FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

Ge check t Externe Nachhaltigkeitsratings versprechen Orientierungshilfe bei der Auswahl von Öko- und Ethikfonds. Doch zwischen den Ansätzen und ihren Ergebnissen gibt es große Unterschiede. V om FNG-Siegel über das Morning- star Sustainability Rating bis hin zum Umweltzeichen: Zahlreiche Rating- und Analysehäuser versuchen, Investoren und Finanzberatern bei der Auswahl eines pas- senden ESG-Fonds zu helfen. Allerdings sind Privatanleger bei nachhaltigen Finanz- produkten offenbar zunehmend verunsi- chert, wie eine aktuelle Umfrage von Veri- vox zeigt. Und das trotz – oder auch wegen – der großen Zahl an externen ESG-Ein- schätzungen. Denn diese sind für End- kunden oft schwer vergleichbar. „Die Prüf- kriterien sind so verschieden, dass die Bewertungen für ein und denselben Fonds sehr unterschiedlich ausfallen können“, sagt Verivox-Finanzvergleich-Geschäftsführer Oliver Maier. Unter dem Wildwuchs an Bewertungen leidet auch die Akzeptanz – bei Anlegern und Beratern droht Frustra- tion aufzukommen. Dabei steht Nachhaltigkeit ganz oben auf der politischen Agenda: Mit der ver- pflichtenden Abfrage der Nachhaltigkeits- präferenzen seit August 2022 müssen Finanzberater ihren Kunden passende Pro- dukte aus den drei Kategorien Offen- legungsverordnung (SFDR), Taxonomiever- ordnung oder Ausschluss nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen (PAIs) anbie- ten. Die EU-Taxonomie spielt aufgrund der geringen Fondsauswahl bislang eine Ne- benrolle, berichtet Maximilian Kreitlmeier, Teamleiter Portfoliomanagement und Ana- lyse beim Maklerpool Fonds Finanz. Kun- den mit Nachhaltigkeitspräferenzen wür- den meist Fonds nach SFDR 8 und 9 sowie PAIs empfohlen. Dabei gilt jedoch: „Die Offenlegungsverordnung ist eine Transparenzpflicht und gibt keine Aus- kunft über den Grad der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten“, betont Katharina Nickel, Nachhaltigkeitsexpertin bei BNP Paribas in Frankfurt. Dagegen sei es die Kernaufgabe eines Labels, die Qualität und den Grad der Nachhaltigkeit für Finanz- produkte zu beurteilen und transparent darzustellen. „Die Offenlegungsverordnung und die Nachhaltigkeitslabels ergänzen sich also“, meint Nickel. Unscharfe Regulierung Eine Umfrage von FONDS professionell ONLINE zeigt, dass sich nur wenige Bera- ter voll auf externe Ratings und Siegel ver- lassen (siehe Grafik nächste Seite). Etwa jeder Dritte kombiniert externe mit eige- nen Analysen, wenn es darum geht, Nach- haltigkeitsfonds zu selektieren. Gut 15 Pro- zent verlassen sich voll auf die SFDR-Ein- gruppierung, trotz deren Unschärfe. „Heute haben wir eine Menge Artikel-8-Fonds mit manchmal sehr mangelhaften und manch- mal sehr strengen Nachhaltigkeitsmerkma- len“, sagt Nickel. Das zeigt auch die Ende 2023 durchgeführte EU-Konsultation zur Offenlegungsverordnung: 62 Prozent der » Die Bewertungen für ein und denselben Fonds können sehr unter- schiedlich ausfallen. « Oliver Maier, Verivox Jedes Kriterium berücksichtigt? Für einige ESG-Fondsratings werden im übertragenen Sinne stur Häkchen gesetzt. Bei anderen findet eine tiefgehende qualitative Analyse der Investmentprozesse statt. VERTRIEB & PRAXIS ESG-Fondsratings 354 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © KENISHIROTIE | STOCK.ADOBE.COM | BEARBEITET

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