FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Die Wissenschaftlerin Marie Brière, die am Amundi Institute forscht, hat herausgefunden, warum existierende Robo-Advisor- Modelle bei den Kunden oft nicht funktionieren, wo Robos ihre menschlichen Kollegen schlagen – und wie Berater das nutzen. V or sieben, acht Jahren schoss im deutschsprachigen Raum ein Schwall an Robo-Advisors für Kleinanleger aus dem Boden – regelbasierte, elektronische Syste- me, die das Vermögen rational, automatisch und kostengünstig anlegen sollten. Entwe- der wurden sie von Banken als Teil der Ver- mögensverwaltung lanciert oder von Start- ups, die amMarkt selbst ihr Glück versuch- ten. Bei den Anlegern erwiesen sich die Pro- dukte in vielen Fällen jedoch nicht als Ver- kaufsschlager. Die Forschungen der franzö- sischen FinanzwissenschaftlerinMarie Brière zeigen, welche Fehler gemacht wurden. Frau Brière, Banken haben nun ein paar Jahre Erfahrung mit Robo-Advisory. Da ist viel Ernüchterung dabei.Wo ergibt ein Robo Sinn? Marie Brière: Robo-Berater sollen eine maß- geschneiderte Lösung für jeden Kundentyp finden. Es gibt verschiedene Modelle: B2C, also direkt an den Kunden, oder B2B und B2B2C, bei denen der Berater unterstützt wird und die Beziehung zwischen Berater und Kunden bestehen bleibt. Das ist ein ziemlich gutes Modell, denn wir wissen, dass menschliche Berater oft dazu neigen, voreingenommene Ratschläge zu geben. Wie sieht diese Voreingenommenheit aus? Akademische Forschungsarbeiten zeigen zum Beispiel, dass Berater bei jungen Men- schen und Frauen zu wenig nach der per- sönlichen Situation fragen. Sie behandeln ihre Kunden nicht gleich.Wenn ein Mann kommt, neigen sie dazu, mehr Fragen zu stellen, und sie geben engagiertere Ratschlä- ge. Eine andere Sache, die wir herausge- funden haben, ist eine starke Neigung, das eigene Portfolio zu empfehlen. Mit dem, was ein Berater selbst hat, fühlt er sich sicher. Das muss natürlich nicht gut für den Kunden sein. Ein Robo-Advisor sollte eine unvoreingenommene Empfehlung für die Asset Allocation abgeben. Einige Banken haben ihre Robos wieder eingestampft. Andere Produkte dümpeln bei der Kundenakzeptanz dahin. Woran liegt der mangelnde Zuspruch? Ich denke, ein Hauptproblem ist ein gerin- ges Vertrauen gegenüber demAlgorithmus. Dabei bin ich als Forscherin ziemlich be- geistert von dem, was die maschinelle Bera- tung liefert.Wir haben die Anlageergebnisse anhand des Robo-Beraters untersucht, den Amundi für die „Employee Savings Plans“ (betriebliche Vorsorge, Anm.) implementiert hat. Das funktioniert so, dass Mitarbeiter von Unternehmen in eine Auswahl von Fonds investieren können. Für die strate- gische Asset-Allokation wurde ihnen ein Robo-Berater angeboten. Wir konnten 15.000 Personen, die den Robo in Anspruch nahmen, mit Kontrollgruppen vergleichen, die das nicht taten. Im Durchschnitt hatten die Mitarbeiter durch den Robo eine zusätz- liche Rendite von zwei Prozent pro Jahr. Woher kommt diese Mehrrendite? Diese Verbesserungen lassen sich zur Hälfte durch eine höhere Risikoexposition erklä- ren. Die Menschen investieren auf diesem Weg mehr in Aktien. Und die andere Hälf- te ist auf das dynamische Rebalancing zu- „Menschen investieren auf diesemWeg mehr in Aktien“ » Im Durchschnitt erziel- ten die Mitarbeiter durch den Robo-Berater eine zusätzliche Rendite von zwei Prozent pro Jahr. « Marie Brière, Amundi Institute VERTRIEB & PRAXIS Marie Brière | Amundi Institute 334 fondsprofessionell.de 4/2024
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