FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Die Gesellschaft FE Fundinfo ist selbst durch mehrere Übernahmen zu einem in- ternationalen Konzern mit mehr als 1.200 Mitarbeitern herangewachsen. Das Unter- nehmen hat seit 2021 sieben andere Gesell- schaften übernommen. Dazu zählt etwa der Kauf des Datenanbieters Fundsquare von der Luxemburger Börse im Jahr 2022. „Das Team von Dericon hat ein hochwer- tiges Unternehmen aufgebaut“, lobt Liam Healy, Vorstandschef von FE Fundinfo, sei- nen jüngsten Zukauf. Autarkie gewährt Die Briten seien in Europa und Asien gut aufgestellt und auch in Australien prä- sent, ergänzt Dericon-Gründer Krause. „Doch in Deutschland fehlte bislang der passende Marktzugang.“FE Fundinfo habe hier vor allem einen Distributionskanal für seine Daten und Dokumentenangebote für Asset Manager gesucht. Auch wenn es sich um einen Komplett- kauf handelt, bleiben Krause und Mitge- schäftsführer Virgens auch nach Abschluss der Anteilsübernahme als Geschäftsführer an Bord. Bisher gehörte Dericon sieben Mitarbeitern des Unternehmens. Über die finanziellen Details des Deals wurde Still- schweigen vereinbart. FE Fundinfo gewähre den übernom- menen Gesellschaften ein hohes Maß an Autarkie, zeigt sich Krause überzeugt. „Dem Führungsteam in London ist be- wusst, dass wir die Spezialisten vor Ort sind, die über die lokale Kompetenz und Erfahrung verfügen“, meint Krause. Die Dericon-Gesellschafter erhoffen sich durch den Verkauf zudem einen Anschub in weiteren Feldern. Eines ist die Expansion ins europäische Ausland. „Die Regulierung in Europa ist zwar prinzipiell einheitlich, in der Praxis ist die Auslegung in den einzel- nen Jurisdiktionen aber sehr heterogen“, erläutert Krause. „Ein Markteintritt in an- dere Länder erfordert daher eine eingehen- de Analyse.“Die hätte Dericon allein nicht ohne Weiteres stemmen können. Finanzielle Feuerkraft Eine weitere Motivation ist die Hoff- nung, mit FE Fundinfo und seinen Kon- zernstrukturen im Rücken bessere Chan- cen bei Ausschreibungen für IT-Projekte zu haben. Zudem steht nun eine größere finanzielle Feuerkraft zur Verfügung, näm- lich für weitere Übernahmen. „Wir beob- achten seit einiger Zeit Tendenzen zur Konsolidierung im B2B-Fintech-Sektor“, umschreibt es Krause. „Durch den Zusam- menschluss können wir nun auch aktiver dabei mitwirken.“ Sprich: Der Frankfurter Stern könnte selbst einmal zum Sternen- sammler werden. SEBASTIAN ERTINGER FP » Eine Bank wäre nicht infrage gekommen, denn das hätte Zielkonflikte mit unseren Kunden hervorgerufen. « Andreas Krause, Dericon Pforten zur Sparkassen-Welt Plattform: Die Frankfurter Softwareschmie- de Dericon entwickelte mit der Nord-LB das An- gebot „BIS.onWMS“. Die Plattform stellt den Spar- kassen einen erleichterten Vertrieb von Fonds in Aussicht, die von Anbietern außerhalb des öffent- lich-rechtlichen Lagers stammen und nicht zu den ausgewählten Partnern der Deka zählen. Die Daten solcher Drittfonds flossen bislang nicht automatisiert in die Sparkassensysteme ein. Rund 130 Sparkassen nutzen das System. Kosten: Der Basiszugang ist für die Spar- kassen kostenlos. Möglich machen dies die Spon- soren, die sich an der Refinanzierung von BIS.on WMS beteiligen. Dies sind zahlreiche Fonds- und ETF-Anbieter. BIS.on WMS ist aus demWertpapiermanagementsys- tem „Derifin WMS“ von Dericon und dem Informationssystem „BIS.on “ der Nord-LB entstanden. Daraus entsprang eine Plattform für den Mifid-II-konformen Ver- trieb von Aktien, Anleihen sowie Zertifikaten und Fonds. Konkurrenz: Inzwischen hat die Deka auf den Dericon-Erfolg reagiert: Im „S-Invest-Mana- ger“ – die neue Wertpapierplattform des Asset Managers, die das alte „Dekanet“ ablöst – sind auch die Daten von Drittfonds zu finden. Marktplatz: Nach dem Erfolg von BIS.on WMS startete Dericon mit demWertpapierabwickler DWP- Bank und dem White-Label-Ent- wickler Investify-Tech das nächste Projekt: den sogenannten Markt- platz für Vermögensverwaltungen. Diese Plattform ermöglicht es Insti- tuten, Onlinevermögensverwaltun- gen externer Asset Manager anzubieten. Mit dem Marktplatz zieht eine offene Architektur für Ver- mögensverwaltungen bei den Geldhäusern ein. Der Start ist für das nächste Jahr geplant. Die Plattform richtet sich zunächst an Sparkassen, soll später aber allen Banken offenstehen. € € € € € € € BIS.on WMS BANK & FONDS Dericon 406 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © DERICON, LOOLI | STOCK.ADOBE.COM (ILLUSTRATION BEARBEITET)
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