FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
rer und Asset Manager finanzieren Projek- te und Unternehmen und haben daher eine enorme Macht, Veränderungen zu bewirken, gerade auch mit Blick auf ESG- Aspekte“, so Meinhold. Nach ihrer Promotion stieg sie bei der Allianz ein. Von ihr angestoßene Projekte zu nachhaltigen Investments seien aber mangels Priorität aufgegeben worden. 2011 zog sie die Konsequenzen, verließ die Allianz – und begann selbst ESG-konforme Investitionen zu tätigen. Das mündete in der Ver.de Projektgesellschaft AG, deren Vorständin Meinhold ist. Hinter der Gesellschaft steht wiederum die 2017 gegründete Genossenschaft Ver.de für nach- haltige Entwicklung eG, der Meinhold ebenfalls vorsteht. Mittelfristig soll die Genossen- schaft Hauptaktionärin der AG werden. Nachholbedarf Betrachtet man die heutige Einstellung der Assekuranz zur Nachhaltigkeit, so hat sich die Haltung der Branche im Vergleich zu 2011 grundsätzlich geändert: Längst gehört es zum guten Ton, bei Investments auf ESG- Kriterien zu achten. Allerdings sind die Ver- sicherer mit wenigen Ausnahmen noch weit davon entfernt, vollständig nachhaltig unterwegs zu sein – zu kompliziert ist es, die gesamten Kapitalanlagen ESG-konform auszurichten. „Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Versicherer sind hochreguliert, sie haben viele Vorgaben zu ihren Anlagen, dem Risiko und den Margen einzuhalten. Daher kann man deren Vermögen nicht so einfach umbauen“, erklärt Meinhold (siehe auch FONDS professionell 2/2021, Seite 256). Nachteilig sei zudem die Diskussion darüber, inwiefern Investments in Gas- oder Atomkraftwerke sowie Rüstungskon- zerne als nachhaltig gelten dürfen. Impact Investing Hier kann das Team von Ver.de punkten, da es dank der Neugründung von Beginn an in nachhaltige Projekte investieren kann, was es trotz fehlender Bafin-Lizenz schon seit einiger Zeit tut. Die Gesellschaft setzt auf erneuerbare Energien, ferner auf nach- haltige Landnutzung, sozial gerechtes Woh- nen, Energieeffizienz und Inklusion. Bei der Auswahl der Investments, für die sie sich Unterstützung von einem fach- kundigen Beirat holt, kommen auch Aus- schlusskriterien zum Tragen. Atomkraft oder Rüstung etwa bleiben strikt außen vor. „Wichtig ist uns, dass wir mit unseren Anlagen eine möglichst große Wirkung auf die Gesellschaft in sozialer und ökolo- gischer Hinsicht erzielen“, sagt Matthias Francke, Leiter Vertrieb bei Ver.de, und fährt fort: „Dafür haben wir eine Wir- kungsmatrix entwickelt, mit der wir den Impact der Investi- tionen messen können.“ Aktuell haben die AG und die Genossenschaft insgesamt knapp eine Millionen Euro in- vestiert, mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien. „Unser Portfolio besteht derzeit zu 80 Prozent aus Green Bonds. Die übrigen 20 Prozent stecken unter anderem in Genossen- schaftsanteilen an der GLS Bank und einer Wohnungs- baugenossenschaft, die alle neben dem Impact die erwar- tete Rendite erzielen“, berichtet Meinhold weiter. Das Team von Ver.de besteht derzeit aus sieben Mitarbeitern. Im Bild sind vier zu sehen (v. l. n. r.): Michael Gerber (internes Management), Matthias Francke (Vertrieb und Kapitalakquise), Elena Sulzbach (Kommunikation) und Marie-Luise Meinhold (Vorstand). Grüne Minderheit So viele Versicherungskunden sind nachhaltig orientiert. Basis der Auswertung ist der individuelle Nachhaltigkeitsaffinitäts-Score von 1.660 Versicherungskunden. n=1.660;DeutschlandundSchweizaggregiert |Quelle:Elaboratum Neutrale Grundhaltung 40,6 % Nicht nachhaltige Grundhaltung 36,0 % Nachhaltige Grundhaltung 23,3 % FONDS & VERSICHERUNG Ver.de 276 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © STEPHANE ITEN I VER.DE
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