FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Vom Hörsaal zum Fonds An staatlichen Hochschulen lernen BWL-Studenten viel über Finanzmarkttheorie – aber wenig, wie man dieses Wissen nutzt, um eine Aktie zu analysieren. Florian Sonnenburg schafft Abhilfe. D ie Master-Studentin der TU Dort- mund ist ein wenig nervös, als sie Mitte August die Seminararbeit ihres Teams vorstellt. Kein Wunder, handelt es sich doch um ein eher ungewöhnliches Thema: Die junge Frau stellt die Costar Group vor, einen Datenanbieter und Por- talbetreiber für den US-Immobiliensektor, gefolgt von einer Ein- schätzung, ob die Aktie aktuell über- oder unterbewertet ist. Auch der Ort der Prä- sentation ist unüblich: Sie spricht nicht in einem Seminarraum in Dortmund, son- dern in einem hellen Veranstaltungssaal des Versicherers DEVK in Köln. Und das Publikum? Darf ebenfalls als außergewöhnlich gelten.Hier lauschen nicht nur die eigenen Kommilitonen und Professoren, sondern auch Studenten anderer Hochschulen – sowie ge- standene Führungskräfte aus der Assekuranz und der Investmentbranche. Wer dieser Veranstal- tung in Köln beiwohnt, wird Zeuge eines eher seltenen Phäno- mens: der direkten Verbindung von Lehre und Praxis in der Finanzwissenschaft. Klar, angehende Portfoliomanager und Aktien- analysten absolvieren meist Praktika bei Fondsanbietern oder Banken, bevor sie ih- ren ersten Ar- beitsvertrag unterschreiben. Aber während der eigentlichen akademischen Ausbildung ist eine solche Praxisnähe die absolute Aus- nahme. „In den USA bietet jede gute Uni für Finance-Studenten Seminare zum The- ma ‚Applied Equity Research‘“, berichtet Florian Sonnenburg. „In Deutschland da- gegen gab es so etwas nicht.“Dank Sonnen- burg, dessen Investmentboutique den Applied Science Equity Fund berät, hat sich das geändert. Vor fünf Jahren bot der promovierte Betriebswirt an der Universität zu Köln sein erstes Seminar „Angewandte Aktienanalyse“ an, 2020 folgten die Bergi- sche Universität Wuppertal und die TU Dortmund, 2021 die Universität Bielefeld. Im vergangenen Jahr lud Sonnenburg dann erstmals zum „Finaltag“, an dem Ver- treter der vier Universitäten ihre Ergebnisse in Köln präsentieren – und um Stipendien konkurrieren, die seine Firma Sonnenburg Investments ausgelobt hat. Vorbild Buffett Diese enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis erklärt sich aus Sonnenburgs Vita.Mit 17 Jahren beginnt er, Aktien zu kaufen. Seine Vorbilder hei- ßenWarren Buffett und Benja- min Graham, sein Investment- stil natürlich Value. In seiner Diplomarbeit entwickelt der Kölner ein Modell, um syste- matisch unterbewertete Qua- litätsfirmen zu identifizieren. Doch statt mit diesem Wis- sen Karriere in Frankfurt zu machen, bleibt er der heimi- » Mir ist es ein Herzensanliegen, die Studenten für das langfristige Investieren zu begeistern. « Florian Sonnenburg, Sonnenburg Invest- ments VERTRIEB & PRAXIS Sonnenburg Investments 344 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © JANNIS SCHENKER | SONNENBURG INVESTMENTS
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