FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

Herausforderungen im ESG-Regime. Die Baukosten sind explodiert, und alles zusam- men hat zu einemDesaster in der Branche geführt. Jeder, der zu hoch oder zu kurz fremdfinanziert war und offene Baukosten- risiken hatte, bekam massive Probleme. Wer in Immobilien investiert, sollte auf die Kongruenz der Laufzeit von Asset und seiner Finanzierung achten. Das ist eine einfache, aber elementare kaufmännische Regel. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen? Wir haben kaum mehr gekauft, und dass wir bis 2022 Objekte noch zu auskömmli- chen Faktoren verkauft haben, hat uns Luft verschafft. Beim veränderten ESG-Umfeld dominiert noch die Unsicherheit, und wann immer Themen unklar sind, werden die Preisabschläge höher. Hier kommt uns zugute, dass wir Quadoro von Anbeginn als Nachhaltigkeitsmanager verstanden haben und erneuerbare Energien immer schon als Bestandteil auch der Assetklasse Immobilie gesehen haben. Schon seit 2015 achten wir bei jedem Objekt penibel da- rauf, in welchem energetischen Zustand es ist und wie man es weiterentwickeln kann. Wie beurteilen Sie, dass der Plan, Immobi- lienfonds auch in Kraftwerke erneuerbarer Energien investieren zu lassen, Ende letz- ten Jahres wieder aus demZukunftsfinan- zierungsgesetz gestrichen wurde? Zum Glück setzen sich gute Ideen trotz- dem durch. Jetzt werden das KAGB und das Investmentsteuergesetz so geändert, dass Immobilienfonds bis zu 15 Prozent in Erneuerbare-Energien-Anlagen investieren können. Das zeigt, wie nahe erneuerbare Energien und Immobilien beieinander sind und im Hinblick auf die Erreichung von Klimazielen aufeinander bezogen wer- den müssen. Anleger sollten allerdings da- rauf achten, ob das Management solcher Fonds Know-how in beiden Assetklassen mitbringt. Welche Erfahrungen machen Sie mit der Nomenklatur aus der Offenlegungsverord- nung und der daraus abgeleiteten Berichts- pflicht? Viele erkennen inzwischen, dass die Vorgaben für einen Immobilienfonds, der Artikel 9 gerecht würde, nicht erfüllbar sind. Da hat die EU ein Stück weit versagt. Wenn man bedenkt, wie viele tausend Seiten Papier produziert wurden, wie viel Verwirrung gestiftet wurde und dass die Offenlegungsverordnung schon nach vier Jahren in die Revision muss, dann sieht man, dass die EU hier keine Meister- leistung vollbracht hat. Wo liegen die Hauptprobleme? Das Hauptproblem besteht darin, dass der Markt Artikel 8 und 9 als Qualitätsmerk- male begriffen hat. Das sind sie aber nicht. Sie beschreiben lediglich, was alles offenge- legt werden muss. Sie können mit einem Artikel-6-Fonds, der sanierungsbedürftige Wohnungen kauft und wieder marktfähig macht, einen extrem hohen gesellschaft- lichen Nutzen erzielen.Um sich für Artikel 8 oder 9 zu qualifizieren,müssen sie stattdes- sen schon zu Beginn mit einer bestimmten Quote in bereits nachhaltige Objekte inves- tiert sein. Das führt zu vielen Widersprü- » Wer in Immo- bilien investiert, sollte auf die Kongruenz der Laufzeit von Asset und seiner Finanzierung achten. « Michael Denk, Quadoro FOTO: © JOSE POBLETE fondsprofessionell.de 3/2024 185

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=