FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
nahme durch die UBS im März 2023. Das Debakel belastete das Vertrauen in den Markt nachhaltig, es dauerte Monate, bis sich die Kurse wieder fingen. Weniger anfällig sind die Tier-2-Anleihen, die nur als Ergänzungskapital angerechnet werden und in ihrem Charakter eher den Nach- ranganleihen der Industrie ähneln. Die Nachranganleihen von Industrie- unternehmen werden durchweg von eta- blierten Emittenten mit robusten Ratings vergeben, etwa Danone oder EnBW, beide mit konservativen S&P-Ratings von BBB1. Bei den sogenannten Corporate Hybrids ist der Nominalwert ausschließlich im In- solvenzfall gefährdet, der bei Investment- Grade-Schuldnern höchst unwahrschein- lich ist. In der Praxis sind für Investoren vor allem das Kuponaufschub- und das Verlän- gerungsrisiko relevant. Lässt der Schuldner Kuponzahlungen ausfallen, so muss er die- se – anders als bei AT1-Anleihen – in der Zukunft nachholen. Doch selbst der Auf- schub einer Zinszahlung ist äußerst selten. Während die Laufzeit eines Corporate Hybrids theoretisch unbegrenzt sein kann, endet sie meist nach fünf bis zwölf Jahren mit dem ersten vorab bestimmten Kündi- gungstermin. Das liegt an der Bewertung durch Ratingagenturen wie S&P, die Hy- bridanleihen zu 50 Prozent als Eigenkapital anrechnen, allerdings nur bis zum ersten Kündigungstermin. Die gesamte Investo- renstellung ist bei den Nachranganleihen der Unternehmen relativ stark: „Im Ver- gleich zu Financial Hybrids stellen Corpo- rate Hybrids das investorenfreundlichere Instrument dar“, erklärt Ercan Demircan, Portfoliomanager bei Bantleon. Drei Ansätze AmMarkt gibt es reine Financial-Hybrid- Fonds, die sich fast ausschließlich auf AT1- und Tier-2-Anleihen aus dem Finanzsektor konzentrieren. Andere Fonds wie der Bant- leon Hybrid Corporate Bonds sind auf Corporate Hybrids spezialisiert oder agie- ren in beiden Märkten, etwa der DWS Global Hybrid Bond Fund. Insgesamt sind die Risikoprämien bei Nachranganleihen wie in allen Segmenten des Anleihenmarktes in den vergangenen Monaten deutlich geschrumpft. Hinter dem Rückgang bei den AT1-Anleihen um rund 160 Basispunkte im Jahresvergleich steckt neben der Erholung vom Credit- Michael Liller, DWS: „Die gesunkenen Risikoprämien spiegeln die grundsätzlich gesunden Bilanzen der Banken und Industrieunternehmen wider.“ François Lavier, Lazard Frères Gestion: „Die Fundamentaldaten sind im historischen Vergleich so gut wie nie zuvor.“ Für jeden was dabei Finanzinstrumente im Rendite-Risiko-Vergleich Neben klassischem Eigenkapital (Aktien) und Fremdkapital (Senior-Anleihen) gibt es mehrere Abstufungen. Einige Fondsmanager bewegen sich gezielt in dieser Zwischenwelt. Quelle:FONDSprofessionell Tier-2-Anleihen und Corporate Hybrids = Nachrangig im Insolvenzfall, ausgefallene Kupons müssen i.d.R. nachgeholt werden, feste Laufzeit und Kündigungsrecht, Rating zwei bis drei Stufen unter Emittentenrating Additional-Tier-1- Anleihen (AT1) = Verlustbeteiligung, Kapitalrückzahlung und Kupon abhängig von Gewinn, i.d.R. unbegrenzte Laufzeit und Kündigungsrecht, Rating vier bis fünf Stufen unter Emittentenrating Besicherte Anleihen = Anleihen mit zusätzlicher Besicherung, z.B. Pfandbriefe, Rating meist deutlich besser als Emittentenrating Risiko Eigenkapital Kernkapital bei Banken Fremdkapital Rendite Senior- Anleihen = im Insolvenzfall vorrangig, feste Laufzeit und Kuponzahlung, Rating entspricht Emittentenrating Aktien = Haftendes Eigenkapital, Verlustbeteiligung MARKT & STRATEGIE Nachranganleihen 142 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © DWS, LAZARD FRÈRES GESTION
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