FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Teure Verschmelzung Grenzüberschreitende Fondsfusionen sind oft ärgerlich, weil sie Abgeltungsteuer auslösen. Zuletzt sorgten große ETF-Übernahmen für Frust. Ganz vermeiden lassen sich solche Fälle aber nicht. M it dem Lyxor Net Zero 2050 S&P 500 Climate PAB dachte Ali Masar- wah, alles richtig gemacht zu haben: Der Luxemburger Indexfonds war günstig und passte hervorragend in das „ETF Portfolio Nachhaltigkeit“, das er Anlegern über sein Portal Envestor.de anbietet. Vor allem aber: Der Fonds war mit rund zwei Milliarden Euro groß genug, um potenziell jahrelang im Depot liegen zu bleiben, statt plötzlich geschlossen zu werden. Ende 2023 passierte dann genau das: Der ETF wurde auf den irischen Amundi S&P 500 Climate Net Zero Ambition verschmolzen – mit Folgen für Masarwahs Kunden. „Da es sich um eine grenzüberschreiten- de Fondsfusion handelte, wurde die Ver- schmelzung steuerlich wie ein Verkauf des alten und Kauf des neuen ETFs gewertet“, erläutert der Envestor-Chef. „Deshalb muss- ten unsere Kunden die aufgelaufenen Kurs- gewinne versteuern. Oder anders formu- liert: Ihr Depotvermögen schrumpfte spür- bar, weil Abgeltungsteuer abgezogen wur- de.“ In der ETF-Branche sei die Übernahme von Lyxor durch Amundi als smarter Kon- solidierungsschritt gefeiert worden. „Dass dieses ‚Event‘ für viele Anleger unangeneh- me Folgen hatte, wird dabei gern verges- sen“, meint Masarwah. Mirko Hajek, Geschäftsführer des Ver- mögensverwalters Rheinische Portfolio Ma- nagement, pflichtet Masarwah bei. Auch er erinnert sich an die grenzüberschreitende Fusion eines Lyxor-ETFs, der in Kunden- depots lag. „Für Amundi ergibt es natür- lich Sinn, die ETF-Palette zu konsolidieren, aus Anbietersicht ist dieser Schritt absolut nachvollziehbar“, sagt Hajek. „Doch mitun- ter sind in solchen Fällen die Investoren die Leidtragenden, weil sie Abgeltungsteuer entrichten müssen und der Steuerstun- dungseffekt geschmälert wird.“ Hajek ma- nagt auch Dachfonds. Kommt es dort zu einer Verschmelzung eines Zielfonds, hat das steuerlich keine Auswirkungen. Nicht grundsätzlich schlecht Auch Eric Wiese, Geschäftsführer der Netfonds-Tochter NFS Hamburger Vermö- gen,weiß von Verschmelzungen von Lyxor- und Amundi-ETFs zu berichten – in diesem Fall in einigen ihrer Easyfolio-Strategien. „Es handelte sich allerdings um Luxembur- ger Fonds, bei denen nur der Name geän- dert wurde, die ISIN blieb gleich. Daher hatten diese Fusionen für unsere Kunden keine steuerlichen Auswirkungen.“ Er warnt ohnehin davor, grenzüberschreitende Zusammenlegungen grundsätzlich als schlecht zu brandmarken. „Es gibt andere Steuereffekte, die sehr positiv sein können.“ Als Beispiel nennt Wiese den Vorteil, den irische Fonds mit Blick auf amerikanische Aktien haben. „In Irland fallen auf US- Dividenden nur 15 Prozent Quellensteuer an statt 30 Prozent wie im restlichen Euro- pa“, sagt er. „Wenn ein ETF, der hauptsäch- » Mitunter sind die Investoren die Leidtragenden. « Mirko Hajek, Rheinische Portfolio Management Schmelzanlage einer Gießerei: Für Privatanleger kann das Zusammen- gehen zweier Publikumsfonds über Ländergrenzen hinweg ein heißes Eisen sein – zumindest steuerlich betrachtet. STEUER & RECHT Fondsfusionen 424 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © DEDMITYAY | STOCK.ADOBE.COM
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