FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

gesellschaft Wesave haben wir auch Robo- Beratung für verschiedene Retail-Banking- Netzwerke implementiert, hier aber für die Berater. Wir sprechen von mehr als 1.800 Beratern, die diese Dienstleistungen mit sechs Milliarden Euro an verwaltetem Ver- mögen erbringen. Welche Zielgruppen mögen eigentlich der- zeit Robo-Advisory – und welche weniger? Wir haben festgestellt, dass Frauen und weniger wohlhabende Menschen diese Dienstleistungen seltener nutzen. Von der Art der Ergebnisse waren wir selbst ziem- lich überrascht. Frauen folgen zudem weniger den Rebalancing-Aufforderungen. Umso höher jemand finanziell und digital gebildet ist, desto mehr vertraut er dieser Technologie. Ich denke, darüber sollten wir mehr nachdenken. Denn das ist ein Teil der Erklärung, warum einige der Angebote nicht genug gewachsen sind. Das verwal- tete Vermögen in Robo-Strategien legt zwar zu, aber es ist ein wenig enttäuschend, wenn man es mit dem globalen Wachs- tum der Vermögen vergleicht. Frauen gelten als risikoscheuer … Der Robo erstellt natürlich wie jeder Bera- ter zu Beginn ein Risikoprofil, und wenn man da zurückhaltend antwortet, wird man auch so eingestuft. Aber das geringere Risikoengagement erklärt zum Beispiel nicht, warum Frauen weniger den Auffor- derungen zum Rebalancing folgen. Auch ein geringeres Vermögen erklärt nicht alles. Denn selbst wenn wir gleich vermögende Frauen und Männer ansehen, bleiben in unseren Ergebnissen Verzerrungen beste- hen. Umgekehrt zeigen mehrere Studien, dass Frauen in Führungspositionen gar nicht risikoscheu sind. Sie agieren bei ihren Finanzentscheidungen gleich wie Männer. Wir müssen das mehr untersuchen. Sehen Sie eigentlich Schnittstellen zwi- schen Social Media und Robo-Advisory? Finfluencer kooperieren oft mit Trading- Apps oder -Plattformen, aber eher nicht mit Robos, oder? Momentan sind beide Welten getrennt. Und vielleicht sollten wir darüber nach- denken. Social Media und Influencer ge- winnen viel Aufmerksamkeit. Wir müssen als Branche mit diesen Menschen sprechen. Denn sie erreichen Leute, die wir selbst nicht erreichen können. Natürlich sind nicht alle diese Angebote wirklich gut. Aber das lässt sich regeln. Wir haben in Frankreich zum Beispiel eine Zertifizierung der Regulierungsbehörde für Influencer. Was könnte man verbessern? Handelsplattformen sind oft auch durch die Gamification erfolgreich. Es macht den Leuten Spaß, über Apps zu investieren, bei denen die Konfetti fliegen, wenn man eine Entscheidung trifft. Aber das Design sol- cher Apps kann dazu verleiten, Investitions- fehler zu begehen. Umgekehrt kann man die Frage stellen, ob es möglich ist, einen seriösen Robo-Berater mit etwas Gamifi- cation unter einen Hut zu bringen.Das soll kein Spiel sein. Aber vielleicht könnte man darüber nachdenken, einen sehr kleinen Teil des Portfolios für Gaming zu verwen- den. Auch eine bessere Verschränkung mit Social-Media-Komponenten ist denkbar. Das könnte jüngere Menschen ansprechen, die Robo-Investments ein wenig langweilig finden. Man versucht das ja auch schon. Zum Beispiel bemühen sich Anbieter, das junge Publikummit etwas lustigeren Frage- bögen zur Profilerstellung anzusprechen. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Wir sollten mehr daran arbeiten, Vertrauen aufzubauen. « Marie Brière, Amundi Institute KURZ-VITA: Marie Brière Marie Brière leitet den Bereich Investor Intelligence am Amundi Institute. Sie forscht zu Themen wie Portfoliowahl und strategische Entscheidungen bei institutionellen und privaten Anlegern. Brière ist leitende Wissenschafterin ver- schiedener universitärer Institute in Frankreich und Europa und Mitglied in Beratungsgremien von Behörden wie der EU-Wertpapieraufsicht ESMA. Brière lehrt an der Universität Paris-Dauphine. Bevor sie 2010 zu Amundi kam, arbeitete sie bei Crédit Agricole Asset Management und BNP Paribas. FOTO: © MAGALI DELPORTE I AMUNDI INSTITUTE VERTRIEB & PRAXIS Marie Brière | Amundi Institute 336 fondsprofessionell.de 4/2024

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=