FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Teurer Schadenfall Denn kommt es zur Marktkorrektur, steigt die Volatilität steil an.Die Sicherungs- nehmer lösen ihre Sicherungen und die Versicherung springt ein – das bedeutet Verluste für die Fonds. So etwa Anfang 2020 im Covid-Crash oder auch bei der Marktkorrektur Anfang August 2024. „Die starken Marktturbulenzen waren ein klas- sisches Schadenereignis, bei dem die Prä- mieneinnahmen die Verluste nicht kom- pensierten und der Versicherer einen Ver- lust erleidet“, so Lupus-Alpha-Experte Ritter. Dabei lagen die Tagesschwankungen kurz- zeitig deutlich über dem eingepreisten Vo- latilitätsniveau – und die meisten Fonds rutschten in die Verlustzone. Doch gerade nach einem solchen „Versicherungsfall“ steigt auch die Volatilitätsprämie rasant an, da am Aktienmarkt mehr Absicherung nachgefragt wird. Die Folge: Der Verkauf von Optionen bringt nun spürbar höhere Prämien, und die Fonds partizipieren deut- lich schneller und stärker an der Erholung. Beliebte Indizes Die Strategien unterscheiden sich teils deutlich hinsichtlich ihrer Parameter.Meist agieren sie im S&P 500 und Eurostoxx 50, da auf diese Indizes viele Op- tionen gehandelt werden. So setzen etwa Lupus Alpha und Finccam in ihren Vola-Strate- gien auf beide Indizes. „Die sehr hohe Nachfrage nach Op- tionsabsicherung führt dazu, dass die Volatilitätsrisikoprämie der Aktienindizes S&P 500 und Euro Stoxx 50 am attrak- tivsten ist“, sagt Finccam-Experte Brunner. Andere Anbieter wie Empureon nutzen ganz über- wiegend S&P-500-Optionen. Multi-Asset-Ansätze wie die Ve- ga-Return-Strategie von 7Orca, die auch auf Volatilität imZins- und Währungsbereich setzen, sind die Ausnahme. Die meisten Fonds wählen Optionen mit Laufzeiten zwischen ein bis zwei Mo- naten. Je nachdem, wie weit die Optionen aus demGeld – „out of the money“– sind, desto weniger anfällig, aber auch geringer ist in der Regel die Prämie. Grundsätzlich profitieren die Verkäufer von Put-Optionen von steigenden Märkten, da der Wert der Optionen dann abnimmt; stark sinkende Märkte wiederum belasten die Wertent- wicklung. Feris Optoflex-Strategie oder auch Empureons Vola-Ansatz sind so aus- gelegt, dass sie etwas stärker von einem stei- genden Markt profitieren. Andere Anbieter wie Lupus Alpha vermeiden dagegen durch einen sogenannten Delta-Hedge die positive und negative Partizipation am Ak- tienbeta. „Wir neutralisieren direktionale Risiken aus Aktien, um die Volatilitätsrisi- koprämie ohne zusätzliche Aktienrisiken zu vereinnahmen“, erklärt Ritter. Einige Fondsmanager wie Finccam nutzen neben klassischen Short-Optionen auch Varianz- Swaps. Deren Vorteil: Sie beziehen sich direkt auf die Volatilitätsprämie und rea- gieren deutlich weniger stark auf sinkende Aktienkurse – sofern diese nicht mit einem Anstieg der Volatilität einhergehen. „Dies führt insbesondere bei Seitwärts- und leicht negativen Aktienmärkten zu einem deut- lichen Vorteil“, betont Brunner. Rückversicherung Die Volatilitätsprämie ist zwar imDurch- schnitt positiv, allerdings bei einer sogenannten asymmetri- schen Verteilung: Der Verkäu- fer erhält eine geringe Prämie, muss allerdings einen poten- ziell sehr hohen Verlust tragen. Das war etwa in der Corona- krise der Fall, als die wichtigs- ten Indizes um mehr als 25 Prozent nach unten rauschten und die Volatilität nach oben schoss. Aus solchen plötzlichen und starken Marktturbulenzen und dem daraus resultierenden sprunghaften Anstieg der Vola- tilitäten entstehen die größten Risiken für die Fonds. Gegen diese Extremrisiken sichern sich die meisten Vola-Fonds Nervöse Märkte Volatilitätsrisikoprämie des Euro Stoxx 50 Die Volatilitätsrisikoprämie ist beim Euro Stoxx 50 in 80 Prozent der Fälle positiv. Nur bei 20 Prozent ist sie – dann aber oft stark – negativ. Quelle:Finccam Investment (Datenbasis:Eurex,CBOE,Bloomberg) -50 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Risikoprämie über 30 Kalendertage Mittelwert: +3,6 % 2010 2015 2020 2001 2005 2024 » Die Volatilitätsrisiko- prämie ist beim S&P 500 und Euro Stoxx 50 am attraktivsten. « Bernhard Brunner, Finccam MARKT & STRATEGIE Alternative Investments 170 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © FINCCAM
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