FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
chen und Fehlannahmen, zum Beispiel zu dem Trugschluss, Artikel-9-Produkte wür- den sich von selbst verkaufen. Auch wird zu wenig berücksichtigt, dass Liquidität die Nachhaltigkeitsquote reduziert. Wie das? Wer sagt, 80 Prozent seiner Investitionen seien nachhaltig, zugleich aber zehn Pro- zent Liquidität vorhält, muss sicherstellen, dass der restliche Bestand umso nachhalti- ger ist. Sie können dann kein Objekt mehr ankaufen, um es erst noch nachhaltig zu machen. Alle müssten schon nachhaltig sein. Liquidität nachhaltig zu investieren ist schwierig.Gegenwärtig fehlen sowohl nach der Taxonomie als auch der Offenlegungs- verordnung die Prüfungskriterien. Für Letz- tere könnte man gegebenenfalls ein öko- logisches Merkmal konstruieren, es schei- tert dann aber nachgelagert an der DNSH- Prüfung, da es keine PAIs für Liquidität gibt. (Anm. d. Red.: DNSH steht für „Do No Significant Harm“, PAI für „Principal Adverse Impact“.) Wie sehr leiden Büroinvestments unter demHomeoffice? Die Diskussion um dieses Thema ist aus meiner Sicht auch fehlgelaufen. Der Mythos Homeoffice wird sich bald erledigt haben.Homeoffice wurde zu einem gewis- sen Grad ausgenutzt, jeder kennt den Nachbarn, der im Homeoffice Rasen mäht. Oder nehmen Sie die betriebliche Ausbildung: Die ist im Homeoffice nicht möglich, zudem geht die Bindung ans Unternehmen verloren. Dieser Dreiklang bringt immer mehr Unternehmen dazu, die Leute wieder ins Büro zu holen. Im Homeoffice arbeiten zu können ist ein gesellschaftlicher Wert geworden. Viele Unternehmen finden kein Personal, wenn sie nicht auch Homeoffice anbieten. Die sagen dann: „Wenn du in diesem Un- ternehmen Karriere machen willst, dann kannst du vielleicht einen Tag Homeoffice in der Woche haben.“ Ein Tag pro Woche Homeoffice heißt aber auch schon 20 Prozent weniger Flächenbe- darf. Auch nur in der Statistik. Die Mitarbeiter sind in der Regel dieselben drei oder vier Tage gleichzeitig im Büro. Von Dienstag bis Donnerstag sind die Büros voll, am Freitag sind sie leer. Die Gesamtfläche müssen Sie trotzdem vorhalten. Bei Ihremneuen offenen Infrastrukturfonds werden Sie das Asset Management an die EB-SIM auslagern, oder? Die EB-SIM ist Berater. Quadoro hat seit vielen Jahren auch Erfahrung mit erneuer- baren Energien, daher können auch wir Projekte einbringen und managen. Wir vertreiben auch gemeinsam. Geraten Sie da nicht in Wettbewerb zu- einander? Nein, während wir unseren offenen Immo- bilienfonds überwiegend über Kirchenban- ken vertreiben, hat sich die EB-SIM inzwi- schen viel breiter aufgestellt. Wir werden den Infrastrukturfonds in voller vertriebli- cher Breite bringen, weil wir da auch einen entsprechend großen Markt sehen. Aber um den Preis, dass Ihre Anleger- schaft nicht mehr so homogen ist wie bei Ihrem offenen Immobilienfonds. Das ist richtig.Wir haben aber in der jetzi- gen Krise auch gesehen, dass die KAGB- Regulierung die richtige Wirkung entfaltet: Es gibt bisher keine Schließung von offe- nen Publikumsfonds.Die Schutzmechanis- men funktionieren. Derzeit notleidende Immobilieninvestments haben alle auf die NutzungsartWohnen ge- setzt. Kürzlich haben Sie sich mit Quadoro als Service-KVG allerdings selbst notlei- dende Wohnimmobilieninvestments um den Hals gehängt. Warum? » Wir werden den Infrastrukturfonds in voller vertrieblicher Breite bringen. « Michael Denk, Quadoro FOTO: © JOSE POBLETE SACHWERTE Michael Denk | Quadoro 186 fondsprofessionell.de 3/2024
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