FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

zumindest gesprächsbereit in der Debatte um eine Pflichtversicherung für elementare Naturgefahrenschäden. „Wir brauchen aber auch Bauverbote in Überflutungsgebieten, eine Pflicht zu wasserresilienten Baustoffen und bessere Hochwasserschutzanlagen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Nur so könne die Spirale aus immer mehr Schäden und steigenden Beiträgen durch- brochen werden. Handlungsbedarf Die Betroffenen scheinen überwiegend zu mehr Eigenverantwortung bereit zu sein, fordern allerdings auch mehr Investi- tionen vom Staat, zeigt eine im Mai veröf- fentlichte Umfrage imAuftrag der R+V-Ver- sicherung unter 1.000 Erwachsenen. Dem- nach sind 55 Prozent bereit, selbst mehr zum Schutz vor Extremwetter zu investie- ren. 28 Prozent haben dies nach eigenen Angaben bereits getan. Zugleich wünschen sich 87 Prozent auch höhere staatliche Investitionen in den Hochwasserschutz. Rund zwei Drittel sind für einen konse- quenten Baustopp in hochwassergefähr- deten Risikogebieten (siehe Grafik unten). Kein Wunder: Eine überwältigende Mehr- heit (95 Prozent) ist überzeugt, dass Unwet- terschäden jedes Haus in Deutschland tref- fen können. „Drei Jahre nach der Flutkatastrophe an der Ahr und in der Eifel haben sich die schockierenden Bilder ins kol- lektive Gedächtnis eingebrannt: mehr als 180 Tote, hunderte Verletzte und tausende zerstörte oder beschädigte Häuser“, erin- nert Norbert Rollinger, Vor- standsvorsitzender der R+V. „Angesichts des Klimawan- dels muss die Politik dringend handeln; sie hat eine Fürsorge- pflicht für ihre Bürger“, betont Rollinger. Wenn zu viele Flä- chen versiegelt werden,marode Deiche weiter verfallen und Neubauten in Überschwem- mungsgebieten genehmigt werden, droh- ten in Zukunft immer häufiger immer größere Schäden, warnt der R+V-Chef. Bei R+V sei das Opt-out-Modell in der Wohn- gebäude- und in der Hausratversicherung seit Jahren Standard.Das bedeutet: Der Ver- sicherte muss den Schutz vor Naturgefah- ren bewusst abwählen, wenn er ihn nicht will. Entsprechend haben im Bestand der R+V 70 Prozent der Kunden eine Wohn- gebäudeversicherung mit Naturgefahren- Baustein abgeschlossen. Im Neugeschäft liegt die Quote sogar bei fast 80 Prozent. Solche Opt-out-Modelle betreiben rund 20 Wohngebäudeversicherer für den Ele- mentarschadenschutz, schätzt die Kölner Ratingagentur Assekurata. Dennoch dürfte es Jahre dauern, „bis über das mäßige Neu- geschäft die derzeitige Quote von 54 Pro- zent Elementarschutzanteil eine maßgeb- liche Größe erreicht“, dämpft Dennis Witt- kamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallver- sicherung bei Assekurata, die Hoffnung auf baldige Besserung. Inflationsbedingt stieg der Durchschnittsbeitrag für eine Gebäude- police 2024 erneut deutlich. Mittlerweile liegt er über 650 Euro – nach 370 Euro im Jahr 2020. Assekurata rechnet noch in die- sem Jahr mit erneut „deutlich überdurch- schnittlichen Beitragsanpassungen“. Opt-out-Modell abgelehnt Neben der Preisentwicklung dämpft auch die Politik die Hoffnungen auf mehr Versicherungsschutz. Erst Anfang Juni hatte die Bundesregierung den An- trag der CDU/CSU-Fraktion für ein Opt-out-Modell mit den Stimmen der Ampel-Par- teien und der Linken abge- lehnt, wonach im Neugeschäft die Wohngebäudeversicherung nur noch mit einer Elementar- schadenabsicherung angeboten werden sollte, die nach Beleh- rung über die Konsequenzen abgewählt werden kann. Dass sich keine Mehrheit finden ließ, bedauert Michael H. Heinz. Der Präsident des Bun- desverbands Deutscher Ver- sicherungskaufleute (BVK) schätzt, dass damit die Quote Ruf nach dem Staat Was die Bürger beim Hochwasserschutz fordern Viele Menschen würden selbst investieren, um ihr Haus zu schützen. Gefragt sei aber vor allem der Staat. Quelle:Umfrage imAuftragderR+V imMai2024,1.000Befragte 0% 20% 40% 60% 80% Private Ausgaben für Unwetterschutz Baustopp in Hochwassergebieten Vorgaben zumBauen und Sanieren Mehr staatliche Investitionen Antworten in % 87 % 67 % 65 % 55 % » Nach der Flut- katastrophe haben sich schockierende Bilder ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. « Norbert Rollinger, R+V-Versicherung fondsprofessionell.de 3/2024 269 FOTO: © R+V-VERSICHERUNG

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