FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
lich in US-Aktien investiert, von Luxem- burg nach Irland verlegt wird, kann das für einen Anleger daher langfristig einen erheblichen Steuervorteil bedeuten.“ Amundi betont auf Nachfrage, vor einer Fondsfusion stets die „verschiedenen Optio- nen und ihre Auswirkungen auf Anleger in verschiedenen Ländern“ zu analysieren. „Die meisten Kunden verstehen, dass Fu- sionen Teil des Lebens einer Fondspalette sind und dass diese Maßnahmen in ihrem besten Interesse durchgeführt werden“, teilt eine Sprecherin mit. Sie räumt ein, dass bei grenzüberschreitenden Fusionen zwar Steuern anfallen könnten. „Diese müssten aber früher oder später ohnehin gezahlt werden, wenn der ETF mit Gewinn ver- kauft wird. Es handelt sich also nicht um einen Fall von Doppelbesteuerung.“ Erinnerungen an den Brexit Die jüngsten grenzüberschreitenden Fu- sionen erinnern manche an das Jahr 2018: Damals sahen sich angesichts des Brexit mehrere Londoner Asset Manager, die ihre britischen Fonds bislang europaweit vertrie- ben hatten, zumHandeln gezwungen. Um ihre Strategien weiterhin auf dem Festland vermarkten zu können, legten sie Luxem- burger Fonds auf – und hievten mehrere Milliarden aus den Euro-An- teilsklassen ihrer britischen Fonds auf die neuen Vehikel um. Das größte Volumen be- wegten hierzulande Columbia Threadneedle und M&G. Das Beispiel M&G zeigt, dass sich durchaus anlegerfreund- liche Lösungen finden lassen, und zwar beim M&G Global Themes. Unter seinem frühe- ren Namen M&G Global Ba- sics hatte der Fonds jahrelang zu den Bestsellern im freien Vertrieb gehört. Ursprünglich lautete auch hier die Idee, das Geld aus der Euro-Anteilsklasse auf die neue Luxemburger Variante zu übertragen. „Doch das hätte bedeutet, dass sehr viele Endkunden aus Deutschland ihren Bestandsschutz verloren hätten, den die Anfang 2018 eingeführte Investmentsteuerreform für Anteilskäufe vor dem Jahr 2009 vorsah“, sagt M&G-Län- derchef Werner Kolitsch. In Abstimmung mit dem Branchenverband BVI und der Finanzaufsicht Bafin wurde eine Lösung gefunden, um den Bestandsschutz für Alt- bestände zu erhalten. „Die Euro-Anteils- klasse des britischen M&G Global Themes wurde in einen Retail-AIF gewandelt“, erin- nert sich Kolitsch. „So konnte der Fonds steuerneutral in den Kundendepots blei- ben. Im Neugeschäft in Deutschland ver- markten wir seither dagegen nur noch die Luxemburger Variante der Strategie.“ Wäre bei den anderen M&G-Fonds nicht eine ähnliche Lösung möglich gewe- sen? „Nur beim M&G Global Themes stammten die meisten Anteilskäufe aus den Jahren vor 2009“, erläutert Kolitsch. „Bei allen anderen großen Fonds waren die steuerlichen Auswirkungen viel geringer, weil die meisten Käufe schon ins Regime der Abgeltungsteuer fielen.“ Dass der Lon- doner Asset Manager immerhin bei einem Fonds bereit war, sich im Interesse der deutschen Kunden auf diese Sonderlösung einzulassen, zeigt dennoch, welche Rele- vanz der hiesige Markt für M&G hat. Ebenfalls aus dem Jahr 2018 stammt ein ähnliches Beispiel: Ende Februar verkünde- te Blackrock, seine in Deutschland aufge- legten ETFs der Marke iShares nach Irland transferieren zu wollen. Kon- kret ging es um 54 Indexfonds, die in Summe gut 46 Milliar- den Euro verwalteten. Argu- mentiert wurde mit der Aus- sicht auf höhere Fondsvolumi- na, was in der Tendenz niedri- gere Kosten und eine höhere Liquidität zur Folge gehabt hätte. Einen Monat später dann die Rolle rückwärts: Auf Druck großer Vertriebspartner blieben die deutschen ETFs am Markt. Verwiesen wurde unter anderem auf „steuerliche Auswirkungen“. Tausende An- leger haben es Blackrock ge- dankt. BERND MIKOSCH FP Schwindsucht ETF-Palette verschiedener Anbieter* Branchenprimus iShares hat die meisten seiner 2014 erhältlichen ETFs noch am Markt, Amundi nicht. * inEuropa;sortiertnachAnzahl2014 |Quelle:EnvestormitMorningstar-Daten 0 50 100 150 200 BNP Paribas HSBC Deka State Street UBS Invesco Amundi Xtrackers Lyxor iShares Zahl der ETFs Anfang April 2014 Davon Ende März 2024 noch amMarkt 231 167 156 134 71 58 55 39 23 21 196 0 90 35 46 43 36 33 20 4 » Das Depotvermögen schrumpfte spürbar, weil Abgeltungsteuer abgezogen wurde. « Ali Masarwah, Envestor fondsprofessionell.de 3/2024 425 FOTO: © FRANK BEER | ENVESTOR
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