FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Mit welchem Zeithorizont rechnen Sie? Je nach Sparte verläuft das aus rechtlichen oder auch technischen Gründen sehr un- terschiedlich. In der Sachversicherung wird es ohnehin auch künftig bei den beiden Risikoträgern Barmenia Allgemeine und Gothaer Allgemeine bleiben. Der Prozess einer Verschmelzung der Gothaer Kranken auf die Barmenia Kranken wird voraus- sichtlich bis zu drei Jahre dauern, was aber für Kundinnen und Kunden keinerlei Aus- wirkungen auf deren Versicherungsschutz oder ihre Prämien haben wird. Im Bereich der Lebensversicherung haben wir es da wesentlich einfacher. Inwiefern denn einfacher? Mit dem Closing wurde gleichzeitig die Zusammenführung der beiden Lebens- versicherer vollzogen. Daher wurde der gesamte operative Geschäftsbetrieb, insbe- sondere der Bestand der Barmenia Lebens- versicherung, bereits auf die Gothaer Lebensversicherung übertragen. Aber läuft das ohne Reibungsverluste ab? Immerhin war die ursprüngliche Gothaer Leben der wesentlich größere Partner. Wenn Sie darauf anspielen, dass die Go- thaer knapp zwei Drittel und die Barmenia etwas mehr als ein Drittel an der neu ent- standenen Barmenia Gothaer Finanzhol- ding als dem Dach aller künftigen Risikoträger halten, so kann ich Sie beruhi- gen. Schon während der Verhandlungen im Vorfeld des Zusammenschlusses wurde beschlossen, dass alle wichtigen Entschei- dungen nur einstimmig getroffen werden können, um solche Reibungsverluste so weit wie möglich auszuschließen. Unser erklärtes Ziel war ein Zusammenschluss auf Augenhöhe – auf Konzernebene und auch in der Lebensversicherung. Und was sind die wesentlichen Themen, die speziell Ihren Bereich der Lebensver- sicherung aktuell und auf längere Sicht beschäftigen werden? Für einen Lebensversicherer ist die Zins- entwicklung von enormer Bedeutung. Ein über viele Jahre anhaltendes Niedrigzins- umfeld war eine große Belastung für unser Geschäft, insbesondere in Bezug auf mit hohen Garantiezinsen ausgestattete Altver- träge. Insofern entschärfen gestiegene Zin- sen diese Situation auf der einen Seite etwas, Ertragskraft und Stabilität steigen, und die Risikoposition des Versicherers verbessert sich, weil der Ertrag aus neuen Anlagen besser zu den Verpflichtungen passt. Auf der anderen Seite haben wir durch den starken Zinsanstieg in der jün- geren Zeit die Situation, dass die Reserven in den Kapitalanlagen zu Lasten geworden sind, weil die Marktwerte von bereits gehal- tenen Anleihen sinken. Mit steigendem Zinsumfeld ändern sich zudem die Kapi- talanforderungen nach Solvency II, was ebenfalls nicht ohne Auswirkungen auf Risikomanagement und Kapitalreserven bleibt. Insgesamt macht das die Steuerung des Bestands eines Lebensversicherers er- heblich anspruchsvoller. Andererseitsmüssten doch höhere Garan- tiezinsen zu einer Art Wiederbelebung ge- rade traditioneller Lebensversicherungs- produkte beitragen. » Konkret planen lässt sich der eigene Werde- gang auch in der Asse- kuranzbranche nicht. « Alina vom Bruck, Gothaer Lebensversicherung FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS fondsprofessionell.de 4/2024 265
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