FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Inmitten einer Phase, in der sich mehr und mehr Anleger von Immobilieninvestments abwenden, hat Christine Bernhofer den Vorstandsvorsitz von Real IS übernommen, einem der größten Immobilienmanager Deutschlands. D ie Real IS ist eine auf Immobilien- investments spezialisierte Tochterge- sellschaft der Bayerischen Landesbank mit derzeit rund 12,5 Milliarden Euro Assets under Management. Überwiegend initiiert sie über Spezial-AIFs und Individual- mandate Fondslösungen für institutionelle Investoren. Doch das Unternehmen ist auch im Geschäft mit Privatanlegern aktiv. Bis 2019 hat es geschlossene Publikums- fonds aufgelegt, zuletzt eine zehnteilige Fondsserie mit Büroimmobilien in Austra- lien. 2019 folgte dann der offene Immo- bilienfonds Realisinvest Europa mit dem Schwerpunkt auf europäischen Büro-, Logistik- und Handelsimmobilien. Im Frühjahr 2023 leitete Real IS einen Generationenwechsel ein und berief Chris- tine Bernhofer in den Vorstand. Als Jochen Schenk, der Real IS mehrere Jahrzehnte lang geprägt hat, Ende September dieses Jahres aufhörte, übernahm Bernhofer von ihm den Vorsitz des Gremiums. FONDS professionell traf sie in der Real-IS-Zentrale in München zum Gespräch – fünf Stock- werke über dem Hofbräukeller. Frau Bernhofer, noch stecken wir mitten in einer Immobilienkrise.Wann ist sie vorbei? Christine Bernhofer : Ein Jahr mindestens wird sie noch gehen. Wie beurteilen Sie denn die gegenwärtige Großwetterlage am Immobilieninvestment- markt? Es war ein extremer Schwenk von einem Höhenflug zu einer Vollbremsung. Wir hatten durch den Niedrigzins eine Son- derkonjunktur mit Milliardenumsätzen – und binnen wenigen Monaten kam der Transaktionsmarkt zum Stillstand. Die jüngsten Zinsschritte haben bisher noch keinen großen Umschwung der Groß- wetterlage bewirken können, auch weil keine psychologischen Impulse von ihnen ausgingen. Was meinen Sie damit? Man hatte ja das Gefühl, im freien Fall zu sein, und man wusste nicht, wo das noch hingeht. Aber jetzt hat sich ein Boden gebildet, und von demGefühl, dass wir das Schlimmste hinter uns haben, könnte auch ein wenig mehr Optimismus ausgehen. Ausgestanden ist’s aber auch noch nicht. Noch nicht ganz, weil außer dem Zins- niveau noch andere Aspekte zum Tragen kommen, die ganz anders zu bewerten sind. Da sind zum Beispiel der nach wie vor bestehende Spread zwischen einer risikolosen Anlage und Immobilienanla- gen oder die Angst vor einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Kein Wachstum, keine neue Flächennachfrage. Andere euro- päische Länder sind auf dem Wachstums- pfad, aber die meisten Anleger hierzulande haben in deutsche Immobilien investiert. Was also tun? Momentan besteht die Kunst nicht nur darin, neu zu vermieten, sondern Mieter zu halten, sodass sie nicht ausziehen oder Flächen reduzieren. Das erfordert Verständ- nis für die Bedarfe der Mieter und inten- siven Austausch. „Wir profitieren von der Gnade der späten Geburt “ » Die jüngsten Zins- schritte haben bisher noch keinen großen Umschwung der Groß- wetterlage bewirkt. « Christine Bernhofer, Real IS SACHWERTE Christine Bernhofer | Real IS 220 fondsprofessionell.de 4/2024

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