FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
nahme der Credit Suisse und einiger US- Regionalbanken ging es in den vergange- nen Jahren glimpflich ab.Wie krisensicher sind die Banken? Die Banken haben derzeit hohe Erträge, da das Zinsgeschäft sehr lukrativ ist. Zugleich sind die Forderungsausfälle auch in ihren Kreditbüchern sehr gering. Dazu kommt, dass die Institute in den vergangenen Jah- ren ihr Risikomanagement und die Eigen- kapitalquoten deutlich verbessert haben. Wir sehen die Banken gut gewappnet für den Krisenfall. Die Trennlinie zwischen High Yield und In- vestment Grade verläuft zwischen den Ra- tingnoten BBB– und BB+. Rutscht ein Emit- tent unter BBB–, stoßen viele konservative Anleger die Papiere ab, und die Zinskosten für die Emittenten steigen stark an. Ist diese Grenzziehung Ihrer Meinung nach sinnvoll? Die Umschichtungen haben unter anderem regulatorische Gründe. Wir fassen Ausfall- risiken in Ratingnoten, und da sehen wir einen deutlichen Unterschied zwischen Investment Grade und High Yield: Im Investment-Grade-Bereich von AAA bis BBB– gehen die Ausfallraten gegen null. Im High-Yield-Segment sind sie sehr viel höher und sehr viel volatiler. Beim besten High-Yield-Rating von BB+ sind sie zwar kaum höher als im untersten Investment- Grade-Segment BBB–, darunter steigt das Risiko aber steil an.Wer das nicht möchte, geht nicht in den spekulativen Bereich. Gerade den Crossover-Bereich von BBB und BB finden viele Investoren besonders spannend. Das Crossover-Segment ist tatsächlich für viele Investoren interessant, da zum einen die Ausfallraten noch gering sind, die Rendite aber schon deutlich höher ist als im Investment-Grade-Bereich. Die meisten institutionellen Anleger können ja zumin- dest etwas in High Yield investieren. Aber auch hier sind die Spreads zuletzt stark gesunken. Sie sagen, Resilienz sei auch für Aktionäre wichtig: Nebenwerte gelten als besonders anfällig in einem schlechten Zins- und Konjunkturumfeld. Schlägt sich das auch in den Ratings nieder? Das kann man nicht so pauschal sagen. Richtig ist aber, dass mit der Größe einige Vorteile in Bezug auf die Kreditqualität ein- hergehen. Große Firmen sind oft diversifi- zierter über verschiedene Geschäftssparten und Regionen und haben eine hohe orga- nisatorische Stabilität. Bei kleinen Firmen mit weniger Produkten finden sich häufig nicht dieselben Skalen- und Diversifika- tionseffekte. Zugleich sind viele der Top-Performer am Aktienmarkt Growth-Firmen, deren Er- tragspotenzial in der Zukunft liegt. Gibt es für eine Ratingagentur bei Unternehmen überhaupt „gute“ Schulden? Oder ist Ver- schuldung per se negativ? Wir betrachten bei der umfassenden Kre- ditanalyse nicht nur Verschuldungskenn- zahlen, sondern messen dem Geschäftsrisi- ko, also der zu erwartenden Volatilität der Erträge, eine sehr große Bedeutung zu. Fir- men mit einem aussichtsreichen und rela- tiv stabilen Geschäftsmodell können sich daher deutlich mehr Schulden leisten. Denken Sie an die Immobilienentwickler: Die haben ein sehr anfälliges Geschäftsmo- dell und sollten daher weniger Kredite auf- nehmen. Ganz anders ist das bei einem Immobilienbetreiber. Unternehmen kön- nen bei ähnlichen Verschuldungsgraden sehr unterschiedliche Ratings haben. In Deutschland steht die Autoindustrie der- zeit unter massivem Druck. Was ist Ihre Einschätzung: Kämpfen die Autobauer mit zyklischen oder langfristigen und potenziell existenzbedrohenden Problemen? Die großen strukturellen Veränderungen mit der E-Mobilität sind ja schon seit eini- gen Jahren bekannt, und seither verzeichne- ten viele Autobauer sogar Rekordjahre bei Umsatz und Gewinn. Jetzt kämpft die gan- » Wir glauben, dass die schlechtesten Zeiten am Immobilienmarkt hinter uns liegen. « Tobias Mock, S&P Global FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH MARKT & STRATEGIE Tobias Mock | S&P Global 148 fondsprofessionell.de 4/2024
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=