FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Makler ihre Firmenkunden im Jahresge- spräch auf die erwartete Umsetzung der zweiten EU-Netzwerk- und Informations- sicherheitsrichtlinie (NIS-2-Richtlinie) hin- weisen. Sie zwingt etwa 30.000 Unterneh- men in Deutschland, härtere Maßnahmen zum Cyberschutz umzusetzen. Dabei wird auch das Lieferkettenrisiko in den Fokus genommen. Die Umsetzung in nationales Recht sollte bis 18. Oktober 2024 erfolgen, doch in Deutschland ist mit dem entspre- chenden Umsetzungsgesetz nicht vor dem Frühjahr 2025 zu rechnen. Dann werden vor allem „hochkritische Sektoren“ wie Weltraumfahrt, öffentliche Verwaltung und Abwasserwirtschaft sowie „sonstige kriti- sche Sektoren“wie Post und Kurierdienste, Chemikalien, Lebensmittel,Maschinenbau und Forschung europaweite Standards um- zusetzen haben. Konkret gefordert werden dann Konzepte für Risikoanalysen, die Im- plementierung von Cyberhygieneverfahren sowie Cybersicherheitstrainings für Mitar- beiter. Verschärft werden auch die Anforde- rungen an Meldungen von Cybervorfällen innerhalb von 24 bis 72 Stunden. Laut Finlex werden aktuell in Deutschland 13 Prozent der Cybervorfälle nicht oder nicht sofort gemeldet, weil die Unternehmen Re- putationsschäden fürchten. „Diese Zurück- haltung dürfte künftig teuer werden“, fürchtet Erichsen. Im Vergleich zu den vergan- genen Jahren ist aber etwas mehr Ruhe im Cybermarkt eingekehrt, urteilt Finlex. „Fir- menkunden können nach wie vor risikogerechten Cyber- schutz bekommen“, macht Makler Erichsen seinen Berufs- kollegen Mut. Um sich auf dem Markt zu orientieren, können sie beispielsweise die Onlineversicherungsplattform von Finlex für Gewerbe- und Industriekunden nutzen. Bei Marktrecherche und An- bieterwahl steckt der Teufel mitunter aber im Detail. So fühlten sich viele Makler in Sachen Cyberversicherung beim Assekuradeur Cogitanda aus Alten- ahr gut aufgehoben. Assekuradeure ent- wickeln für Versicherer Deckungskonzepte und werden dann mit weitreichenden Voll- machten ausgestattet, etwa mit Blick auf Produktentwicklung, Antragsbearbeitung, Policierung, Vertragsverwaltung, Inkasso und Schadenbearbeitung. „Bei Cogitanda gab es tiefgreifende Änderungen in den Be- reichen Bedingungen, Obliegenheiten und Annahmerichtlinien, die häufig schnell und ohne Rücksprache mit den Maklern beschlossen wurden, um sie später erneut und wieder ohne Rücksprache im Bestand zu modifizieren“, berichtet Stefan Rumpp, Geschäftsführer des Finanz- und Versiche- rungsmaklers Confin in Fellbach. Im Sommer 2024 kündigte Cogitanda zudem überraschend an, die Vergütung ab 2025 in vielen Fällen pauschal um 22 Pro- zent zu kürzen und Courtagevereinbarun- gen zu kündigen, so Rumpp, zugleich eh- renamtlicher Vorstandschef der Interessen- gemeinschaft Deutscher Versicherungsmak- ler (IGVM). Die Intervention der IGVM gegen die einseitigen Vertragsänderungen nutzte nichts. „Der Anbieter hat sich damit als verlässlicher Partner disqualifiziert“, meint Rumpp. Cogitanda beantwortete Fragen der Redaktion nicht konkret, son- dern wiederholte im Wesentlichen einige Passagen aus einem Brief an die IGVM. Deckungsnotstand Ähnlich unerfreulich emp- finden Makler den Teilausstieg der Axa aus der gewerblichen Cyberversicherung. So beklagt der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) den wachsenden Deckungsnot- stand bei klein- und mittelstän- dischen Unternehmen (KMU). „Gerade auch im Bereich der Cybersicherheit und Datenver- arbeitung bestehen unkalkulier- bare Risiken, die die Deckungs- bereitschaft der Versicherer nicht gerade fördern“, kritisierte BVK-Vizepräsident Andreas Vollmer kürzlich bei einem » Eine Cyberpolice kann die Bedrohung eindämmen, wird jedoch erst von 25 Prozent der Befragten genutzt. « Thomas Bischof, Barmenia Gothaer Bitte um Beistand Was Firmen bei Cyberpolicen wichtig ist Bei der Wahl eines Cybertarifs spielt für Firmenkunden die Unterstützung im Schadenfall eine große Rolle. *kleineundmittlereUnternehmen |Quelle:GothaerKMU-Studie2024 0% 10% 20% 30% 40% 50% Präventions- maßnahmen Flexibler Versicherungsschutz 24-Stunden- Notfallhotline Beitragshöhe Assistance-Leistungen imSchadenfall Antworten der Versicherungs- verantwortlichen aus KMU* 51 % 47 % 45 % 41 % 40 % FONDS & VERSICHERUNG Cyberpolicen 286 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © BARMENIA GOTHAER
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=