FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Party mit offenem Ende Donald Trump gewinnt – und die Börse feiert. Auf lange Sicht bergen die Pläne des künftigen US-Präsidenten aber enorme Risiken. Nicht nur für einzelne Branchen, sondern weit darüber hinaus. D ie Reaktion der Wall Street auf Donald Trumps Wiederwahl ist geeig- net, ein altes Vorurteil zu bestätigen: An den Finanzmärkten regieren Zyniker. Da kehrt ein verurteilter Straftäter und Demo- kratieverächter ins Weiße Haus zurück – und was passiert an der Börse? Sie feiert das mit einem neuen Rekordhoch. Einige Wochen nach der Wahl fällt das Bild etwas differenzierter aus. Als Trump ankündigte, dass künftig der Impfgegner Robert Kennedy Jr. das Gesundheitsminis- terium führen soll, sackten die Aktienkurse der US-Pharmakonzerne ab. Besonders hoch fielen die Verluste bei den großen Vakzinherstellern Moderna und Pfizer aus. Schlagwörter wie Deregulierung oder Steuersenkungen kommen an der Wall Street gut an, ein Verschwörungstheoretiker an der Spitze eines wichtigen Ministeriums ruft in den Handelssälen dann aber doch ein gewisses Unbehagen hervor. Kennedy reiht sich ein in eine illustre Riege, die daran zweifeln lässt, ob von der US-Administration in den kommenden Jahren eine seriöse Politik zu erwarten ist, die es letztlich als Basis einer funktionieren- den Wirtschaft braucht. Justizminister soll Matt Gaetz werden. Als seine einzige Quali- fikation für dieses Amt nennen unabhängi- ge Beobachter dessen unbedingte Loyalität zu Trump. Der skandalumtoste Abgeord- nete ist imRepräsentantenhaus selbst unter Republikanern verhasst. An die Spitze des Energieministeriums wiederum soll Chris Wright rücken, der Chef eines Fracking- Dienstleisters, der öffentlich sagt: „Es gibt keine Klimakrise.“ Die Liste fragwürdiger Nominierungen ließe sich fortsetzen. Politik nicht überbewerten? Früher wurde auf dem Parkett gern die Weisheit bemüht, politische Börsen hätten kurze Beine. Soll heißen: Anleger sollten die Politik nicht überbewerten. Über die Kursentwicklung entscheidet nicht der Prä- sident, sondern die Geschäftsentwicklung der Unternehmen. „Trotz aller Unsicherhei- ten ist es wichtig zu beachten, dass der Ein- fluss staatlicher Entscheidungen auf die Wirtschaft oft überschätzt wird“,meint bei- spielsweise Paul Dalton, Investmentdirektor im Aktienteam von Federated Hermes. „Die US-Wirtschaft ist ein starkes, sich stetig weiterentwickelndes System, das durch die täglichen Entscheidungen unzähliger Men- schen und Unternehmen getragen wird – unabhängig davon, wer im Weißen Haus regiert.“ Bleibt zu hoffen, dass die alte Bör- senweisheit auch diesmal zutrifft. Es spricht » Für die US-Börse ergibt sich auf Sicht der nächsten Monate ein ideales Umfeld. « Manfred Schlumberger, Fürstlich Castell’sche Bank Donald Trump konnte sich schon Stunden nach Schließung der Wahl- lokale zum Sieger erklären. Mittler- weile ist klar, dass die Republikaner nicht nur den Senat, sondern auch das Repräsentantenhaus dominieren. John Emerson , ehemaliger US-Botschafter in Deutschland und Vice Chairman der Capital Group, erläutert, was Europa und die Weltpolitik nach Trumps Amtseinführung erwarten dürfen. ANMELDUNG: fondsprofessionell.de MANNHEIM, 29. + 30. JAN. 2025 MARKT & STRATEGIE US-Wahl 192 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © EVA MARIE UZCATEGUI | BLOOMBERG.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=