FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Raus kanten Anleger verschiedener Anleihen der One Group droht ein empfind- licher Kapitalverlust. Der Mutterkonzern Soravia kann die Sorgen nicht zerstreuen und leistet unguten Befürchtungen Vorschub. E s sind in erster Linie vier Immobilien- projekte des österreichischen Immobi- lienkonzerns Soravia, deren Schieflage den Insolvenzantrag der Poolgesellschaft SC Finance Four (SCFF) imMärz dieses Jahres unumgänglich machte: eine Büroimmo- bilie in Unterföhring bei München (UFO), Teil der Allianz-Zentrale, und die drei Wohn- und Hotelkomplexe „Sylter Hof“, „Tegernsee“ und „Zollhafen Mainz“. Den rund 280 Millionen Euro, die Anle- ger in die beiden Namensschuldverschrei- bungen Proreal Europa 9 und 10 (PRE) in- vestiert haben, stehen laut Insolvenzantrag werthaltige Forderungen gegen die von der SCFF kreditierten Projektgesellschaften von gerade einmal knapp fünf Millionen Euro gegenüber. „Vertrauen ist das höchste Gut“ Anleger bangen um ihr investiertes Ka- pital, und Vertriebspartner der One Group sind enttäuscht. Sie haben diversen Zusi- cherungen der Konzernmutter Soravia und ihres Chefs Erwin Soravia persönlich ver- traut und sehen sich getäuscht. Auf einer Veranstaltung im Mai 2022, zu der zahl- reiche Vertriebe geladen waren, umgarnte sie Erwin Soravia: „Wir haben Produkte gehabt, die vielleicht schlechter gegangen sind, aber dann lösen wir das Problem,weil wir sagen: ‚Es ist das Geld von Dritten,mit demwir umgehen, und daher ist Vertrauen das höchste Gut.‘ Das sind Produkte, bei denen wir von Anfang bis Ende in der Verantwortung sind. Wenn es nicht funk- tioniert, müssen wir geradestehen.“ In einer Werbebroschüre aus dem Jahr 2021, die im Vertrieb eingesetzt wurde, hebt die One Group die Vorzüge von Mez- zanine-Kapital hervor. Erwähnt wird zum Beispiel, dass es dann ins Spiel kommt, wenn eine 60- bis 70-prozentige Banken- finanzierung besteht, aber eine für Projekt- entwicklungen typische Lücke zwischen Banken- und Eigenkapitalfinanzierung of- fen lässt, in der sich dann für Mezzanine- Kapital spezifische Chancen ergeben. Vertriebspartner wie Hans Ulrich Kos- mack haben das in ihren Beratungsgesprä- chen stark gemacht. „In dieser Broschüre wird der Eindruck erweckt, dass das Mez- zanine-Kapital der One Group erst nach einer fixierten Bankenfinanzierung ins Spiel kommen würde, was aber zumindest bei den beiden Projekten ‚UFO‘ und ‚Sylter Hof‘ offenkundig nicht der Fall war. In die Projekte ist Kapital geflossen, ohne dass eine Bankenfinanzierung dagewesen wäre“, ärgert sich der Finanzdienstleister. Ohne Bankenfinanzierung ändert sich auch der Charakter des Mezzanine-Kapi- tals. Es rückt zwar theoretisch in den ersten Rang, weil es dann keine anderen zuvor zu bedienenden Forderungen gibt, es nimmt aber zugleich auch den Charakter von Eigenkapital an – das zweite Gesicht des » Wenn es nicht funktioniert, müssen wir geradestehen. « Erwin Soravia, Soravia Investment Holding Die vom österreichischen Immo- bilienkonzern Soravia gebaute und mehrfach preisgekrönte Immobilie „Triiiple“ ist insbesondere durch herausstehende Kanten und frei schwebende Ecken gekennzeichnet. SACHWERTE One Group 240 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © MARTIN HÖRMANDINGER | ZOOMVP.AT
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