FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Mit den Preisen kommt auch das Trans- aktionsaufkommen zurück. Der Immobi- lieninvestor Praemia beziffert das Volumen der während der ersten drei Quartale ge- handelten Wohnimmobilien in Deutsch- land auf 5,9 Milliarden Euro. „Nach einem leichten Anstieg Mitte Oktober bewegen sich die Zinsen für zehnjährige Darlehen jetzt wieder um den bisherigen Jahrestiefst- wert von rund 3,3 Prozent“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin des Baufinanzierungs- vermittlers Interhyp. Für das kommende Jahr erwartet sie, dass sich die Zinsen wie- der der Vier-Prozent-Marke nähern. Historisch gesehen sind Bauzinsen um vier Prozent nicht viel. Dass sich Privatleute mit dem Immobilienerwerb derzeit den- noch schwertun, hat andere Gründe: „Viel wesentlicher als der Bauzins sind die Punk- te finanzielle und wirtschaftliche Unsicher- heit“, sagt Immobilieninvestmentberater Florian Bauer. Wer seine Wohnung wäh- rend des Hypes überteuert gekauft hat, wird möglicherweise auch weiterhin Pro- bleme haben, eine Anschlussfinanzierung darstellen zu können: Für Wohnimmobi- lien in begehrter Großstadtlage wurden Anfang der 2020er-Jahre bis zu 35 Jahres- mieten bezahlt, in München sogar mehr als 40. Die Faktoren bewegten sich zehn Jahre zuvor noch bei 20 bis 25. Die zunehmende Erholung der Preise für Wohn- immobilien lasse jedoch auch jene Investoren Hoffnung schöpfen, die zu historischen Spitzenpreisen gekauft haben. Hotel Der europäische Hotelim- mobilienmarkt befindet sich auf Erholungskurs, in Deutsch- land konnte das Transaktions- volumen sogar enorm zulegen: Während der ersten drei Quar- tale dieses Jahres wurden Ho- tels imWert von mehr als einer Milliarde Euro gehandelt. Das liegt nahezu beim Doppelten des Han- delsvolumens im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Investoren fassen wieder zunehmend Vertrauen in Hotels, denn zu sinkenden Zinsen kommen steigende Auslastungs- zahlen der Häuser. Der Tourismus hat ein starkes Wachstum hingelegt, das sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte. „Aufgrund verbesserter Finanzierungs- konditionen sowie der weiterhin guten Hotelmarktkennzahlen sehen wir eine sich weiter fortsetzende Erholung des Hotel- investmentmarktes und gehen für das Gesamtjahr von einem Transaktionsvolu- men von etwa 1,5 Milliarden Euro aus“, resümiert Helena Rickmers,Head of Hotel Investment bei CBRE. Ausblick Sinkende Leitzinsen und sich stabilisie- rende Immobilienpreise haben für einen Stimmungsumschwung gesorgt.Der Deut- sche Immobilienfinanzierungsindex (siehe Grafik) bildet die Einschätzungen von Finanzierungsexperten ab. Quartalsweise werden die Finanzierungssituation in den vergangenen sechs Monaten und deren er- wartete Entwicklung in den kommenden sechs Monaten bewertet. Im dritten Quar- tal 2024 war er erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder positiv. Weil die beiden Teil- indikatoren seit Langem wie- der sehr nah beieinander lie- gen, lässt sich daraus ein positi- ver Trend für die kommenden Monate ableiten. „Als Stimulus mag dabei das Einläuten des Zinssenkungszy- klus in Europa und den USA wirken, wenngleich sich die realisierten Zinsschritte kaum spürbar in den Finanzierungs- zinsen niedergeschlagen haben. Diese waren bereits eingepreist, aber allein die Erwartung der Märkte, dass die Leitzinsen sin- ken, hat zu einer Stabilität der monetären Bedingungen ge- führt“, erklärt Scheunemann. TILMAN WELTHER FP Aus dem tiefen Tal der Tränen Deutscher Immobilienfinanzierungsindex Sowohl die Finanzierungssituation als auch die Erwartung, wie sie sich ent- wickeln wird, sind positiv. Daraus lässt sich ein Trend ableiten. Quelle:JLLundHWWI -80 % -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % ’24 I ’23 I ’22 I ’21 I 2020 I ’19 I ’18 I ’17 I ’16 I 2015 -80% -60% -40% -20% 0% 20% 40% 60% DIFI Finanzierungs- situation Finanzierungs- erwartung » Wesentlicher als der Bauzins sind die finan- zielle und wirtschaft- liche Unsicherheit. « Florian Bauer, Bauer Immobilien SACHWERTE Immobilienmarkt 230 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © BAUER IMMOBILIEN

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