FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

Isabelle Chevelard, Vorstandschefin der Targobank, über nationale Unterschiede im Banking, die Bedeutung des Wert papiergeschäfts für ihr Institut, den langen Weg zur Universalbank – und den kostenfreien Eintritt im Fußballstadion. D ie Targobank mit Sitz in Düsseldorf fokussierte sich in der Vergangenheit stark auf das Konsumentenkreditgeschäft. Jetzt plant die Tochter der französischen Großbank Crédit Mutuel den Einstieg in neue Geschäftsfelder. Frau Chevelard, wie fühlt es sich an, als Französin auf dem Chefsessel einer deut- schen Bank zu sitzen? Gibt es kulturelle Unterschiede im Banking zwischen den Nachbarländern? Isabelle Chevelard: Die Märkte unterschei- den sich etwas. In Frankreich dominieren sechs Großbanken rund 80 Prozent des Marktes. Unsere Muttergesellschaft Crédit Mutuel Alliance Fédérale, die genossen- schaftlich organisiert ist, gehört dazu. In Frankreich ist das Bankensystem stark an Paris orientiert, in Deutschland mehr auf die einzelnen Bundesländer ausgerichtet. Das gilt auch entsprechend für die öffentli- che Verwaltung und die ansässige Industrie. Viele französische Großbanken sind im deutschen Markt sehr umtriebig und expandieren gegenwärtig, beispielsweise die Société Générale oder die BNP Paribas, die in verschiedenen Bereichen aktiv sind. Dies ist insbesondere bemerkenswert, weil viele Experten Deutschland als „overbank- ed“ ansehen. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen? Sicherlich gibt es auch in Deutschland eine große Konkurrenz im Bankenmarkt. Den- noch ist der Markt weiterhin attraktiv – auch für unsere Muttergesellschaft. Sie sieht Deutschland als zweiten Heimatmarkt. Vor allem die deutsche Wirtschaft ist sehr leis- tungsfähig, sie ist die drittgrößte Volkswirt- schaft der Welt. Auch hier findet eine Transformation statt, und die Bedürfnisse daraus sind groß. Beispielsweise die Auf- wendungen für den Kampf gegen den Klimawandel und den Umbau der Ener- giewirtschaft. Hier können Banken unter- stützen. Die Targobank ist in der breiten Öffentlich- keit, zumindest bei den nicht mehr ganz so jungen Menschen, noch nicht so bekannt. Zudem wird sie oft als „Ex-Citibank“ be- zeichnet. Was tun Sie, um eine eigenstän- dige Marke aufzubauen und das Bewusst- sein der Menschen zu erreichen? Die Kollegen, die wir von der Citibank übernommen haben, haben viel dafür getan, um die Marke Targobank sichtbar zu machen und zu zeigen, dass wir für modernes und faires Banking stehen. Was den Ruf betrifft: Wir wissen, dass das Image der Citibank damals nicht das beste war. Wir haben aber Fortschritte gemacht, viel verändert und sind jetzt im Hinblick auf das Markenimage aus Kundensicht auf dem Niveau der deutschen Banken ange- langt. Dies bestätigen uns unabhängige Umfragen. Mit ihren Vorläuferinstituten Citibank und KKB Bank besitzt die Targobank eine lange Historie in Deutschland. In der Vergangen- heit war die Bank stark im Konsumenten- kreditgeschäft aufgestellt. Seit gut zehn Jahren sind Sie auf demWeg zur Univer- salbank. Wieso? Das Modell der Universalbank ist in Frank- reich sehr verbreitet und auch erfolgreich. » Unser Produktangebot wird sich noch deutlich erweitern. « Isabelle Chevelard, Targobank „In Frankreich verkaufen Berater auch Handyverträge “ BANK & FONDS Isabelle Chevelard | Targobank 390 fondsprofessionell.de 3/2024

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