FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024
Hier ist noch was frei Auch vor der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter macht der Nachwuchs- und Fachkräftemangel nicht halt. Was die Unternehmen tun, um Mitarbeiter zu finden – und zu halten. S ie schnüren zunehmend attraktive Gesamtpakete mit Angeboten wie Homeoffice, Workation und Sabbaticals. Sie bieten Gesundheits- und Fitnesspro- gramme an, ermöglichen Nachwuchskräf- ten Weiterbildungen, zum Teil sogar ein duales Studium. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Banken und Sparkassen legen sich richtig ins Zeug, um junge Nach- wuchskräfte und qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen (siehe auch FONDS profes- sionell 4/2023, Seite 408). Und wie sieht es bei den unabhängigen Vermögensverwaltern aus? Da der Fach- und Nachwuchskräftemangel vor keiner Branche halt macht, müssten die Unter- nehmen doch ebenfalls kräftig auf die Tube drücken, um sich jetzt für die Zu- kunft gut aufzustellen. Das tun sie auch. So planen 85 Prozent der Vermögens- verwalter, die Kundengelder von über 500 Millionen Euro betreuen, sich im kom- menden Jahr personell zu verstärken, wie die jüngste Branchenbefragung der Techni- schen Hochschule Aschaffenburg zeigt (sie- he Grafik auf Seite 348). Unter den kleine- ren Häusern, bei denen das verwaltete Ver- mögen unter 50 Millionen Euro liegt, wol- len 2025 immerhin fast 60 Prozent Stellen besetzen. Allein mit vernünftigen Gehäl- tern ist es heute kaum noch möglich, gut ausgebildete junge Mitarbeiter anzuziehen. Das ist den Vermögensverwaltern durchaus bewusst – und sie bieten mehr. Ein drängendes Problem „Der Fach- und Nachwuchskräftemangel ist in unserer Branche schon ein drängen- des Problem“, sagt Falk von Boehn, Leiter Personalentwicklung bei der Hövelrat Hol- ding aus Hamburg. „Allerdings haben wir unseren Verjüngungskurs bereits klar ein- geschlagen und im vergangenen Jahr drei neue Kollegen in den Mittzwanzigern ein- gestellt“, berichtet er. Junge Mitarbeiter zu finden, sei nicht nur wichtig, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, sondern auch, um die Erben der Kunden anzusprechen. „Diese möchten lieber von etwa gleichaltrigen Vermögenspartnern be- treut werden, die in einzelnen Bereichen vielleicht etwas dichter am Puls der Zeit sind als ein Teil ihrer älteren Kollegen“, glaubt von Boehn. Um passende Kandidaten zu finden, setzt der Vermögensverwalter zum einem auf das persönliche Netzwerk der Mitarbei- ter. „Da ziehen glücklicherweise auch alle richtig mit“, so von Boehn. Zum anderen schaltet Hövelrat regelmäßig Onlineanzei- gen und arbeitet mit Personalvermittlern zusammen. „Während die Anzeigen häufig zu einer Flut an Bewerbungen führen, von denen viele dann gar nicht zu der ausge- schriebenen Stelle passen, ist die Vermitt- lung von Bewerbern über Headhunter deutlich gezielter“, sagt von Boehn. Auf die- se Weise hätten sich in den letzten Mona- ten einige interessante Gespräche ergeben. Auf Jobmessen oder an Hochschulen war der Vermögensverwalter bisher noch nicht präsent. Eine Hochschulkooperation hat das Unternehmen aber ins Auge gefasst. Um Mitarbeiter langfristig zu halten, bieten die Hamburger neben vernünftigen Gehältern Weiterbildungen an, die als interne Stipendien ausgeschrieben werden. „So haben wir jetzt unter anderem eine Geschmackvoll eingerichtetes Büro, ausgestattet mit modernster Technik: Um freie Arbeitsplätze zu besetzen, müssen Unternehmen heute mehr bieten als ein gutes Gehalt. Vermö- gensverwalter tun dies auch. VERTRIEB & PRAXIS Personalgewinnung 346 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © VICTOR ZASTOL'SKIY | STOCK.ADOBE.COM
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