FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

rückzuführen, das der Robo vornimmt, Anleger aber oft vergessen.Wenn man auf sich allein gestellt ist, agiert man in der Re- gel sehr, sehr passiv.Man schläft imGrunde auf der Asset-Allokation. Der Robo in un- serem Beispiel sendet Signale aus: Sobald die Allokation von dem abweicht, was Ih- nen als optimal empfohlen wurde, erhalten Sie eine E-Mail mit dem Aufruf, das Port- folio neu auszubalancieren. Das bedeutet, dass Sie bei gestiegenen Kursen Aktien ver- kaufen und Aktien zurückkaufen, wenn sie gefallen sind. Der dynamische Rebalan- cing-Mechanismus war in unseren For- schungen ein wichtiger Leistungstreiber. Haben Sie untersucht, wie man die Akzep- tanz bei den Kunden erhöhen könnte? Ja. Etwas, das Sie tun können ist, den Men- schen die Kontrolle über ihre Entscheidun- gen zu geben.Manche Modelle amMarkt automatisieren ja die Entscheidung kom- plett. Das heißt: Sobald ein Kunde zu- stimmt, wird sein Portfolio automatisch ausbalanciert, und er kann nicht eingreifen. Was Amundi implementiert hat, ist völlig anders. Es sendet einen Alarm aus, aber als Kunde bleiben Sie der ultimative Entschei- dungsträger. Wenn Sie mit der Allokation nicht zufrieden sind, können Sie etwas ganz anderes tun.Und indem Sie den Kun- den die Kontrolle geben, schaffen Sie Ver- trauen. Das haben wir in der Forschung immer wieder festgestellt: Menschen ver- trauen einer künstlichen Intelligenz mehr, wenn sie diese kontrollieren können. Nutzen die Kunden diese Eingriffsmöglich- keit dann wirklich? Oder reicht es ihnen schon, dass sie die Möglichkeit haben? Einige nutzen es und können dann durch- aus besser sein als die Maschine – und um- gekehrt.Wir haben da eine sehr interessante Tendenz festgestellt: In Bärenmärkten fol- gen die Leute typischerweise seltener der Rebalancing-Aufforderung: Wenn gerade der Markt zusammengebrochen ist und der Robo-Berater sagt, Sie sollen Aktien zurück- kaufen, ist das natürlich nicht leicht. Hier würde es wahrscheinlich helfen, mensch- liche Berater zu haben, die einen Blick da- rauf werfen. Jemand, der anruft und dabei hilft, in der Panik keine falschen Entschei- dungen zu treffen. Da liegt eine gute Mög- lichkeit für die Mensch-Roboter-Interaktion. Menschliche Berater werden also durch Robo-Advisory nicht umschifft … Meine persönliche Meinung ist, dass das den Beratern Chancen eröffnet.Wenn man zum Beispiel 1.000 Kunden hat,muss man die ja effizient betreuen. Müsste ich ein System entwerfen, wäre es eine KI, die auf- grund des Profils Kunden erkennt, die in Panik geraten könnten. Bricht ein Markt ein, kann ein Berater die 50 Kunden anru- fen, die voreilig reagieren könnten, und sie mit gezielten Vorschlägen unterstützen. Wie hoch sind die Assets under Manage- ment des Robo-Beraters von Amundi? Heute verwalten wir mehr als 450 Millio- nen Euro von etwa 50.000 Kunden in den Robo-Beratungsservices für die Employee Savings Plans. Und über unsere Tochter- » Indem Sie den Kunden die Kontrolle geben, schaffen Sie Vertrauen. « Marie Brière, Amundi Institute FOTO: © MAGALI DELPORTE I AMUNDI INSTITUTE fondsprofessionell.de 4/2024 335

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