FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

Abschreiben erwünscht Die Bundesregierung will die private Altersvorsorge reformieren und plant ein Altersvorsorgedepot . Eine Studie wirft einen Blick ins Ausland – und gibt Empfehlungen für die deutsche Variante. I mmer schön aufs eigene Blatt schauen“, mahnen Lehrer häufig während Klassen- arbeiten. Denn beim Sitznachbarn abzu- schreiben ist bekanntlich verboten. Außer- halb der Schule kann es sich hingegen durchaus lohnen, einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen. Die Experten des Deutschen Aktieninsti- tuts (DAI) und der Deutschen Wertpapier- service Bank (DWP Bank) haben es getan. In einer Studie haben sie Wertpapierdepots unter die Lupe genommen, mit denen Menschen in anderen Ländern privat und staatlich gefördert für ihren Ruhestand spa- ren. Aus gutem Grund: Die Bundesregie- rung arbeitet derzeit an einer entsprechen- den Reform (siehe auch das Interview mit Staatssekretär Florian Toncar ab Seite 418). Bereits vor gut einem Jahr hat die von der Regierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ Empfehlungen für die geplante Reform vorgelegt. Dreh- und Angelpunkt ist ein Altersvorsorgedepot, für das Sparer bestimmte Finanzprodukte wählen können, um mit staatlicher Unter- stützung ihre Rente aufzubessern. Die Fokusgruppe hat jedoch keine Vorschläge dazu unterbreitet, wie ein solches Alters- vorsorgedepot gestaltet werden sollte. Das haben nun das DAI und die DWP Bank übernommen. Hohe Akzeptanz „Wir haben uns die Altersvorsorgedepots angeschaut, die in Australien, Frankreich, Irland, Kanada und den USA angeboten werden“, sagt Norbert Kuhn, stellvertreten- der Leiter des Fachbereichs Kapitalmärkte und Leiter Unternehmensfinanzierung beimDAI. „Diese Art vonWertpapierdepot hat sich in den fünf Ländern bereits erfolg- reich etabliert und genießt bei den Bürgern eine hohe Akzeptanz“, berichtet er. Zahlen belegen es: So hat etwa Frank- reich den „Plan d’Épargne Retraite“ erst 2019 eingeführt.Der Studie zufolge nutzen aber bereits heute mehr als zehn Millionen Menschen das Altersvorsorgedepot. In den USA hat jeder dritte Haushalt einen oder mehrere „Individual Retirement Accounts“. Das in den Depots angesparte Geld macht mehr als ein Drittel des gesamten Alters- vorsorgevermögens der US-Bürger aus. Großes Interesse Auch hierzulande könnte die geplante neue Vorsorgeform Erfolgschancen haben. Eine repräsentative Umfrage der Postbank zeigt zumindest, dass das Interesse daran groß ist. Obwohl das Bundesministerium der Finanzen noch an dem Reformgesetz arbeitet, erwägen jetzt schon 58 Prozent der rund 2.250 befragten Erwerbstätigen, ein Altersvorsorgedepot zu nutzen. Fast jeder Zweite, der bislang nicht am Kapitalmarkt anlegt, würde dank des geplanten Förder- programms erstmalig Geld in Wertpapiere investieren, um für das Alter vorzusorgen. 86 Prozent der Befragten, die bereits Fonds und Aktien für die Altersvorsorge nutzen, würden ihre Investitionen erhöhen. Damit es sich für die Bundesbürger auch lohnt, auf ein Altersvorsorgedepot zu setzen, haben die Experten von DAI und DWP Bank aus ihren Untersuchungen der im Ausland angebotenen Produkte fünf Empfehlungen für die deutsche Variante abgeleitet. „Natürlich funktionieren die Auf welches Ergebnis kommt der Sitznachbar? Spicken ist bei Lehrern nicht gern gesehen. Doch wenn neue Gesetze erarbeitet werden, kann sich ein Blick über die Grenze zuweilen durchaus lohnen. STEUER & RECHT Altersvorsorgedepot 412 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © CONTRASTWERKSTATT | STOCK.ADOBE.COM

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