FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Das große Schürfen Die Versorgung mit Erdgas, Kupfer oder Weizen ist zuletzt in den Fokus gerückt. Damit ist auch das Interesse der Anleger wieder erwacht. Doch Rohstoffinvestments bergen Tücken. S eien es Mais, Aluminium oder Rohöl – zu Beginn des Jahrtausends hatte eine regelrechte Euphorie die Preise aller Rohstoffe emporgehoben. „In den frühen 2000er-Jahren führte der Aufstieg Chinas zu einem Wachstum der Nachfrage und zu einem erheblichen Anstieg der Preise im gesamten Rohstoffkomplex“, formuliert es Kier Boley, Chefstratege für alternative Investments bei der Union Bancaire Privée (UBP). „Das Interesse erreichte vor 2008 seinen Höhepunkt.“ In der darauf folgenden Baisse von 2010 bis 2020 seien dann die Chancen für Roh- stoffinvestoren gering gewesen, berichtet der UBP-Analyst. „Seit 2020 ist jedoch wie- der ein Anstieg der Preise und der Volatili- tät zu verzeichnen“, ergänzt Boley. Doch nicht alle Grundgüter steigen und fallen im gleichen Takt. Dies bestätigt ein Blick auf die Entwicklung wichtiger Rohstoffe (siehe Grafiken folgende Seite). Während etwa Rohöl und Weizen auf- grund des russischen Feldzugs gegen die Ukraine im Jahr 2022 Preissteigerungen um mehr als 100 Prozent verzeichneten, ebbten die Aufschläge in den vergangenen Monaten wieder deutlich ab. Andere Edel- metalle wie Gold und Silber wiederum schwangen sich angesichts der politischen Unsicherheiten zu immer neuen Höhen auf. Darüber freuen sich nicht nur Anleger, die Goldbarren oder Silbermünzen im Tresor liegen haben, sondern auch die Pro- duzenten – und ihre Aktionäre. „Für die Goldminengesellschaften be- deuten diese Rekordgoldpreise Rekord- margen“, meint Imaru Casanova, Portfolio- managerin Gold und Edelmetalle bei der Fondsgesellschaft Van Eck.Da sich die Kos- ten in Grenzen hielten, hätten die Unter- nehmen ihren freien Cashflow zuletzt er- heblich steigern können. Zwar seien auch die Aktienkurse der Goldschürfer geklet- tert, die Analystin sieht aber noch Poten- zial. „Während Gold neue Höchststände erreicht hat, bleiben die Goldaktien weit unter ihren historischen Höchstständen“, meint Casanova. Stimmungsschwankungen Andere Edelmetalle wie Platin, das etwa in Autokatalysatoren oder der Medizintech- nik Anwendung findet, traten dagegen auf der Stelle. Dabei diagnostiziert das World Platinum Investment Council eine Diskre- panz auf demMarkt. Denn einer robusten Nachfrage stehe das zweite Jahr in Folge ein geringeres Angebot gegenüber. „Selbst auf Defizite dieser Größenordnung scheint der Platinpreis nicht zu reagieren“, urteilt Trevor Raymond, Chef des World Plati- num Investment Council. „Lange Zeit wurde die Preisbildung mehr durch die Stimmung als durch die Fundamental- daten beeinflusst.“ Einer der wichtigsten Auslöser dieser Stimmung sei, dass Investoren mit Blick auf das Aufkommen von Elektroautos » Der globale Handel könnte zum Spielball der Politik werden. « Nitesh Shah, Wisdom Tree Abbau von Rohstoffen: Die Frage der nachhaltigen Förderung gewinnt an Bedeutung. Zudem unterliegen die Preise von Grundgütern sehr unterschiedlichen Faktoren, was Investments erschwert. MARKT & STRATEGIE Rohstoffe 120 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © AGNORMARK | STOCK.ADOBE.COM
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