FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Kölsch: Aber zumVerständnis: Sie schauen auf die Welt sowohl aus einer Inside-Out- als auch aus einer Outside-In-Perspektive? Diana: Nur das ist ja in unserem Fall im Grunde sinnvoll, nämlich einerseits die Auswirkungen einer unternehmerischen Tätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft in Betracht zu ziehen, andererseits aber auch die Auswirkungen von umweltbezogenen Veränderungen auf die finanzielle Ertrags- situation des jeweiligen Unternehmens zu betrachten. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt dabei auf der Analyse der Auswirkungen, die die Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen auf die Wirtschaft haben, um jene herauszu- filtern, die eine möglichst geringe Umwelt- belastung aufweisen. Heuser: Wie muss man sich die Bestim- mung des mit Ihrem Fonds investierbaren Universums konkret vorstellen? Diana: Unser Investitionsprozess besteht aus zwei Schritten. Zu Beginn nutzen wir das Konzept der planetarischen Grenzen, um die theoretisch verfügbare Zahl an Investmentmöglichkeiten aus mehr als 40.000 Unternehmen auf nur noch 4.000 einzuschränken, die eben nur für eine geringe Belastung der Umwelt sorgen. Alle Branchen, deren Aktivitäten außerhalb der planetarischen Grenzen stattfinden, werden ausgeschlossen. Innerhalb der verbleiben- den Gruppe ist aber der zweite Schritt sehr wichtig: Denn wir suchen bewusst nach Unternehmen, die mit ihren Lösungen eine Hebelwirkung auf die übrige Wirt- schaft ausüben können. Das führt dazu, dass unser Anlageuniversum im Vergleich zu herkömmlichen global investierenden Fonds mit rund 400 Aktien nur noch rela- tiv klein ist. Aus diesen Aktien wählen wir schließlich jene 40 oder 50 aus, die die besten Finanzkennzahlen und Bewertungs- merkmale aufweisen. Heuser: Wie haben Sie auf die jüngsten Diskussionen etwa über die Integration von Kernenergie oder die Einbeziehung von Waffen in ein ESG-Umfeld reagiert? Gab es diesbezüglich Veränderungen imPortfolio? Diana: Grundsätzlich unterscheiden wir in unserem Investmentprozess zwei Bereiche. Erstens einen inkludierenden Teil, im Grunde das Management unseres Anlage- universums, auf das wir uns in der Tagesar- beit konzentrieren. Darüber hinaus haben wir einen exkludierenden Teil, in dem wir definieren, welche Investments wir bewusst nicht in unserem Fonds haben wollen. Diese ausschließende Komponente legt im Prinzip fest, welchen Anteil ein Unterneh- men an Aktivitäten wie der Erzeugung von Nuklearenergie, der Produktion von fossi- len Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas und nicht zuletzt die Herstellung von Waffen haben darf. Bei diesen Ausschluss- kriterien gehen wir insofern vergleichs- weise streng vor, als wir ein maximales Engagement von fünf Prozent in den ge- nannten Aktivitäten sehen wollen. Heuser: Ist es aufgrund der jüngerenMarkt- entwicklung zu Veränderungen in einem dieser beiden Bereiche gekommen? Diana: Bevor ich konkret auf Ihre Frage eingehe, lassen Sie mich kurz erläutern, warum für uns der Begriff Konsistenz zu einem Schlüsselwort in den Gesprächen mit Investoren geworden ist, wenn es um die Beschreibung unseres Investmentpro- zesses geht.Wir haben unseren Ansatz und unsere Anlagephilosophie insgesamt über die vergangenen zehn Jahre hinweg nicht verändert, im Gegenteil: Unser Prozess ist enorm stabil. Was sich kontinuierlich ändert, ist allenfalls das Universum, in das wir investieren können. Daher hat sich in Bezug auf die Ausschlüsse, die wir fest- gelegt haben, nichts verändert. Lediglich auf der inkludierenden Investmentseite sind einige Unternehmen hinzugekom- men, andere Positionen haben wir verkauft. Aber der grundsätzlichen Art und Weise, wie wir unseren Prozess umsetzen, sind wir treu geblieben. » Unser Prozess ist enorm stabil. Was sich ändert, ist allenfalls das Universum, in das wir investieren können. « Luciano Diana, Pictet Asset Management MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Luciano Diana | Pictet 116 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © LEA KLOSS NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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