FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
nert sich NFS-Geschäftsführer Christian Hammer. „Mittlerweile würde ich sagen, dass die Grenze aufgrund der gestiegenen regulatorischen Anforderungen eher bei 500 Millionen Euro liegt.“ Doch neben dem monetären Aspekt spielten andere Punkte eine wichtige Rolle, betont Sänger. „Einige unsere Partner, etwa im Fondsadvi- sory, betreuen einen hohen drei- oder sogar vierstelligen Millionenbetrag. Für sie lautet die Frage nicht: Rechnet sich die eigene Lizenz finanziell? Sondern eher: Will ich mir das antun? Die Kosten sind nur ein Faktor. Auch die schiere Fülle der Anfor- derungen wird oft unterschätzt.“ Bei BN& Partners und der Reuss Private Bank für Wertpapierhandel, dem Vermö- gensverwalter der Gruppe, arbeiten sieben Juristen. „Glauben Sie mir: Es fällt genug an, um sie alle zu beschäftigen“, betont Alrik Haug, Vorstand der Reuss Private Bank. „Unser Geschäftsmodell ist gewissermaßen, das zu übernehmen, was andere nicht selbst tun möchten – sowohl in regulatori- scher als auch in technischer Hinsicht.“ Überbordende Bürokratie Einer, der diese Dienstleistung gern in Anspruch nimmt, ist Reinhard Vennekold. Der frühere Portfoliomanager einer großen Bank machte sich 2012 mit einer Geschäftspartnerin selbst- ständig – mit eigener Lizenz. Vier Jahre später entschied sich das Duo, getrennte Wege zu ge- hen. Mit seiner neuen Firma Genius Advisory beantragte Vennekold keine neue Bafin- Erlaubnis, sondern schloss sich demHaftungsdach BN& Part- ners an. „Mir war klar, dass mit einer eigenen Lizenz einer der beiden wirklich wichtigen Aspekte meiner Arbeit leiden würde – entweder die Perfor- mance oder die Kundenbera- tung“, sagt er. „Darum fiel mir Entscheidung, unter ein Haf- tungsdach zu gehen, leicht. Ich fragte mich: Warum soll ich mir diese überbordende Bürokratie weiterhin selbst antun?“ Auch Vennekold fühlt sich als „Tied Agent“nicht in seinen unternehmerischen Freiheiten beschränkt. „Im Gegenteil“, sagt er. „Ich bin sogar dankbar, dass es nun eine zusätzliche Kontrollinstanz gibt, die etwa überprüft, ob bei einer Anlageempfehlung oder Transaktion für ein Kundendepot alle vereinbarten Anlagebedingungen und Risi- koparameter eingehalten werden.“ „Wir setzen nur den Rahmen“ Reuss-Private-Vorstand Haug pflichtet ihm bei: „Wer seine eigene Lizenz abgibt und sein Geschäft über unser Haus ab- wickelt, muss nicht befürchten, dass wir ihm ins Tagesgeschäft reinreden“, sagt er. „Wir setzen nur den Rahmen, innerhalb dessen er sich dann frei bewegen kann.“ NFS-Geschäftsführer Hammer äußert sich ähnlich. In aller Regel könne der frühere Vermögensverwalter seine Anlagestrategien über das Haftungsdach genauso umsetzen wie bisher. „Nur für Nischenthemen wie komplexe Options- oder Day-Trading-Stra- tegien wären wir sicherlich nicht der rich- tige Partner“, sagt er. In einigen Aspekten könnten die Partner ihr Geschäft unter dem Haftungsdach sogar erweitern: „Als Einzelkämpfer wäre es beispielsweise müh- sam, den Kunden eine Vielzahl möglicher Depotbanken – auch im Ausland – anzu- bieten. Über unsere Plattform ist das pro- blemlos möglich.“ Spricht also alles dafür, als kleiner Vermögensverwalter unter ein Haftungsdach zu schlüpfen, nach dem Motto: Raus aus der Lizenz, rein in die Freiheit? Im Prinzip schon.Wer diesen Schritt geht, muss sich nur über einen Punkt im Kla- ren sein: Er löst zwar die Fes- seln der Regulierung, bindet sich aber sehr eng an einen Dienstleister, auf den er nur be- grenzt Einfluss nehmen kann. BERND MIKOSCH FP Zeitfresser Regulierungsaufwand deutscher Vermögensverwalter Grob ein Viertel ihrer Arbeitszeit wenden Vermögensverwalter für aufsichts- rechtliche Themen auf. Quelle:Vermögensverwalterbefragung2024,THAschaffenburg 0% 5% 10% 15% 20% 25% Über 500 Mio. Euro 150-500 Mio. Euro 50-150 Mio. Euro Unter 50 Mio. Euro Anteil der täglichen Arbeitszeit im Unternehmen 23 % 28 % 23 % 24 % Verwaltetes Vermögen » Wir übernehmen, was andere nicht selbst tun möchten – sowohl in regulatorischer als auch in technischer Hinsicht. « Alrik Haug, Reuss Private Online weiterlesen: QR-Code scannen oder fponline.de/HD324 VERTRIEB & PRAXIS Haftungsdach 286 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © ANDREAS STEINDL | REUSS PRIVATE
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