FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

bei der Elementarzusatzversicherung auf mindestens 70 oder gar 80 Prozent hätte angehoben werden können. „Privatwirt- schaftliche Lösungen können in der Regel auch schneller und unkomplizierter um- gesetzt werden als staatliche Obligatorien“, so der BVK-Chef weiter. In der Tat rufen in Bayern vor allem Unversicherte nach der Flut wieder einmal nach dem Staat. Und die Staatsregierung liefert: Ein Hilfspaket von 200 Millionen Euro wurde auf den Weg gebracht. Bis zu 10.000 Euro gibt es zum Beispiel für Öl- schäden an Häusern, ansonsten bis zu 5.000 Euro für Privatpersonen. Die Flut in Süddeutschland hat eine erneute Debatte über eine Pflichtpolice gegen Hochwasser- schäden ausgelöst, eine politische Einigung zu solch einer Elementarschadenversiche- rung gibt es aber bislang nicht. Beim Bund-Länder-Spitzentreffen haben sich die Ministerpräsidenten der Länder nicht mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine Pflicht- versicherung einigen können. Der Bund hält aber laut Scholz am Vorschlag einer Angebotspflicht fest, also dem Opting-out, was die Länder für nicht ausreichend hal- ten und die Ampel-Koalition trotz Scholz’ Worten kurz zu- vor abgelehnt hatte. Ein möglicher Grund: Bun- desjustizminister Marco Busch- mann (FDP) sieht die Gefahr, dass die Police das Wohnen spürbar verteuern würde. Er verweist auf Schätzungen der Versicherungsbranche, die da- für zusätzliche Kosten je Ein- familienhaus von 100 bis 2.000 Euro im Jahr erwartet. Bei einer Pflichtversicherung als singulärer Maßnahme würden die Kosten des Klimawandels ungebremst in die Versiche- rungsprämien der Hauseigen- tümer transferiert – die Prä- mien für die Wohngebäudever- sicherung könnten sich binnen zehn Jahren verdoppeln, fürchtet der GDV. Er kritisiert: „Bundesweit werden pro Jahr noch immer mehr als tausend Gebäude neu in amtlich festgesetzten oder vorläufig gesicherten Überschwemmungsflächen er- richtet.“Da seien die Länder am Zug. Elementarzusatz Die Nachfrage nach Gebäudepolicen mit Elementareinschluss nimmt sukzessive zu, ist einer Auswertung des Maklerpools Jung, DMS & Cie. (JDC) aus dem Juni zu entnehmen. Dafür hat das Analysehaus Morgen &Morgen für JDC zehntausende anonymisierter Berechnungsvorgaben von Beratern analysiert. Ergebnis: Über 65 Pro- zent aller Tarife für neu abzuschließende Gebäudeversicherungen wurden mit Ele- mentareinschluss berechnet.Doch je höher die ZÜRS-Zone (Abkürzung für ein vom GDV entwickeltes Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Stark- regen) – also je gefährdeter die Region –, desto seltener wurde der Elementarzusatz bei Neuverträgen nachgefragt. Fast 90 Prozent der Gebäude, für die eine Elementarversicherung mitberechnet wurde, liegen in der sogenannten ZÜRS- Zone 1, sind also nach gegenwärtiger Da- tenlage nicht vom Hochwasser größerer Gewässer betroffen (siehe Grafik). Einen leichten Anstieg zeigt auch die Elementarabsicherung für Ge- bäude in der ZÜRS-Zone 2, wo Hochwasser statistisch selte- ner als einmal in 100 Jahren auftreten. Allerdings wurden da 2024 lediglich rund zehn Prozent aller Gebäudeversiche- rungen mit Elementarschutz berechnet. Besorgniserregend sei laut JDC dagegen die Risi- koabsicherung in den verstärkt gefährdeten Gebieten, den ZÜRS-Zonen 3 und 4, wo Hochwasser statistisch alle zehn bis 100 Jahre respektive alle zehn Jahre auftreten. Dort wird aktuell jedoch überhaupt kein Schutz gegen Elementar- gefahren angeboten – oder nur zu sehr hohen Prämien. » Wir erwarten deutlich überdurchschnittliche Beitragsanpassungen. « Dennis Wittkamp, Assekurata Policen inklusive Sandsack Gebäudeversicherungen mit Elementareinschluss Je höher die Zahl der ZÜRS-Zone, umso größer ist die Hochwassergefahr. Die Auswertung des Analysehauses Morgen & Morgen zeigt, dass die meisten Häuser, für die Policen mit Elementarzusatz angefragt wurden, in kaum gefährdeten Regionen liegen. Quelle:JDC-Trendbarometer,Juni2024 0% 20% 40% 60% 80% ZÜRS-Zone 4 ZÜRS-Zone 3 ZÜRS-Zone 2 ZÜRS-Zone 1 Anteil der bei Morgen & Morgen eingereichten Berechnungsanfragen 89 % 9 % 2 % 1 % FONDS & VERSICHERUNG Elementarschadenversicherung 270 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: ©GUIDO SCHIEFER | ASSEKURATA

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