FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Zuzügler aus der Schweiz Nach längerer Abstinenz wenden sich Institute aus den Alpenländern wieder dem deutschen Markt für vermögende Privatkunden zu. Eines davon ist das Schweizer Bankhaus Reichmuth & Co . I m Eisenbahnverkehr zwischen der Schweiz und Deutschland ruckelt es ge- waltig. Denn vom nördlichen Nachbarn aus trudeln die Züge teils mit horrender Verspätung in den Bahnhöfen ein. Die Schweiz stoppt daher Waggons, die mit all- zu hohem Verzug die Grenze überqueren. Im Bankgeschäft dagegen wagen sich eid- genössische Institute nach einer längeren Phase der Vorsicht wieder beherzt auf den deutschen Markt. Ein Beispiel ist das Bankhaus Reichmuth & Co aus Luzern. Das Institut ist schon länger in Deutschland aktiv, hat jüngst aber seine Präsenz umgebaut und eine eigene Tochter gegründet: die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung mit Sitz in München. Als Lenker engagierten die Luzerner Torsten Steinbrinker, zuvor Port- foliomanager beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Eine zweite Nieder- lassung eröffnete Reichmuth in Düsseldorf – vorerst noch in einem Coworking-Büro am einstigen Thyssen-Krupp-Hauptsitz. Doch warum forciert die kleine, inhaber- geführte Privatbank die Expansion jenseits der Grenze? „Der deutsche Markt birgt sehr großes Potenzial, gerade für Häuser, die mit einem etwas anderen Blick auf die Entwicklung der Konjunktur und der Kapitalmärkte schauen“, sagt Steinbrinker. „Der Schweizer Blick zeichnet ein unab- hängig-kritisches Bild des Geschehens in der Wirtschaft und an den Börsen.“So sehe sein Haus „Defizite und Problemstellen der deutschen Wirtschaftspolitik“, enthalte sich aber „politischer Kommentare“. Damit wollen die Schweizer insbesonde- re Unternehmerfamilien ansprechen. „Als unternehmergeführtes Haus können wir die Sorgen, etwa um die Finanzstabilität Europas, sehr gut nachvollziehen“, führt der Vorstand aus. Viele Kunden würden die Haltung der Schweiz gegenüber dem per- sönlichen Vermögen schätzen. „Der Schutz des Eigentums nimmt dort einen hohen Stellenwert ein“, erläutert Steinbrinker. „Kunden wählen die Schweiz auch mit Blick auf ein Eskalationsszenario, in dem Eingriffe in Eigentum stattfinden und die Finanzstabilität bedroht sein könnte.“ Grüneres Gras Als reiner Untergangs-Herold möchten die Luzerner allerdings auch nicht daste- hen. „Wir wollen nicht in ein Jammern und Klagen einstimmen, sondern Lösun- gen aufzeigen“, sagt Steinbrinker. „Wir rich- ten die Portfolios nach den Wünschen der Kunden aus.“ So würden die Portfolioma- nager gegebenenfalls Unternehmen aus- wählen, die weniger von der Entwicklung in Europa betroffen seien. Reichmuth steht mit seinen Ambitionen allerdings nicht allein da. Andere eidge- nössische Institute, aber auch Liechten- steiner und österreichische Geldhäuser » Der Schutz des Eigentums nimmt in der Schweiz einen hohen Stellenwert ein. « Torsten Steinbrinker, Reichmuth & Co Eurocity der Schweizerischen Bun- desbahnen im Kölner Hauptbahnhof: Während es im Zugverkehr zwischen den beiden Ländern hakt, buhlen eidgenössische Banken nach wie vor um deutsche Kunden. BANK & FONDS Private Banking 396 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © JEROME | STOCK.ADOBE.COM
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