FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Lücke nfüller Die Digitale Rentenübersicht bietet Verbrauchern erstmals einen offiziellen Überblick über alle Versorgungsansprüche im Alter – lässt aber viele Fragen offen. Gut für Finanzberater. W as lange währt, wird endlich gut. Bewahrheitet sich diese Volksweis- heit, müsste die digitale Rentenübersicht grandios werden. Die Vorarbeiten haben bereits 2014 begonnen. 2018 schätzte die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), die jährlich rund 40 Millionen Renten- informationen verschickt, dass der Start- schuss frühestens 2019 fällt. Schließlich begann der Pilotbetrieb Ende 2022, auch weil die nötigen digitalen Schnittstellen so angelegt werden mussten, dass eine Vorrats- datenspeicherung vermieden wird. Ende 2023 startete der Regelbetrieb, bei dem sich die Vorsorgeanbieter noch freiwillig anbin- den konnten. Zum 1. Januar 2025 müssen sie verbindlich bei der Digitalen Renten- übersicht (DRÜ), auch Online-Rentenkon- to genannt, mitmachen. Das gilt laut einer entsprechenden Verordnung für alle Alters- vorsorgeeinrichtungen, die eine jährliche Standmitteilung an ihre Kunden ver- schicken müssen und mehr als 1.000 Vor- sorgeansprüche verwalten. Dazu zählen neben der DRV etwa auch Anbieter von Lebensversicherungen, Ries- ter-Produkten und den bAV-Durchfüh- rungswegen Direktversicherung, Pensions- kasse und Pensionsfonds.Nicht einbezogen sind unter anderem Direktzusagen, Unter- stützungskassen, berufsständische Versor- gungswerke und die Versorgung von Rich- tern und Beamten. Damit die Übersicht funktioniert, müssen die Anbieter auf Anfrage Daten ihrer Kunden an das Portal liefern, das von der DRV betrieben wird. Daraus kann jeder Bürger ablesen, welche finanziellen Ansprüche er aus den drei Säu- len der Alterssicherung – der gesetzlichen Rente sowie der betrieblichen und der pri- vaten Altersvorsorge – erworben hat. Aller- dings ist das nur mit der freigeschalteten Onlinefunktion des Personalausweises möglich. Bisher stößt die Rentenübersicht bei den Bürgern auf eher verhaltene Reso- nanz. Ein möglicher Grund: Deutschland hinkt bei der Nutzung der elektronischen Ausweisfunktion weit hinter anderen euro- päischen Ländern her. 4,4 Millionen Datenabrufe Mittlerweile sind mehr als 710 Altersvor- sorgeeinrichtungen für das Portal angemel- det, von denen Stand Mitte Oktober rund 440 bereits Daten liefern konnten. „Dabei sind bereits über 4,4 Millionen Datenabru- fe von rund 190.000 registrierten Nutzern erfolgt“, berichtet Imke Petersen, Leiterin der Zentralen Zulagenstelle für Altersver- mögen und zugleich der Zentralen Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR). „Das System lebt von der Teilnahme, und wir wollen jeden Nutzer zufriedenstellen“, so ihr Anspruch.Nutzer könnten entweder bei konkreten Anbietern anfragen, welche Versorgungsansprüche bestehen, oder auch alle angebundenen Gesellschaften. „Anbin- dung bedeutet jedoch nicht, dass jede Ein- richtung auch schon Daten liefern kann“, » Da bleibt noch viel Erklärungs- und Interpretationsbedarf. « Jens Göhner, Stuttgarter Leben Das neue Online-Rentenkonto bildet nur einen Teil der Altersvorsorge ab. Professionelle Beratung – etwa durch einen Versicherungsmakler – kann das Tool nicht ersetzen, sind sich Branchenkenner einig. FONDS & VERSICHERUNG Altersvorsorge 278 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © ROBERT KNESCHKE | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=