FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Editorial MEINUNG Ihr Bernd Mikosch, Chefredakteur E s ist ein gut gemeinter Ratschlag, und völlig falsch ist er sicherlich nicht: Fang doch mit einer kleinen Summe an, wenn du dich noch nicht mit großen Beträgen an die Börse traust. Die Min- destsumme für einen Fonds- oder ETF-Sparplan liegt bei einigen Banken mittlerweile bei zehn Euro, mehr als 25 Euro pro Rate verlangen die wenigsten. Doch ein Punkt wird dabei gern ausgeblendet: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Kunden ihren 25-Euro-Sparplan zwar jahrelang laufen lassen, den Betrag aber nie erhöhen, obwohl sie sich längst höhere Raten leisten könnten und sollten. Untersucht haben dieses Phänomen zwei Profes- soren der Seton Hall University im US-Bundesstaat New Jersey gemeinsam mit einem Verhaltenswis- senschaftler des Marktforschungsinstituts Ipsos. Für eine im vergangenen Jahr im „Journal of Behavioral Finance“ veröffentlichte Studie analysierten sie das Verhalten von mehr als 150.000 Brokerage-App- Kunden. Demnach entsprach die Summe bei 19 Prozent aller Aktienkäufe exakt dem Betrag der ersten Order. Es handelt sich um den klassischen „Anker-Effekt“, der bei zahlreichen Entscheidungen zu beobachten ist: Eine anfängliche Information gilt als Maßstab, selbst wenn sie völlig irrelevant ist. Aushebeln ließe sich dieser Effekt recht einfach mit einer Dynamik-Klausel: Solange der Kunde nicht widerspricht, steigt die Summe jährlich um einen gewissen Prozentsatz. Im Versicherungs- bereich sind solche Vereinbarungen längst üblich. Warum eigentlich nicht bei Fondssparplänen? FP Das vergessene Risiko des ersten Investments fondsprofessionell .de 29. /30. JANUAR 2025 fondsprofessionell.de 4/2024 11 FOTO: © AXEL GAUBE FÜR FONDS PROFESSIONELL
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