch in die andere Richtung kippen. Der strukturelle Faktor erklärt, warum die Bewertungen einiger Aktien so hoch sind und warum Risiken entstehen. Man darf aber nicht vergessen, dass die allermeisten Investoren bislang üppige Gewinne gemacht haben. Kurz vor Redaktionsschluss dieser Aus- gabe galt als ausgemacht, dass die Fed im September einen ersten Zinsschritt wagt. Die meisten Marktteilnehmer rechnen mit weiteren Zinssenkungen noch in diesem Jahr. Sie auch? Ich glaube nicht, dass es so rasch gehen wird. Das mag eine Enttäuschung sein für die Märkte, aber es zeigt auch, dass die Wirtschaft weiter widerstandsfähig bleibt. Auch die fünf eingepreisten Zinssen- kungen im kommenden Jahr halte ich für unrealistisch. Die Wirtschaft hat insgesamt positiv überrascht, und die Konsumenten bleiben stark. Aber die Fed hat die Zinsen extrem weit erhöht. Muss sie die nicht zurücknehmen? Natürlich hat die Notenbank die Leitzin- sen auf 5,25 Prozent drastisch erhöht, aber die Anomalität war eher der Ausgangs- punkt bei null Prozent, nicht die Spitze bei 5,25 Prozent. Wir erleben also eher eine Normalisierung in der Wirtschaft und der Geldpolitik. Zu Jahresanfang, als die Märk- te noch an sechs oder sieben Zinssenkun- gen um 25 Basispunkte in diesem Jahr glaubten, glaubte ich höchstens an zwei bis » Die Wirtschaft schafft es, trotz der Einmischung aus Washington zu wachsen. « Ed Yardeni, Yardeni Research FOTO: © CHRISTOPHER GOODNEY I BLOOMBERG MARKT & STRATEGIE Ed Yardeni | Yardeni Research 114 fondsprofessionell.de 3/2024

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