FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Ampel- Schaden Christian Lindners Pläne für ein Altersvorsorgedepot stoßen in der Finanzbranche auf breite Zustimmung. Doch nach dem Zusam- menbruch der Ampelkoalition steht die Umsetzung auf der Kippe. E s sollte der ganz große Wurf werden, ein Gamechanger, ein Paradigmen- wechsel. Dem bis November FDP-geführ- ten Bundesministerium der Finanzen (BMF) war die Reform der staatlich geför- derten privaten Altersvorsorge so wichtig, dass es den entsprechenden Referentenent- wurf Ende September in die Verbände- anhörung schickte, ohne dass er zuvor die Ressortabstimmung durchlaufen hatte. Schnell sollte es nach dem Willen von (Ex-)Bundesfinanzminister Christian Lind- ner (FDP) gehen. Möglichst schon 2026 sollte das Gesetz zur Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge, kurz pAV-Reformgesetz, in Kraft treten. Doch dann kam der Abend des 6. November. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entließ Lindner, die Regierung brach auseinander. Schon am nächsten Morgen wurde Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzler- amt, zumindest vorübergehend zum Fi- nanzminister bestimmt.Nach dem Ampel- Schaden steht die Zukunft des Gesetzes nun in den Sternen. Was aus dem Herz- stück des geplanten Regelwerks, dem Altersvorsorgedepot, werden wird, kann in der aktuellen Schwebesituation auch das BMF nicht beantworten. Richtig gut angekommen Dabei waren die Pläne für das Depot, das den Bundesbürgern eine neue Mög- lichkeit bieten soll, steuerlich gefördert und staatlich bezuschusst ihre Rente aufzubes- sern, vor allem in der Fondsbranche richtig gut angekommen. Das überrascht nicht, schließlich sieht der Referentenentwurf vor, dass die geförderte private Altersvorsorge künftig auch ohne Garantien und eine lebenslange Rente möglich sein soll. Zum ersten Mal hätten sich Kapitalver- waltungsgesellschaften (KVGen) als Anbie- ter staatlich subventionierter Altersvor- sorgeprodukte positionieren können in ei- nem Markt, der bislang ausschließlich den Lebensversicherern vorbehalten ist. Banken, Fondsplattformen, Neobrokern und Versi- cherern hätte das Altersvorsorgedepot eine neue Vertriebsschiene eröffnet. Und auch freie Fondsvermittler hätten profitieren können.Nach demRegierungs-Aus mag es müßig erscheinen, die Regelungen des Referentenentwurfs für das Altersvorsorge- depot genauer zu betrachten. Es lohnt sich jedoch, denn noch ist ein endgültiges Ende des pAV-Gesetzes nicht besiegelt. Unter Lindners Regime hat es sich das alte BMF zum Ziel gesetzt, ein kostengüns- tiges, transparentes und gut verständliches Angebot an Altersvorsorgeprodukten zu schaffen, das eine breite Bevölkerungs- schicht erreicht. Da der Referentenentwurf für das Vorsorgedepot keine Garantien vorsieht, können Sparer dafür gemanagte Fonds und ETFs bis zur Risikoklasse fünf wählen, entsprechende Sparpläne, in der Europäischen Union gehandelte Aktien oder Staatsanleihen. Eine Variante des Altersvorsorgedepots sind Fondspolicen ohne Garantien. Wer mehr Sicherheit wünscht, kann aber auch Versicherungs- produkte mit einer Garantie von 80 oder sogar 100 Prozent wählen. Zu jedem Euro, den ein Bürger in ein Altersvorsorgedepot einzahlt, steuert der Staat 20 Cent bei. Die Obergrenze liegt bei 3.000 Euro jährlich, mindestens 120 Euro Ein Knall, ein Krachen und am Boden liegt die Ampel. Die Ampelkoalition brach Anfang November auseinander. Damit ist auch die geplante Reform der geförderten privaten Alters- vorsorge ins Wanken geraten. VERTRIEB & PRAXIS Altersvorsorgedepot 338 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © SIRJ_PO | STOCK.ADOBE.COM

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