FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Fachgespräch in Berlin. „Statt die Kunden- ansprache angesichts steigender Durch- schnittsschäden zu verbessern, zieht sich aktuell die Axa aus der Cyberabsicherung für KMU zurück und zeichnet nur noch Großrisiken“, sagt der Geschäftsführer des Maklers Hasenclever + Partner in Bielefeld. „Versicherer verlassen sich in der Risiko- betrachtung zu oft einfach auf ihre Algo- rithmen, statt auf die Expertise der profes- sionell agierenden Gewerbeversicherungs- makler zu vertrauen“, kritisiert Vollmer. Es habe sich aber gezeigt, dass die Bestän- de, die die Axa freigebe, gut bei anderen Versicherern zu platzieren seien, hat Spezi- almakler Erichsen beobachtet. „Kleinere Ri- siken können aktuell zu großen Teilen mit einem unveränderten Verlängerungsange- bot für 2025 rechnen. Für die Vertragsver- längerung von größeren Risiken werden je- doch Verlängerungsfragebögen gefordert und – wo in den Vorjahren noch nicht ge- schehen – vereinzelt weitere Auflagen oder Prämiensteigerungen kommen“, prognosti- ziert der Finlex-Experte. Dabei dürften die Kapazitäten im Cybermarkt grundsätzlich wieder wachsen. „Versicherer sind vereinzelt wieder bereit, ihre Kapazitäten auf zehn Millionen Euro pro Firma zu erhöhen“, so Erichsen. Das erhöhe den Verhandlungs- spielraum für versierte Makler. Aufgabe des Vermittlers müsse es zu- nächst sein, die Bestandskunden für das Thema Cybersicherheit und Präventions- maßnahmen zu sensibilisieren, sagt der Spezialmakler. Erst im zweiten Schritt gehe es darum, die Restrisiken mithilfe einer Police abzusichern. „Dabei sind wir stets vor Vertragsabschluss mit einem IT-Exper- ten des von uns ausgewählten Versicherers beim Firmenkunden vor Ort, um die Lage einzuschätzen, bevor eine Strategie gegen Cyberangriffe aufgebaut wird“, erklärt Joa- chim Becker, Geschäftsführer von Genius Versicherungsmakler in Trier. Rückendeckung bekommt er durch die „KMU-Studie 2024“ der Gothaer Versiche- rung, die inzwischen mit der Barmenia fusioniert hat.Der Erhebung zufolge waren 17 Prozent der befragten Firmen schon von einem Angriff betroffen. „Dann ist es wichtig, eine Strategie gegen den Angriff und die Unterstützung von Experten zu er- halten, die umgehend notwendige Maß- nahmen ergreifen können“, erklärt Thomas Bischof, Spartenvorstand Komposit der Barmenia Gothaer. „Eine Cyberpolice kann die IT-Bedrohung eindämmen,wird jedoch erst von 25 Prozent der Befragten genutzt, immerhin mit steigender Tendenz.“Wich- tig seien den Kunden im Schadenfall die Assistance-Leistungen – also Krisenberatung und Datenwiederherstellung. Für 51 Pro- zent der Befragten sind solche Leistungen im Schadenfall laut KMU-Studie das wich- tigste Argument für den Abschluss einer Cyberpolice (siehe Grafik vorige Seite). Risiko Nummer eins Die Bedingungen der Policen können sich jedoch erheblich unterscheiden. Das Analysehaus Franke und Bornberg beur- teilt in seinem permanent aktualisierten Rating „Gewerbliche Cyberversicherung“ 245 Tarife. Sehr gute Schulnoten erhalten nur wenige Tarife (siehe Kasten unten). Cyberrisiken gelten inzwischen für deut- sche Unternehmen als Risiko Nummer eins, weiß Gisa Kimmerle, Head of Cyber beim Spezialversicherer Hiscox Deutsch- land, der 2011 als erster Anbieter Cyber- schutz im deutschsprachigen Raum offe- rierte. Der „Cyber Readiness Report 2024“ von Hiscox attestiert aber nur 26 Prozent aller deutschen Unternehmen eine „fortge- schrittene Cyberresilienz“. Es fehle vielfach noch bei den Mitarbeitern an Verständnis und Aufmerksamkeit für Cyberrisiken, die Budgets für Cybersicherheit seien zu ge- ring und es werde zu schleppend auf die sich rapide ändernden Bedrohungen rea- giert. „Das ist besorgniserregend“, findet Kimmerle. Da bleibt auch noch viel Arbeit für Versicherungsmakler, sich als Risiko- berater ihrer Firmenkunden zu profilieren – und auch den Schutz für den eigenen Betrieb zu verbessern. DETLEF POHL FP » Nur 26 Prozent der Unternehmen kann man eine fortgeschrittene Cyberresilienz attestieren. « Gisa Kimmerle, Hiscox Kaum Bestnoten Die besten von 245 untersuchten gewerblichen Cyberpolicen laut Franke und Bornberg Baloise (Baloise Cyber-Police), Stand 4/2024: Note 0,9 Alte Leipziger (AL_Cyber), Stand 6/2022: Note 1,1 VHV (Cyberprotect 3.0), Stand 12/2020: Note 1,1 HDI (Cyberversicherung für Firmen und Freie Berufe), Stand 6/2022: Note 1,1 Provinzial Nord Brandkasse (Cyber-Versicherung mit Bausteinen), Stand 12/2021: Note 1,3 Quelle:FrankeundBornberg,Rating „GewerblicheCyberversicherung“ |Stand:08.11.2024 fondsprofessionell.de 4/2024 287 FOTO: © HISCOX

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