FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Diese Kapitalanlagen sind die Basis für „Ver.de Bike“, die 2020 gestartete „Fahrrad- absicherung“ gegen Diebstahl, Vandalis- mus, Unfall und Sturz. „Wir haben damals mit der Bafin gesprochen. Sie hat dem Pro- dukt zugestimmt, solange wir es nicht ‚Fahrradversicherung‘ nennen – das dürfen wir bislang nämlich nicht“, erklärt Mein- hold. So ist es möglich, schon ohne Versi- cherungslizenz amMarkt aktiv zu sein.Die kurz nach Produkteinführung einsetzende Corona-Pandemie verhinderte zwar einen größeren Erfolg – der Plan, den Vertrieb über Flyer in Fachgeschäften anzukurbeln, ging damals nicht auf. Makler können die Absicherung aus Haftungsgründen nicht vermitteln, ein Onlinevertrieb in großem Stil kommt wegen der hohen Marketing- kosten ebenfalls nicht in Frage. Die Neu- kundengewinnung läuft im Wesentlichen also über Empfehlungen. „Dennoch si- chern wir bereits ein paar tausend Fahrrä- der ab, wobei die Schadensquote übrigens sehr gut ist“, berichtet Francke. Zudem sam- melt das Ver.de-Team so praktische Erfah- rungen für die Führung eines Versicherers. Fehlendes Geld Die Gründung des „richtigen Versiche- rers“ erfolgte bislang nicht, es hängt am lieben Geld. Auch wenn bereits fast eine Million Euro investiert sind und Ver.de ins- gesamt 2,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen, die zum Großteil aus dem privaten Umfeld kommen: Erst wenn mindestens 3,5 Millionen Euro an Kapital eingesam- melt sind, kann Ver.de bei der Bafin die Gespräche zur Zulassung als Versicherer wieder aufnehmen. Auf der Suche nach Investoren ist Mein- hold bereits seit 2011, bislang ohne durch- schlagenden Erfolg. Risikokapitalgeber winkten regelmäßig ab. „Sie sind in der Regel an einer schnellen Vervielfältigung ihres Kapitals interessiert. Die Bewertung der Zielunternehmen soll rasch steigen. Da hat man es als Versicherer deutlich schwe- rer als beispielsweise ein Insurtech, dem von vornherein ein deutlich schnelleres Wachstum zugetraut wird“, berichtet Mein- hold. Zudem sind Versicherungsgesellschaf- ten naturgemäß recht kapitalintensiv, das Geld ist für lange Zeit gebunden – ein weiterer Faktor, der Risikokapitalgeber ab- schreckt. Auch bei anderen Versicherern wurde sie vorstellig, mehr als ein Treffen mit den Vorständen sprang dabei aber nicht heraus. 2022 versuchten Meinhold und ihre Kollegen es bei institutionellen Anlegern, schließlich standen sie dank „Ver.de Bike“ nicht mehr mit leeren Hän- den da. „Leider ebenfalls ohne Erfolg, da diese Investoren einen längeren Track Record wünschen“, gibt Meinhold das Feedback wieder. Genossenschaft springt ein Die Gründerin gibt aber nicht auf. Lösen soll das Kapitalproblem nun die eigene Ge- nossenschaft, deren Mitglieder den Start des Versicherers mit ihren Beiträgen finan- zieren könnten. Daher startete Ver.de An- fang 2023 eine Kampagne zur Gewinnung neuer Mitglieder – durchaus mit Erfolg: Von anfangs neun Genossen stieg die Zahl der Mitglieder bis Ende 2022 auf 160,mitt- lerweile sind rund 500. Meinhold ist zudem optimistisch, weite- re Gespräche mit potenziellen Investoren stehen. Sollte es klappen, ist sie sehr zuver- sichtlich, dass die Zulassung durch die Bafin kein großes Problem ist, da Ver.de bereits mit der Aufsicht kooperiert. Auch in puncto Vertrieb geht es voran: „Mit zwei Maklerpools haben wir bereits Absichts- erklärungen für eine Kooperation geschlos- sen“, so Francke. JENS BREDENBALS FP » Unser Portfolio besteht derzeit zu 80 Prozent aus Green Bonds. « Marie-Luise Meinhold, Ver.de Versicherer in Deutschland: Grüne Tupfen Die Zahl der Versicherer in Deutschland mit vollständig nachhaltigen Kapital- anlagen ist klein. Ein Beispiel ist die Concordia Oeco Leben, die ihr seit 1995 aufgebautes Sicherungsvermögen nach eigenen Angaben vollständig nach- haltig ausgerichtet hat. Gleiches gilt für die erst Anfang 2022 an den Start gegangene Signal Iduna Lebensversicherung AG. Die gesamten 114 Millionen Euro (Stand Ende 2023) sind in Green Bonds sowie in Anlageinstru- mente im Bereich der erneuerbaren Energien an- gelegt. Die Barmenia Leben, die ihren Bestand auf den Fusionspartner Gothaer Leben übertrug, und der Versicherer im Raum der Kirchen (VRK) haben ihre Kapitalanlagen im Branchenvergleich ebenfalls sehr nachhaltig ausgerichtet. Die Stuttgarter Leben gilt unter Bran- chenkennern ebenfalls als ESG-Vorreiter. Bei ihrer Produktlinie „Grüne Rente“ garantiert sie, dass jeder in diesen Versicherungspolicen angesparte Cent nachhaltig angelegt wird – derzeit rund 430 Millionen Euro. Ein Sonderfall ist die Pangaea Life: Unter dieser Marke lancierte der Versicherer Die Bayerische 2018 einen mittlerweile 537 Mil- lionen Euro schweren alternativen Spezialfonds nach Luxemburger Recht, der in Windkraft-, Was- serkraft- und Photovoltaikanlagen investiert. Mitte 2021 folgte ein zweiter aktuell 168 Millionen Euro schwerer Fonds, der weltweit auf nachhaltige Immobilien setzt. Im Bereich der Kompositversicherer gilt die Waldenburger Versicherung als Pionier. Diese Gesellschaft beschloss 2017, die Kapitalanlagen vollständig ESG-konform auszurichten. Die NV Versicherung setzt, ähnlich wie die Stuttgarter, zumindest bei der Produktreihe „Bessergrün“ auf nachhaltige Investments. fondsprofessionell.de 4/2024 277 FOTO: © VER.DE
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