FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Florian Toncar (FDP) verrät im Interview, wie das geplante Altersvorsorgedepot aussehen soll – und warum es Anbietern und Vermittlern neue Chancen eröffnen kann. F lorian Toncar (FDP) ist seit 2021 Par- lamentarischer Staatssekretär im Bun- desfinanzministerium. Eines seiner Herzens- projekte ist, die geförderte private Alters- vorsorge zu reformieren (zu Vorschlägen für die Reform siehe auch den Artikel auf Seite 412). In Kürze soll der Referentenent- wurf für ein entsprechendes Gesetz fertig sein. Was er im Kern vorsehen wird, hat Toncar FONDS professionell verraten. Herr Toncar, seit gut einem Jahr arbeitet das Bundesministerium der Finanzen an einer Reform der geförderten privaten Altersvorsorge. Wann ist mit einem Refe- rentenentwurf zu rechnen? Florian Toncar: Schon sehr bald, der Refe- rentenentwurf ist in großen Teilen fertig. Wir haben fest vor, ihn im Spätsommer zu veröffentlichen. Der Kernpunkt der Reform soll ein Alters- vorsorgedepot sein. Wie soll es aussehen? Die wesentliche Neuerung besteht darin, dass wir in der geförderten privaten Alters- vorsorge ein neues Produkt einführen möchten. Es wird den Sparern höhere Ren- ditechancen eröffnen, darum wird auf Bei- tragsgarantien verzichtet. Um förderfähig zu sein, muss ein Altersvorsorgevertrag bis zum Rentenbeginn getrennt vom übrigen Vermögen geführt werden. Wie bei den Riester-Produkten sehen wir eine Förde- rung in Form von Zulagen sowie einer steuerlichen Abzugsfähigkeit von Sonder- ausgaben für geleistete Beiträge zur pri- vaten Altersvorsorge vor. Welche Anlageprodukte dürfen für das Altersvorsorgedepot gewählt werden? Im Gesetz wird sich eine Liste von Wert- papieren finden, die für das Altersvorsor- gedepot infrage kommen. Grundsätzlich werden das Finanzprodukte sein, die für Verbraucher geeignet sind, in erster Linie also aktiv gemanagte Fonds, ETFs und entsprechende Sparpläne. Müssen die Finanzprodukte speziell zertifi- ziert werden? Ja, alle neuen Altersvorsorgeverträge müs- sen zertifiziert werden, bevor sie an den Start gehen können. Welche Kriterienmuss das Altersvorsorge- depot denn erfüllen, um die Zertifizierung zu erhalten? Geprüft werden bestimmte formale Vor- aussetzungen. So muss zum Beispiel sicher- gestellt sein, dass das Depot tatsächlich bis zum Rentenalter getrennt vom sonstigen Vermögen bleibt. Der Anbieter hat auch dafür Sorge zu tragen, dass für ein Alters- vorsorgedepot nur die gesetzlich zugelas- senen Anlagen gewählt werden können. Wie erfolgreich ein solches Vorsorgedepot anlegt, ist natürlich nicht Gegenstand der Prüfung. Wir wollen auch keineswegs ein- zelne Anbieter ausschließen. Im Gegenteil, wir wünschen uns einen intensiven Wett- bewerb. Davon erwarten wir uns, dass die Kosten für die private Altersvorsorge attrak- tiver werden. Werden Sie für das Altersvorsorgedepot eine Mindestaktienquote vorsehen? Nein, der Inhaber eines Altersvorsorge- depots soll mit zunehmendem Lebensalter in weniger volatile Wertpapiere umschich- ten dürfen. In der Auszahlungsphase ist ohnehin noch einmal neu zu überlegen, wie das Geld im Depot angelegt werden „Wir wünschen uns einen intensiven Wettbewerb “ » Wir erwarten uns, dass die Kosten für die private Altersvorsorge attraktiver werden. « Florian Toncar, FDP STEUER & RECHT Florian Toncar | FDP 418 fondsprofessionell.de 3/2024

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