FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
der Kunde etwa einen in Dollar denomi- nierten Fonds gegen einen anderen in US- Währung tauscht. „Banken können diese Entgelte relativ frei gestalten“, erklärt Wesse- lin Kruschev von der Beratungsgesellschaft Capco. „Der Gesetzgeber macht an dieser Stelle keine Vorgaben, und die Kunden ha- ben den Gebühren, die im Preis- und Leis- tungsverzeichnis aufgeführt werden, zuge- stimmt.“Für die Depotbanken seien solche Entgelte eine willkommene Nebeneinnah- me – zulasten der Anleger. Beispielrechnung Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt das: Angenommen, ein Anleger möchte 10.000 Euro in einen Aktienfonds investieren, der in US-Dollar denominiert ist. Bei einem Euro-Dollar-Kurs von 1,10 sowie einem Spread von 0,5 Prozent werden aus 10.000 Euro nicht 11.000 Dollar, sondern nur 10.945 Dollar. Bei höheren Gebühren sinkt der Betrag in US-Dollar weiter und Anle- ger bekommen, vereinfacht zusammen- gefasst, entweder weniger (Bruch-)Stücke des Fonds ins Depot gebucht oder müssen mehr Euro für die gewünschte Zahl der Anteile investieren. Hinzu kommt, dass die Anteilsklassen in Fremdwährung in aller Regel keine ande- ren Kostenvorteile gegenüber den Euro- Tranchen bieten, die die initiale Belastung durch geringere Gebühren über die Anlage- zeit ausgleichen würden. Das ergab eine Auswertung, die Ali Masarwah, Chef des Anlegerportals Envestor, auf Bitte der Redaktion vorgenommen hat. Er prüfte anhand von rund 800 Anteilsklassen von 80 Fonds die Managementgebühren und die laufenden Kosten für die Euro- und die US-Dollar-Klasse sowie auch in Yen deno- minierte Anteilsklassen: „Die Kosten der Euro- und der in anderen Währungen no- tierten Anteilsklassen sind, gerundet auf zwei Stellen hinter dem Komma, gleich“, so Masarwah. „Bei zwei Fonds waren die Euro-Share-Classes zwei Basispunkte teurer als vergleichbare Dollar-Share-Classes.“ Transparent, aber wenig bekannt Daher verwundert es nicht, dass aus dem Fondsvertrieb mitunter Beschwerden über die Umrechnungsgebühren kommen – so- fern die Beteiligten das Problem überhaupt kennen. Sogar einige langjährige Branchen- kenner zeigen sich in Gesprächen mit der Redaktion erstaunt, wenn sie von dieser Kostenkomponente hören. „Die Depotban- ken weisen diese Entgelte zwar aus, hängen sie aber verständlicherweise nicht an die große Glocke – und kaum ein Anleger stu- diert das Preis- und Leistungsverzeichnis“, kommentiert Kruschev. Gleiches gilt für Dokumente wie die Kostenausweise, die die Fondsplattformen Anlegern zur Verfü- gung stellen müssen. Kaum Optionen bei ETFs Einige Maklerpools haben aber bereits reagiert und empfehlen angeschlossenen Maklern mitunter schon länger, sofern vor- handen, keine Fremdwährungs-, sondern Euro-Anteilsklassen zu ordern. Auch viele Vermögensverwalter greifen bevorzugt zu Fondstranchen in der Gemeinschaftswäh- rung. „Bei ETFs ist das mitunter allerdings kompliziert“, berichtet Eric Wiese, Ge- schäftsführer der NFS Hamburger Vermö- gen, dem Vermögensverwalter der Net- fonds-Gruppe. „Gerade ETFs auf die be- kannten Indizes mit großemUS-Anteil wie den MSCI World werden in aller Regel in Dollar geführt. Bei aktiv gemanagten Fonds bieten die Asset Manager dagegen häufig auch Euro-Anteilsklassen an.“ Anle- ger müssten an dieser Stelle aber darauf achten, nicht aus Versehen eine in Euro abgesicherte Tranche zu erwerben. „Diese Anteilsklassen sind meist deutlich teurer als die ohne Währungshedge“, so Wiese. Fehlt eine in Euro geführte Anteilsklasse, lohnt es sich mitunter, beim Fondsanbieter vorzusprechen. Gerade größere Vertriebs- partner dürfen dort durchaus auf Entge- genkommen hoffen. „Morgan Stanley Investment Management hat auf unsere Anfrage hin für den Global Opportunity Fonds eine in Euro denominierte institu- tionelle Anteilsklasse lanciert“, berichtet ein Mitarbeiter eines Haftungsdaches, der nicht namentlich zitiert werden möchte. So kann man den Umrechnungskosten natürlich auch ein Schnippchen schlagen. JENS BREDENBALS FP Wesselin Kruschev, Capco: „Die Depotbanken weisen diese Entgelte zwar aus, hängen sie aber verständlicherweise nicht an die große Glocke.“ Ali Masarwah, Envestor: „Die Kosten der Euro- und der in Fremdwährungen notierten Anteilsklassen sind gerundet gleich.“ VERTRIEB & PRAXIS Fondsplattformen 320 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © CAPCO, FRANK BEER | ENVESTOR
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