FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Was sehen die Voraussetzungen für einen Ausstieg aus Ihrem ELTIF denn konkret aus? Ein Anleger kann auf zwei Arten aus- steigen: Zum einen kann er seine Anteile jederzeit an einen eintretenden Kunden verkaufen. In diesem Fall würden wir einfach ein Netting machen, bei dem die Anteile zumNettoinventarwert übertragen werden. In normalen Marktsituationen und wenn der NXT wächst, sollte dieser Weg eigentlich einen Großteil der Rück- gaben abdecken. Zum anderen können Anleger den ELTIF zum Ende des nächs- ten Quartals verlassen. Um den Fonds zu schützen, ist die Liquidität auf fünf Prozent des Nettoinventarwerts begrenzt. Sollte die Summe aller zur Liquidation angemelde- ten Anteile fünf Prozent übersteigen, greift eine Pro-rata-Stückelung. Das heißt, jeder Anleger erhält zunächst nur einen gewis- sen Teil seiner Verkaufssumme. Sie haben gerade schon Ihr hybrides Geschäftsmodell angesprochen. Können Interessenten den neuen ELTIF also sowohl digital als auch bei einem Kundenbetreuer zeichnen? Bisher läuft es nur digital, aber in Zukunft möchten wir beim Vertrieb des NXT auch mit freien Fondsvermittlern zusammen- arbeiten. Wir sind gerade dabei, erste Gespräche zu führen. Nun beraten freie Vermittler meist Privat- kunden. Erst kürzlich haben die Verbrau- cherzentralen aber gerade Kleinanleger davor gewarnt, Geld in ELTIFs zu investie- ren, weil sie nicht zu ihrem Risiko- und Wissensprofil passten. Das sehen Sie ver- mutlich anders, oder? Ich finde es etwas arrogant, Kleinanleger mit unerfahrenen Anlegern gleichzusetzen. Natürlich ist ein ELTIF kein Produkt für einen Privatanleger ohne jede Investment- erfahrung. Erfahrung und Wissen sind aber nicht zwangsläufig an die Investitionshöhe gekoppelt. Oder anders ausgedrückt: Klein- anleger sind keine Doof-Anleger. Ich denke, man sollte schon in einem gewissen Umfang am Kapitalmarkt, insbesondere in Aktien investiert haben, bevor man auf einen ELTIF setzt. Zudem sollten sich Pri- vatanleger bewusst machen, dass ein sol- cher Fonds ein semiliquides Produkt ist, aus dem sie nicht zu jeder Zeit aussteigen können. Vor allem aber sollten sie darauf schauen, worin genau sie investieren. Ein ELTIF ist schließlich nur die Hülle, so wie ein ETF oder ein UCITS-Fonds auch. Es kommt aber nicht auf die Hülle an, son- dern auf den Inhalt, die Fondsmanager, den Track Record. Ihr ELTIF investiert in Private Equity. Das ist tatsächlich ein erklärungsbedürftiges Feld. Das ist richtig, schließlich ist Private Equity für viele Privatanleger eine neue Assetklasse. Ich glaube, da müssen wir noch viel Auf- klärungsarbeit leisten, zumal bei dem einen oder anderen noch Ressentiments aus der Ära des früheren SPD-Chefs Franz Müntefering vorhanden sein dürften, der Beteiligungsgesellschaften als „Heu- schrecken“ verunglimpfte. Dieses Bild ist inzwischen mehr als überholt. Gleichzeitig haben wir ein diversifiziertes Produkt, das in Eigenkapital investiert. Der NXT hat die Risikostufe vier von sieben und damit das gleiche Risikoprofil wie ein ETF auf den MSCI World. Warum sollte er also für Kleinanleger per se nicht geeignet sein? Nein, da muss ich den Verbraucherschüt- zern widersprechen. Vielen Dank für das Gespräch. ANDREA MARTENS FP » Nicht auf die Hülle, auf den Inhalt kommt es an. « Christian Schneider-Sickert, Liqid KURZ-VITA: Christian Schneider-Sickert Christian Schneider-Sickert ist Gründer und Geschäftsführer von Liqid. Vor der Gründung des digitalen Vermögensver- walters hat er unter anderem bei Bertelsmann, Fremantle Media und Goldman Sachs gearbeitet und zwei Start-ups zum Erfolg geführt. Insgesamt verfügt er über 30 Jahre Erfahrung in der Finanz- und Medienbranche. Schneider- Sickert hat einen Masterabschluss der Oxford University und einen MBA der Harvard Business School. FOTO: © CCHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Christian Schneider-Sickert | Liqid 328 fondsprofessionell.de 3/2024
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