FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Voll im Trend ETFs kamen in den 1990er-Jahren auf den Markt. Seither weisen die Vehikel ein sagenhaftes Wachstum auf – und bilden nicht mehr nur Indizes ab. Welche Faktoren den Aufstieg beflügeln. A ls in den 1990er-Jahren nach und nach börsengehandelte Indexfonds auf den Markt kamen, ahnten wohl nur wenige, dass die als ETF abgekürzten Vehi- kel in den folgenden drei Jahrzehnten eine steile Karriere hinlegen und Rekord nach Rekord knacken sollten – nicht nur mit Blick auf das verwaltete Vermögen, das mittlerweile 13,6 Billionen US-Dollar be- trägt. So wurden dem Analysehaus ETFGI zufolge allein in den ersten sieben Mona- ten dieses Jahres mehr als 1.000 neue ETFs aufgelegt. Vieles deutet darauf hin, dass der Höhenflug weitergeht. Doch hinter man- chen Entwicklungen stehen Fragezeichen. Einer der Treiber des Wachstums sind die Akteure selbst, die ihre Marktanteile ausweiten wollen. Dafür braucht es einen stetigen Zustrom an frischen Investment- ideen, die sich in neuen Produkten verkau- fen lassen. Das sich ausweitende Sortiment der Anbieter trifft wiederum auf eine wachsende Nachfrage der Anleger. Dabei sticht eine Kundengruppe hervor: die Pri- vatanleger. „Den Aufstieg von ETFs in Europa hat das Interesse bei Privatanlegern beflügelt“, sagt Stefan Kuhn, Leiter des ETF- Vertriebs in Europa bei Fidelity Internatio- nal. „Somit gewinnt das Retailgeschäft bei europäischen ETFs an Bedeutung.“ In den vergangenen Jahrzehnten war auf dem Alten Kontinent der Aufstieg vor allem durch institutionelle Anleger getrieben. „Bisher entfallen in Europa ungefähr 80 Prozent des ETF-Volumens auf institutio- nelle und 20 Prozent auf Retail-Anleger“, erläutert Simon Klein, der beim DWS- Ableger Xtrackers den weltweiten Vertrieb leitet. „Wir sind jedoch an einem Wende- punkt angelangt.“ Das Verhältnis könnte sich in den nächsten Jahren auf 60 zu 40 drehen, schätzt Klein. Zwei Vorteile „In Europa spielen zwei Vorteile von ETFs die Hauptrolle: Einmal bieten sie eine börsentägliche Transparenz, die zwar für Privatanleger nicht ganz so ausschlag- gebend ist“, erläutert Kuhn, „und zweitens eröffnen sie einen einfachen und günstigen Marktzugang. Für Privatanleger sind sie günstig und zügig zu erwerben.“Dazu bei- getragen hat die Digitalisierung. „Die Neo- broker und Robo-Advisors haben ein benutzerfreundliches Umfeld geschaffen“, erläutert David Wenicker, bei Blackrock Leiter iShares & Wealth in Deutschland. Der Typus des digitalen Kunden sei nun weiter verbreitet. „Bei den Direktbanken und Neobrokern liefen ETFs den klassi- schen Fonds über die letzten Jahre immer mehr den Rang ab.“ Daneben pflügt ein Umbruch die tradi- tionelle Bankenvertriebswelt um. „Die Dis- kussion um Provisionen im Vertrieb führt dazu, dass sich immer mehr Banken und Vermittler anderen Vergütungsmodellen zuwenden“, erläutert Wenicker. Geldhäuser und andere Vermittler würden in der Folge » ETFs liefen klassischen Fonds immer mehr den Rang ab. « David Wenicker, Blackrock Auto und Outfit aus den 1990er- Jahren. Der erste Schwung börsen- gehandelter Indexfonds ging in den „Nineties“ ins Rennen. Ihr Lauf hält bis heute an – und gewinnt sogar noch an Tempo. VERTRIEB & PRAXIS ETFs 372 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © NASTENKA_PEKA | STOCK.ADOBE.COM
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