FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Schwieriger Schutz Bewährungsprobe für die noch junge Cyberversicherung: Hohe Schäden treiben die Preise, Versicherer streichen Kapazitäten. Wie Makler bei ihren Firmenkunden dennoch punkten können. A m 19. Juli dieses Jahres kam es zu einer bislang beispiellosen Computer- panne. Diesmal waren keine Hacker am Werk, sondern die weltweit auftretenden Computerausfälle wurden durch eine fehl- geschlagene Softwareaktualisierung des US- Unternehmens Crowdstrike für sein Produkt Falcon verur- sacht. Crowdstrike ist einer der weltweit größten Dienstleister für Cybersicherheit. Windows- Rechner stürzten massenhaft ab und ließen sich zunächst gar nicht oder nicht vollständig neu starten. Weltweit strande- ten Tausende Passagiere auf Flughäfen, Operationen muss- ten abgesagt werden und Lä- den vorübergehend schließen, Bankkunden bekamen am Automaten kein Geld. „Die Auswirkungen des Crowdstrike-Vorfalls zeigen auch deutlich das Risiko eines Kumulschadens“, sagt Thomas Haukje, ge- schäftsführender Gesellschafter von Nord- west Assekuranzmakler in Bremen. Damit sind Schäden gemeint, die durch dasselbe Schadenereignis verursacht wurden. „Insge- samt hielten sich die versicherten Schäden jedoch bei Crowdstrike sehr in Grenzen“, urteilt der Experte, der im Ehrenamt auch Vizepräsident des Bundesverbands Deut- scher Versicherungsmakler (BDVM) ist. Mit Blick auf den deutschen Cybermarkt ist Haukje zwiegespalten: Einerseits hätten die Firmenkunden weiterhin Bedarf an Versicherungsschutz, andererseits müssten Kunden aus kritischen Bereichen mit Prä- mienanpassungen rechnen. Betroffen seien vor allem Branchen wie Krankenhäuser, Versorgungsbetriebe oder IT-Dienstleister. Wachsende Gefahr Die IT-Bedrohungslage in Deutschland hat sich weiter verschärft. So wurden den Cyberversicherern 2023 rund 4.000 Hackerangriffe gemeldet, ein Plus von 18,7 Prozent zum Vorjahr, berichtet der Gesamt- verband der Deutschen Ver- sicherungswirtschaft (GDV). „Die Leistungen der Versiche- rer stiegen gegenüber 2022 um knapp 50 Prozent auf 180 Mil- lionen Euro“, sagt eine GDV- Sprecherin. Die Schaden-Kos- ten-Quote (Combined Ratio), die das Verhältnis aus Kosten Die IT-Bedrohungslage in Deutsch- land hat sich weiter verschärft. So wurden den Cyberversicherern 2023 rund 4.000 Hackerangriffe gemeldet, 18,7 Prozent mehr als im Vorjahr, berichtet der Branchenverband GDV. Teils umsonst bezahlt Folgen einer Lösegeldzahlung* Nur gut jedem dritten Unternehmen gelingt es, nach einer Hackerattacke alle Daten wiederherzustellen. *nacheinemRansomware-Angriff |Quelle:ForresterConsulting/Hiscox (2003) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Unsere Daten wurden geleakt. Angreifer verlangten mehr Geld. Wir konnten alle Daten wiederherstellen. Wir konnten Teile der Datenwiederherstellen. Antworten von Cybersicherheitsexperten betroffener Unternehmen 38 % 37 % 35 % 34 % FONDS & VERSICHERUNG Cyberpolicen 284 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © ANDREY POPOV | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=