FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Angriff auf die Fed Eine Frage, die fast alle Finanzmarktteil- nehmer umtreibt: Wie ernst ist Trumps Ankündigung zu nehmen, die Zinsent- scheide der Federal Reserve (Fed) beeinflus- sen zu wollen? „Wir halten verstärkte Sor- gen an den Finanzmärkten für möglich, falls Donald Trump die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu untergraben ver- sucht, und sei es nur in Form von Kom- mentaren“, sagt Michael Krautzberger, der Anleihenchef von Allianz Global Investors. „Jeder fortgesetzte Angriff auf die Fed könnte den Trend zur Verringerung der internationalen Vormachtstellung des Dollars verstärken.“ Fed-Chef Jerome Powell machte zwar deutlich, dass er nicht zurücktreten wird und dass er laut Gesetz auch nicht abge- setzt werden kann. „Aber auch eine unver- antwortliche Fiskalpolitik könnte zu einem Verlust der Unabhängigkeit führen“, warnt Axel Botte, der Chefstratege des franzö- sischen Investmenthauses Ostrum Asset Management. „Wenn Defizite und Schul- den erst einmal außer Kontrolle geraten, sind die Zentralbanker gezwungen, die Schulden zu monetarisieren.“ Eckhard Schulte, Vorstandschef des Ver- mögensverwalters Mainsky Asset Manage- ment, rät dazu, das Thema „Trump und die Unabhängigkeit der Fed“ rationaler zu be- trachten. „Erstens wird der Republikaner nicht versuchen, die Unabhängigkeit der Fed zu untergraben, da er dafür keine Mehrheit im Kongress – auch aus den eige- nen Reihen – erhalten würde“, ist Schulte überzeugt. Zweitens habe Trump kein Interesse an einer Politik, die die Inflation erhöht. „Er weiß genau, dass die Demokra- ten diese Wahl insbesondere deshalb ver- loren haben.“Er werde einen Fokus auf die Zwischenwahlen 2026 legen und nicht mit einer Niederlage nach nur zwei Jahren wieder zur „Lame Duck“werden wollen. Edgar Walk, der Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, argumentiert jedoch, dass Trumps Pläne ein „erhebliches inflationäres Potenzial“bergen, was die Fed vor eine große Herausforderung stelle. „Strafzölle führen zu höheren Import- preisen, was die Inflation antreibt“, sagt er. „Die Zölle entfalten aber nur dann die ge- wünschte Wirkung, wenn der US-Dollar nicht gleichzeitig aufwertet und damit den Effekt der Strafzölle vollkommen neutra- lisiert. Damit sich aber der Dollar ab- schwächt, müsste die US-Notenbank eine zu lockere Geldpolitik betreiben, was wiederum die Inflation antreiben würde.“ „Auf dem Weg zur Autokratie“ Powells Amtszeit endet im Februar 2026. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird es Trump gelingen, auch auf diesem Posten einen Gefolgsmann zu installieren. Damit rechnet jedenfalls Heinz-Werner Rapp, der Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Doch das ist nur eines von mehreren gravierenden Risiken. „Ame- rika ist auf direktem Weg zur Autokratie“, mahnt Rapp. Geschützt durch das Oberste Gericht, das präsidiale Immunität garan- tiert, dürfte Trump sehr schnell darange- hen, die USA in Richtung Präsidialdiktatur umzubauen. „Trump wird seine antidemo- kratische Haltung umgehend unter Beweis stellen und den staatlichen Machtapparat massiv umgestalten – auch mit verfassungs- widrigen Maßnahmen“, erwartet Rapp. Ziel sei eine massive Machtkonzentration auf das Amt des Präsidenten, verstärkt durch eine weitgehende Eliminierung demokra- tischer Checks and Balances. Dies untergrabe nicht nur das Prinzip der Gewaltenteilung, sondern gefährde auch die Unabhängigkeit des US-Justizmi- nisteriums und des FBI. „Es ist damit zu rechnen, dass Trump diese Institutionen zur Verfolgung politischer Gegner miss- braucht. Zudem wird Trump die Kapitol- Stürmer des 6. Januar 2021 begnadigen – und möglicherweise sogar sich selbst“, so Rapp. Einen willfährigen Justizminister hat er schon gefunden. BERND MIKOSCH FP Heinz-Werner Rapp, Feri Cognitive Finance Insti- tute: „Trump wird seine antidemokratische Haltung umgehend unter Beweis stellen.“ Edgar Walk, Metzler Asset Management: „Straf- zölle führen zu höheren Importpreisen, was die Inflation antreibt.“ » Trump hat kein Inter- esse an einer Politik, die die Inflation erhöht. « Eckhard Schulte, Mainsky AM MARKT & STRATEGIE US-Wahl 196 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © FERI COGNITIVE FINANCE INSTITUTE, METZLER ASSET MANAGEMENT
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