FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

D ie Welt ist immer noch ganz simpel und unipolar, wenn man einer einfachen Gewichtung nach Börsenwert folgt: Die USA sind darin der absolute Gigant. 64 Prozent des MSCI All Country World Index sind in ameri- kanischen Aktien alloziert. Danach folgen Japan mit fünf Prozent und die größeren europäischen Märkte mit je zwei bis drei Prozent Gewichtung. Blickt man jedoch auf den heutigen Globus, so ist diese amerikazentrische Weltsicht der Börsen total obsolet. Der Anteil der USA an der Weltwirt- schaft beläuft sich trotz des starken Dollars auf 25 Prozent, kaufkraftbereinigt sogar nur noch auf 15 Prozent. Eine Gewichtung von 64 Prozent USA wie imWeltindex impliziert, dass die US-Un- ternehmen bis in alle Ewigkeit rund zwei Drittel aller Unternehmensgewinne einfahren werden. Das war allenfalls noch theoretisch denkbar in einer globalisierten Welt ohne politische Rivalitä- ten. Doch die aktuelle Welt verändert sich dra- matisch: Handelsschranken werden hochgezo- gen, Sanktionen verhängt, mit Krieg gedroht, aus „Outsourcing“ wird „Friendshoring“. Neue Macht- blöcke formieren sich um die beiden Pole USA und China. Der zweite Kalte Krieg hat nach Über- zeugung prominenter Historiker wie Niall Fergu- son schon längst begonnen. Die Herausforderung besteht nun darin, dass daraus nicht der Dritte Weltkrieg wird, sondern dass es wie beim letzten Mal bei einem „Gleichgewicht des Schreckens“ bleibt. Bleiben wir jedoch bei der wirtschaftlichen Seite dieser epochalen Veränderungen. Gemäß den Statistiken der Welthandelsorganisation WTO nehmen das Handelsvolumen wie auch der Wert der gehandelten Güter seit der Covid-Delle wie- der zu. Es ist folglich falsch, von einer Deglobali- sierung zu sprechen, trotz steigender Handels- schranken. Was effektiv stattfindet, ist eine Repolarisierung des Welthandels. China handelt inzwischen mehr Güter mit Südostasien als mit den USA. Mit der einst glücklichen Handelssym- biose „Chimerika“ ist es definitiv vorbei. Immer mehr chinesische Güter, neuerdings sogar um- weltfreundliche Solarpaneele und Elektroautos, werden an der US-Grenze mit Zöllen abgeblockt. Während sich die Amerikaner im „Friendshoring“ der Lieferketten in verlässlichere Partnerländer üben, erlebt China einen sagenhaften Export- boom, trotz der fallenden Nachfrage aus den USA. Der monatliche Handelsbilanzüberschuss der Volksrepublik ist auf über 90 Milliarden Dollar angestiegen. Das ist doppelt so viel, wie die einstigen Exportweltmeister Deutschland und Die multipolare Anlagewelt Die Welt verändert sich politisch und wirtschaftlich rasant. Die zwei Machtpole USA und China umwerben die neutralen Staaten des globalen Südens. Die meisten Anlagedepots beruhen dagegen auf dem alten unipolaren Modell mit Zentrum USA. Es ist Zeit für eine Neuausrichtung. China ist in kürzester Zeit zum weltgrößten Exporteur von Autos geworden. QUANTEX AIF MULTI ASSET FUND ANZEIGE

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